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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman
Autoren: Luchterhand
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verschwunden ist (seine 50jährige Frau gegen zwei 25jährige getauscht, nein, Scherz, aber sich verliebt und alles zurückgelassen), oder b) einen Lagerraum, und c) könnte man auch mal aufräumen. Denn auch die Gegenseite, die Nordwand, an der der Tisch steht, ist voll, aber von einer militärischen Ordnung kann dort nicht mehr die Rede sein: Haufen von Zeitschriften, Prospekten, Plänen, Protokollen, Briefen, Memos, Rechnungen, Visitenkarten. Dazwischen überall Zettel. Die wenigsten gepinnt, die meisten gestapelt, gelegt, geworfen, gerutscht, geknüllt, Schrift verblasst oder unleserlich oder man bringt den Zusammenhang zwischen den Stichworten nicht mehr heraus. Eine Sortierunterlage, Plexiglas, 3 Etagen, jede quillt über vor Reisekostenbelegen. (Seit fast 1 Jahr keine mehr gemacht.) Sie haben sich auch schon nach vorne ausgedehnt, so wie neben einem Schutthaufen immer noch ein Müllberg entsteht. Der gelbe Kreditkartenbeleg oben auf dem Haufen
ist bereits zu einem Freund geworden. Wenn wegen irgendetwas ein Luftzug aufkommt, nickt er. Telefon, Bildschirm, Tastatur, unter dem Tisch der dazugehörige Rechner, daneben der Papierkorb, voll. Bildschirm, Tastatur und Rechner benutzt Kopp nicht, er benutzt seinen eigenen Laptop, dafür schiebt er die anderen Sachen weit nach hinten, die Tastatur drückt gegen die Sortierunterlage, Belege trudeln herunter, werden unter die Sortieranlage geknüllt, manchem Thermopapier tut das alles andere als gut.
    In Klammern: in seinem Heimbüro, denn er hat auch ein Heimbüro, ist die Situation dieselbe. D. h. sie ist schlimmer, denn dort lagern zusätzlich sämtliche Computer-relativen Dinge, die er je in seinem Leben angeschafft hat. Eine Wohnung mit zwei Bädern und einem Blaubart-Zimmer, wie Flora sagt. Oder: Liebster, du bist ein netter Mensch, aber auch das personifizierte Chaos. Zu Hause wird über das Zimmer mittlerweile nicht gesprochen, denn das wäre nicht möglich, möglich wäre nur streiten. Flora hält den Rest der Wohnung einigermaßen in Ordnung, und wenn sie dort etwas findet, das so aussieht, als gehörte es in Kopps Zimmer, dann öffnet sie die Tür einen Spalt, legt den Gegenstand auf die nächste freie Fläche und zieht die Tür wieder zu. (Wird er den Gegenstand bemerken, wenn er das nächste Mal das Zimmer betritt? Das ist eine Frage.)
    Darius Kopp seufzte, ging vorsichtig den Pfad zwischen den Kartonkriegern entlang, stellte die Kaffeetasse auf eine freie Ecke des Tisches, passte den silbernen Laptopkoffer in die Lücke in der Mitte ein und schob ihn auf seinen Platz. Der gelbe Kreditkartenbeleg nickte.
    Die nächsten 10 Minuten saß Kopp einfach nur in seinem hervorragend gefederten Drehstuhl (nicht mitgemietet, wir haben ihn uns selbst gekauft, schließlich geht es hier um unser
Kreuz), trank Cappuccino und sah auf den Platz hinaus. - Die Ostwand, dies der Vollständigkeit halber, wird zur Gänze von einem Fenster eingenommen. Die Möglichkeit von Sonnenaufgängen. - An der Ecke gegenüber hoben drei Männer mit Schaufeln hinter einer Abgrenzung aus rot-weißen Bändern ein Loch aus. Nah an der Hauswand, offenbar irgendwas mit dem Fundament. Der eine Mann war ein großer Schwarzer, der andere ein schmächtiger Weißer, der dritte so unauffällig, dass man ihn nicht beschreiben kann. Sie trugen alle T-Shirts, der Gesamteindruck war dennoch so, als arbeiteten sie bereits mit nacktem Oberkörper. Kopp war, als hörte er das Schippgeräusch, das ist aber unwahrscheinlich. Das Gebäude ist klimatisiert, das Fenster dementsprechend verschlossen, zudem höchste Schallschutzklasse - es ist ein belebter Platz.
    Als das vorbei war, der Cappuccino ausgetrunken - unten bleibt süßer Schaum liegen, man könnte ihn auch übrig lassen, aber Kopp lässt ihn nicht übrig, er löffelt ihn aus, wenn er denn einen Löffel hat, diesmal nicht, hatte vergessen, einen mitzunehmen, er behalf sich mit dem Zeigefinger, hielt sich die Tasse über, bis nichts mehr zu holen war - als im Anschluss der Laptop hochgefahren und das E-Mail-Programm geöffnet, als schließlich auch klar war, dass in den letzten zwei Stunden keine neuen Nachrichten von Interesse entstanden waren, er also hätte anfangen können zu arbeiten, war es auch mit Kopps guter Laune vorbei.
    Ich bin also immer noch sauer. Das hätte ich nicht von mir gedacht.
Der Reihe nach:
    Vor zwei Jahren verkaufte ein gewisser Seppo Salonen seine Firma Eloxim, die er erst 7 Jahre zuvor gegründet hatte, an die Konkurrenz, kaufte
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