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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman
Autoren: Luchterhand
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es ist DEINE Aufgabe!
    Ich bitte dich, Anthony (brüll mich nicht so an), ich bin doch der good guy. Ich bin dem Kunden gegenüber der Nette. Ich bin sein Freund, leben und leben lassen, das ist mein Prinzip.
    Das sei im Prinzip sehr schön, in der Praxis hält ihn Anthony wegen solcher Ansichten für einen Simpel. Natürlich sagt er es nicht so, er weist lediglich auf etwas hin, das Kopp zweifellos selbst wisse, dass im Geschäfts- wie im richtigen Leben die Freundschaft bei Geld aufhöre, gerade weil man leben müsse, damit man leben lassen könne, und wiederholte, nun wieder schnaubend vor Ungeduld (Aber wirklich: Wie ein Pferd!), was im Brief des Chief Financial Officers Mr. Warren Natta stand, dass nämlich ein Geschäft erst ein Geschäft sei, wenn die Ware bezahlt ist.
    Kopp stimmte dem zu, ja, das ist so, zweifellos, wiederholte aber, dass der Verkäufer etc. good guy etc.
    Woraufhin bei Anthony der Geduldsfaden riss, er fuhr Kopp über den Mund, er solle hier nicht herumdiskutieren, Anthony habe keine Zeit für so etwas, die Vorgaben seien klar, er solle gefälligst dienen und das Maul halten (Letzteres natürlich nicht ganz mit diesen Worten), bis dann!
    Paff, aufgelegt.
    Kopp konnte es kaum fassen. Was ist aus der britischen Höflichkeit geworden? (Wo bzw. wieso hat man diesen Rüpel aufgetan? - Wäre dir kühle Herablassung lieber? - Nein. Lieber wäre mir ein Minimum an Respekt.)
    So weit, so gut. Dass es mit diesen Halbleitern häufiger Probleme gibt, ist bekannt. Die sitzt man am besten aus. Du sitzt doch sonst immer alles aus. Was du auf keinen Fall tun solltest,
ist, den Chef deines Chefs in der Zentrale in Sunnyvale in sunny California anzurufen. Doch Kopp tat, nachdem er sich gefangen hatte, nein, noch in dem Ärger, das ist es ja, genau das. Du kannst mich mal. Ich habe den Armeniern, meinem größten Kunden, Ware versprochen, also bekommen die Armenier Ware. Der Chef des Chefs, Mr. Bill Bower, Vice President Global Sales, ist das ganze Gegenteil von Anthony, ein netter Mann mit einer warmen Stimme. Er kann auch singen. Beim letzten Sales Meeting haben wir in der Karaoke-Lounge Sweet home Alabama gesungen, und alle jubelten uns zu.
    Bill sagte schlussendlich dasselbe, dass wir auf den Zahlungen bestehen müssen, aber er sagte es höflich, und er war sich nicht zu schade, eine Erklärung zu liefern:
    Du weißt, die beiden Werke sind ausgelastet, für ein drittes muss man investieren, man muss einen Kredit aufnehmen, und dafür muss man Cash haben, und eigentlich haben wir es auch, bzw. hätten es, wären wir in den letzten Jahren nicht solche unglaublichen Schlampen gewesen, das ist keine Buchhaltung, das ist der Stall des Augias, so etwas ist einer Company wie der unseren unwürdig, abgesehen davon, dass wir es uns nicht leisten können, niemand kann das.
    Danke, Bill, sagte Kopp, etwas beschämt zwischen Nord-, Süd- und Westwand (wie gut, dass die Videotelefonie noch nicht so verbreitet ist), jetzt habe ich es verstanden, und ich gebe dir recht, ich werde es dem Kunden sehr freundlich beibringen, und noch einmal: Thanks, Bill.
     
    Du redest mit Bill direkt?
    Er ist der Sales Chef …
    Und ich bin: YOUR Boss! Du: berichtest an mich, ich: berichte an Bill! Das ist der Weg!
    Kopp versuchte bescheiden anzubringen, dass er nicht denke,
dass Bill »so« wäre, aber Anthony schnitt ihm bereits das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit das Wort ab:
    Was Därjäss denn über Bill wisse, und außerdem sei das irrelevant. Was Europa anginge, und zwar GANZ Europa, habe alles über ihn, Anthony, zu laufen und basta! Er bitte darum, dass so etwas nie wieder vorkommt, er meine es ernst! Wenn Därjäss seine Zweifel habe, möge er sich doch bitte das Memo des CFO noch einmal zu Gemüte führen.
    (Drohst du mir, du Wichser?) (Anthony, please, don’t talk to me like this.) (Dir werd ich’s zeigen!) Oh, I am sorry, sagte Kopp mit Zerknirschung in der Stimme. I did not want to hurt you.
    You did not hurt me.
    Kopp war abermals sorry, falls das das falsche Wort gewesen sein sollte. Du weißt, Englisch is not my mother tongue. Ich meinte möglicherweise harm you. Nein, das war auch falsch. Ich kann dir gar nicht schaden. Du weißt, was ich meine: Ich drücke ein drittes Mal mein Bedauern aus. Ich verspreche, von nun an, brav zu sein. But please, Anthony, never ever talk to me like this.
    Woraufhin Anthony abermals das Gespräch derart beendete, dass er auflegte.
    Obwohl die kleine Schlussnummer - bin armes, ganz
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