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Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir
Autoren: Patrycja Spychalski
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einen Führerschein?«, will Dan wissen.
    »Selbstverständlich nicht«, antwortet Edgar trocken und gibt Gas.
    Meine Eltern würden mich umbrigen, wenn sie wüssten, dass ich mit diesen Irren mitfahre.
    In Brandenburg-Stadt halten wir gleich am erstbesten Dönerstand.
    »Mann ehrlich, der mieseste Döner, den ich je gegessen habe!«, mault Tom, sortiert die fettigen Fleischstücke aus dem Brot und lässt sie auf den Boden fallen.
    »Du bist echt ein Mäkler.« Robert kaut unbeeindruckt weiter und verdreht die Augen.
    »Ich bin kein Mäkler, aber schau doch mal!« Er hält ein labbriges Stück Fleisch in die Höhe.
    Dan rümpft die Nase und untersucht daraufhin seinen Döner auch ganz genau.
    Milo und Linda teilen sich eine Portion Pommes, reden aber nicht miteinander. Linda schaut gedankenverloren in den Himmel und baumelt mit den Beinen. Milo sieht sie ab und zu betreten von der Seite an, sieht aus, als würde er etwas sagen wollen, aber dann lässt er es doch bleiben.
    Edgar und ich sitzen etwas abseits auf einer Mauer. Meine Kamera neben mir ist einsatzbereit, für den Fall, dass sich etwas ereignet, was dringend auf Band festgehalten werden muss.
    »Und? Bereust du es schon, dass du dir das hier antust?«, fragt mich Edgar.
    »Warum fragst du das?« Ich picke mit der Plastikgabel ein Stück Schafskäse aus meinem Salat.
    »Na diese ganzen Ferkeltypen mit ihren Dönern und dem blöden Gelaber.« Er deutet mit dem Kopf auf Tom und Dan.
    »Ich mache hier einen Job. Ich kriege Geld dafür.« Ich deute auf meine Kamera. »Aber was machst du eigentlich hier, Edgar?«
    »Ich will nur ein Stückchen vom Ruhm abhaben. Später, wenn die groß sind, kann ich sagen, ich wäre von Anfang an dabei gewesen.« Er grinst und schlägt sich zufrieden auf seine Oberschenkel.
    »Wow. Das ist aber nicht die edelste Motivation. Bist du etwa ein Energievampir?«
    Er legt sich den Finger auf die Lippen. »Aber verrate es niemanden.«
    »Was ist das eigentlich mit diesem Milo?«, frage ich Edgar, versuche aber, seinem Blick nicht zu begegnen.
    »Er ist eine Rampensau, er hat eine geniale Stimme und ich beneide ihn um seine Freundin.« Er riskiert einen Blick auf Linda.
    »Sie ist nicht seine Freundin!« Das kommt wie aus der Pistole geschossen und ein bisschen zu laut, weil gleich mehrere Köpfe zu uns rübersehen, unter anderem die von Linda und Milo. Ich lächle verlegen. Linda wendet sich als Erste ab, dann die anderen, aber Milos Blick bleibt an meinem kleben, er schaut mir in die Augen und kaut auf seiner Lippe. Ich zwinge mich, seinem Blick standzuhalten, und merke, wie mir schwindelig wird. Schließlich senkt Milo den Kopf, nicht ohne mir dabei zuzuzwinkern. Oder bilde ich mir das bloß ein?
    »Findest du ihn gut?«, hakt Edgar nach, und sofort schießt Röte in mein Gesicht.
    »Ich?« Meine Stimme klingt viel zu hoch.
    »Nee, meine Mutter. Natürlich du!«
    »Äh … nein! Also, ja … als Musiker, als Sänger. Finde ich gut, der hat ’ne gute Stimme … Ja, aber sonst, nein …«, stottere ich.
    »Oh Gott, die Weiber, fahren echt immer auf diese Sänger ab. Ich verstehe das einfach nicht.« Edgar rauft sich die Haare.
    »Echt nicht?« Das wundert mich jetzt allerdings. Ich dachte, das wäre klar, kein Geheimnis, mehr als offensichtlich. Da ist schon etwas Magisches. Also diese Sänger. Sie müssen nicht unbedingt schön sein, aber sexy sind sie meistens. Gutes Karma. Mega Ausstrahlung. Einfach nur » WOW «.
    Während ich die Salatblätter in der Sauce herummatsche, fallen mir da auf Anhieb welche ein: Daniel Johns, Jared Leto, Paolo Nutini, der Sänger von Kasabian, der von The Kooks, Ville Valo, Gavin Rossdale, die beiden von Mando Diao, oh mein Gott! Na, und ungefähr noch ein paar Hundert andere.
    Nicht umsonst werden die Mädchen auf Konzerten haufenweise ohnmächtig.
    Ist natürlich albern.
    Ich werde nicht ohnmächtig.
    Aber trotzdem.
    Der Jugendclub, in dem die BlackBirds heute spielen, heißt Over the Rainbow . Ein bisschen kitschig, aber dafür werden wir sehr nett empfangen. Der Organisator ist ein lang- und grauhaariger Mann, bestimmt schon weit über vierzig, der sich und als Freddie vorstellt. Er führt uns als Erstes in den Backstagebereich, wo ein kleines Buffet für uns aufgebaut ist. Würstchen, Nudelsalat, saure Gurken, Getränke.
    »Na, wenn wir das gewusst hätten!«, sagt Dan und macht sich gleich über die Würste her.
    »Ihr Lieben!«, beginnt Freddie und klatscht in die Hände. »Es sind über hundert
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