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Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)

Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)

Titel: Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)
Autoren: Günter W. Hohenester
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Problem: Ich musste unter der Autobahn hindurch. Aber wo? Erst versuchte ich es auf gut Glück, hatte jedoch bald das untrügliche Gefühl, nachdem ich zwei Unterführungen von Landstraßen durchquert hatte und es ständig bergauf ging, die falsche Richtung eingeschlagen zu haben. Also umdrehen, zurück und die Karte zurate ziehen. Auf einem ungepflasterten Platz neben der Straße musste ich feststellen, dass das auch nicht half, denn Bünde war noch auf meiner Karte eingezeichnet, die Autobahn jedoch nicht. So, und wo ist jetzt die Anschlusskarte? Als ich noch in meiner Lenkradtasche wühlte, knirschte neben mir der Kies. Ein profihaft gestylter Radler brachte schlitternd sein Rennrad zum Stehen.
    »Kann ich helfen?«
    Und ob er das konnte.
    Wo ich denn gerade herkäme?
    »Vom Dümmer.«
    »Da war ich gestern auch. Allerdings in Rot.« Er zeigte auf meine blaue Ausrüstung.
    »Wir waren in der Gegend von Osnabrück und hatten das gleiche Problem. Die Routen sind schlecht oder gar nicht ausgeschildert und die Karten immer zu Ende. Wo soll es denn hingehen?«
    »An Bünde vorbei nach Hücker.«
    »Da müssen Sie da entlang bis zu dem kleinen Wäldchen und dann nach links unter der Autobahn hindurch.« Er deutete in die Richtung, aus der ich gekommen war.
    »Auf der Landstraße?«, fragte ich ungläubig.
    »Nein hier.« Er zeigte auf eine Schranke, vor der ein amtliches Verkehrsschild die Durchfahrt verbot und hinter der lose aufgeschütteter Schotter ins Ungewisse führte.
    »Da?« Ich mochte es nicht glauben. »Sind Sie sicher?«
    »Aber ja doch.« Er lachte. »So sind nun einmal unsere Radfernwege.«
    Ich bedankte mich und versuchte es. Bald kam ich auf eine befestigte Straße, dann zum Wäldchen und dort gab es tatsächlich eine Unterführung.
    Es war jetzt gegen 18.00 Uhr und ich fand mich damit ab, irgendwo in den umliegenden Orten einen Gasthof und ein Zimmer zu suchen.
    Das eilte jedoch nicht. Zunächst wollte ich die Gegend erkunden. Ich war nicht alleine unterwegs. Ganze Familien mit Kindern fuhren vor und hinter mir. Sie schienen alle ein Ziel zu haben. Das wollte ich sehen. Ein grünes Schild klärte mich auf. »Freizeit und Erholungsgebiet Hücker Moor« stand darauf. Ich folgte dem Hinweis. Der Verkehr wurde dichter. Jetzt mischten sich auch PKW unter die Fahrräder.
    Ja, und dann stand da noch ein grünes Schild, ein Schild mit einem Campingwagen darauf und einem Pfeil.
    Das konnte nicht wahr sein. Das war ja fast wie ein Wunder. Auf der Karte war hier kein Campingplatz eingezeichnet und mein Computer hatte nichts davon gewusst. Bestimmt war das nur ein Platz für Dauer-Camper. Aber versuchen wollte ich es wenigstens.
    Ich bog nach links in einen schmalen, sich zwischen hohen Bäumen dahin schlängelnden Weg und kam zu einer ebenerdigen, steinernen Baracke, an deren flachem Giebel selbstgefällig und überheblich das Wort »Seeschlösschen« prangte. Daneben lag der Eingang zu einem Campingplatz voller Wohnwagen. Am hohen Maschendrahtzaun hing eine große etwas ramponierte und bemooste Blechtafel mit einem Lageplan. Es waren Besucherplätze vorgesehen. Heimlich fing ich an zu frohlocken. Das Tor stand offen. Ich schob mein Rad zu einer Holzhütte, die als Anmeldung gekennzeichnet war, fand diese aber verschlossen und unbesetzt. Das machte mir nichts aus. Da musste ich mich eben beim Seeschlösschen nach den örtlichen Gepflogenheiten erkundigen.
    Hinter der Baracke sah es schon ganz anders aus. Es gab einen Biergarten, einen Bootssteg neben dem Tretboote vertäut lagen und die weite baumbegrenzte Bucht eines Sees, dessen Ausmaße von hier aus nicht abzuschätzen waren. Und es gab eine Wirtin, die mir einen flüchtigen Blick zuwarf, um dann in der Schankstube des Seeschlösschens zu verschwinden. Ich fand einen Laternenpfahl, an den ich mein Rad lehnen konnte, und ging ihr nach. Sie stand am Zapfhahn hinter der Theke und füllte Bier in Gläser.
    »Wo kann man sich denn auf dem Campingplatz anmelden?«
    »Bei mir.« In ihren Augen leuchtete die warmherzige Habgier von Frauen, die schon lange Jahre in der Selbständigkeit leben.
    »Ich komme gleich zu Ihnen.«
    Sie stellte die vollen Gläser auf ein Tablett und ging ins Freie. Ich folgte ihr bis vor die Tür.
    Der Biergarten war noch zur Hälfte besetzt. An den meisten Tischen saßen Paare im zeugungsfähigen Alter. Nur neben der Tür zur Wirtsstube hatte sich ein Team von Rentnern um einen Tisch versammelt, die verbissen Spielkarten auf die Platte
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