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Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)

Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)

Titel: Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)
Autoren: Günter W. Hohenester
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schmetterten.
    Die Wirtin fand Zeit für mich.
    »Sie können da auf dem Grillplatz zelten.« Sie deutete zum Campingplatz.
    »Kommen Sie mit. Ich zeige es Ihnen.«
    Vor dem Campinggelände lag ein quadratischer, hüfthoch eingezäunter Platz mit kurz geschorenem Rasen und einem großen eisernen Grillrost am Rande. Man hatte einen schönen ungestörten Blick auf den See.
    »Hier können Sie Ihr Zelt aufschlagen. Das Tor zum Campingplatz bleibt über Nacht offen. Dort können Sie die Toiletten und die warmen Duschen benutzen.«
    »Was muss ich bezahlen?«
    »Einen Zehner.«
    Ich war begeistert. Nicht nur, dass ich wieder Erwarten heute einen Zeltplatz gefunden hatte, ich bekam ihn auch noch für mich ganz alleine.
    »Soll ich drinnen zahlen?«
    Sie nickte.
    »Dann können Sie schon mal ein Weizen für mich einschenken. Ich komme gleich.«
    Sie lachte und ging.
    Die Gäste im Biergarten schauten neugierig herüber. Denen wollte ich es zeigen. In 12 Minuten war das Zelt aufgebaut und eingerichtet. Mit den Händen in den Hosentaschen schlenderte ich zum Seeschlösschen zurück. Meine Ankunft hatte Abwechslung in den Abend gebracht. Einige der Männer hoben die Gläser und prosteten mir zu. Die Show hatte ihnen gefallen. So schnell wird man zum Star. Ich nahm es gelassen und winkte freundlich zurück.
    Frau Wirtin stand hinter der Theke. Ich gab ihr das Geld für den Zeltplatz und sie gab mir mein Weizen.
    »Wie lange haben Sie auf?«
    »Bis 20.00 Uhr.«
    Das wurde knapp, aber für ein zweites Weizen sollte es reichen. »Ich brauche gleich noch eines«, sagte ich.
    Im Schatten eines hohen Baumes fand ich einen freien Tisch. Ich leerte das halbe Glas in einem Zug. Der Blick auf den See wurde mir durch eine hübsche junge Frau in weißen Shorts verwehrt, die mit schlanken übereinandergeschlagenen, nackten Beinen und Schmollmund im stark geschminkten Gesicht einige Meter vor mir neben einem Mann saß, der eine Langhaarfrisur wie in den Siebzigern trug und im Ausschnitt seines Hemdes, dessen Kragen er über das hellbeige Jackett geschlagen hatte, ein goldenes Kettchen. Er redete auf sie ein. Sie reagierte mit einem zickigen Zucken aus Hüfte und Schulter heraus.
    Schade, dass ich nicht verstehen konnte, was er sagte. So war ich mir nicht im Klaren darüber, ob die beiden an einer Beziehungskrise arbeiteten, oder sie nur von hier weg wollte und sauer war, weil er sein Bier noch nicht ausgetrunken hatte.
    Die Wirtin kam vorbei. Ich bestellte ein neues Weizen.
    Menschen und ihre Verhaltensweisen zu beobachten, als wären sie unerforschte Geschöpfe der Natur ist ein ganz besonderes Vergnügen. Jetzt redete er weiter auf sie ein und schaute dabei immer wieder mit einem freundlichen Lächeln zu mir herüber. Ob er sie zu einer Campingreise mit dem Fahrrad überreden wollte? Viel Glück schien er damit nicht, zu haben. Ihre Beine verschnürten sich immer mehr. Ihr Gesicht verschloss sich noch stärker. Eine Antwort bekam er nicht.
    Die Wirtin stellte das zweite Weizen vor mich hin. Ich zahlte.
    Auch an den anderen Tischen kassierte sie jetzt und lehnte die leer gewordenen Stühle gegen die Tische. Neue Gäste wurden heute nicht mehr erwartet.
    Ich trank mein Bier in großen Schlucken. Der Tag hatte viel Schweiß gekostet. Dann zog es mich zum Bootssteg.
    Die Bucht wurde auf beiden Seiten von hohen Laubbäumen eingefasst. Dahinter weitete sich der See. Am Horizont begrenzte ihn eine dünne Linie. Ein Kahn verdeckte sie kurz, als er vorbei gerudert wurde. Wellen rollten in die Bucht, bogen sich seitlich zurück und endeten leise plätschernd unter dem Steg. Ich hielt die Ereignisse dieses Tages mit wenigen Sätzen auf dem Recorder fest. Dann wurde es Zeit etwas zu essen und ich kehrte zum Zelt zurück.
    Die Gäste waren verschwunden. Der Biergarten ordentlich aufgeräumt.
    Ich kramte meinen Kocher hervor. Es sollte Texas Beans geben. Die Dose hatte ich im Supermarkt entdeckt. Der Name hatte mich an Trapper- und Indianerspiele erinnert. Der ewig weiter lebende Lausbub in mir musste sie unbedingt mit auf die Tour nehmen. Jetzt sollte sie endlich dran glauben. Wegen ihres Gewichts hätte ich fast die Lenkradtasche verloren.
    Vom Parkplatz rauschte ein gelber Opel im Rückwärtsgang heran. Die Wirtin stieg aus.
    »Haben Sie alles was Sie brauchen?«
    »Ja. Wann machen Sie morgen auf?«
    »Erst am Nachmittag um drei. Ich mache das hier alleine.«
    »Dann bin ich wahrscheinlich schon weg.«
    Sie nickte. Und plötzlich war da viel
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