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Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir
Autoren: Patrycja Spychalski
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Und nach diesen Worten schlendere ich betont langsam davon, in Richtung Frühstückssaal, um mir noch einen Kaffee zu holen.
    Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe. Ich wollte mich wahrscheinlich für das Filmmädchen rächen.
    Vielleicht ist Filmmädchen aber auch ein Kompliment?

ERST GEGEN MITTAG brechen wir auf. Matse, der Techniker, am Steuer, Dan auf dem Beifahrersitz, Edgar und ich zusammen mit einem Haufen Schlafsäcke auf die Rückbank eines alten Opel Astra gequetscht. Im Auto riecht es nach Duftbäumchen, so ein merkwürdiger, abgestandener Vanillegeruch, aber immerhin ist es kein Regionalexpress.
    Dan spielt mit einem alten Gameboy Super Mario und Edgar hat sich wieder mit den Kopfhörern in seine eigene Welt zurückgezogen. Nichts mit Partytourbus, wie man es aus Almost Famous kennt. Keine lustigen Gespräche, keine laut aufgedrehte Musik, keine verschwörerischen Blicke.
    Vielleicht sollte ich versuchen, ein wenig zu schlafen, um mich für die kommende Nacht zu wappnen.
    Ich werfe noch einen kurzen Blick auf den Bandbus, der hinter uns fährt, aber auch da sieht es nach toter Hose aus.
    Als Milo im Frühstückssaal auftauchte, gab es noch einen Streit. Die Jungs haben sich gegenseitig beschimpft, und als Linda wieder auftauchte, schien sie gekränkt und würdigte Milo keines Blickes.
    »Ein wenig Soap-Opera kann nicht schaden. Das solltest du auf Band festhalten, ist bestimmt interessanter als dieser ganze Musikkrimskrams«, flüsterte Dan mir ins Ohr, und ich lächelte nur müde. Milo wirkte nicht so, als würde es ihn sonderlich kümmern, dass alle einen Hals auf ihn hatten, er aß in aller Ruhe sein Frühstück. Selbst als alle schon die Autos bepackten, ließ er sich nicht stören, trank noch einen Kaffee und quatschte vergnügt mit der Bardame, die sich ihm als Susanne vorstellte.
    Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich Linda nicht gleich Bescheid gegeben habe, als ich Milo gefunden hatte, und sie noch bestimmt eine Stunde in der Gegend herumgerannt ist. Überhaupt fühle ich mich ihr gegenüber nicht aufrichtig, obwohl ich eigentlich nichts getan habe.
    »Hey Frieda, meinst du, ich finde heute Abend eine coole Lady für ’ne Nacht oder ein paar Jahre?«, fragt mich Dan und wirft seinen Gameboy gelangweilt ins Handschuhfach.
    »Für ein paar Jahre weiß ich nicht, aber für eine Nacht stehen die Chancen doch ganz gut. Ich meine ein Rockkonzert in einem Jugendclub, da dürfte was zu finden sein.«
    »Und ich sehe doch gut aus, oder?« Er zieht seine Augenbrauen nach oben und dreht den Kopf ins Profil.
    Ich räuspere mich, betrachte ihn eingehend und wiege meinen Kopf hin und her. »Na ja, also …«
    »Komm schon! Ich sehe gut aus. Das heißt ja nicht gleich, dass du mich liebst oder so, aber zugeben könntest du es schon!«
    Na gut, ich habe Dan für einen Idioten gehalten, am Anfang, und vielleicht ist er ja auch ein Idiot, aber er ist witzig und manchmal auch charmant und ohne ihn würde ich mich hier viel verlorener fühlen.
    »Du siehst unglaublich gut aus! Und heute Abend werden so viele Mädels auf dich abfahren, dass du dich vor lauter Möglichkeiten nicht entscheiden können wirst!« Ich lache ihn an.
    »Sehr nett von dir. Nur dass du dich mir nicht gleich an den Hals wirfst! Ich habe dich gewarnt.« Er wirft einen verführereischen Blick über die Schulter.
    »Ach! Halt die Klappe, ja!« Ich knuffe ihn in seinen Oberarm, er knufft zurück, so geht das ein paar Mal hin und her.
    »Hey, lasst den Scheiß! Ich möchte schlafen!« Edgar hat sich die Mühe gemacht, seine Stöpsel aus den Ohren zu ziehen.
    Matse, der bisher kein Wort gesagt hat, schaut in den Rückspiegel und schüttelt den Kopf, so als wäre er unser Papa und wir die ungezogenen Kinder, die sich gegenseitig Kaugummi in die Haare kleben und blaue Flecken verpassen.
    »Musst du nicht auf die Straße gucken?«, pöbelt Edgar ihn an.
    Matse schwenkt Richtung Straßenrand und tritt ruckartig auf die Bremse, sodass wir alle gegen unsere Gurte gepresst werden. Er steigt aus dem Wagen und reißt die Hintertür auf. Der Bandbus zieht hupend an uns vorbei.
    »Ey! Was ist das jetzt für ’ne Nummer?«, schnaubt Dan.
    »Du fährst!«, sagt Matse zu Edgar und sieht ihn wütend an.
    Edgar schüttelt den Kopf, verstaut in aller Ruhe seinen MP 3-Player in einem extra dafür vorgesehenen Täschchen, steigt dann aus und nimmt wieder auf dem Fahrersitz Platz. Matse läßt sich murrend neben mir in den Sitz fallen.
    »Hast du überhaupt
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