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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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Hochachtung für sie empfinden als ich. Sie soll frei und in Frieden ziehen können.«
    In seiner Stimme lag eine Schärfe, die keinem der atemlos lauschenden Höflinge entging. Die Königin presste die Lippen aufeinander und wagte keine Erwiderung. Sie hatte die Verzweiflung hinter seinen sorgsam gewählten Worten gehört. Vor Angst stieg Übelkeit in ihr auf. Liebe war bei Edwards Bettgeschichten bisher nie mit im Spiel gewesen.
    Der König verneigte sich zuerst vor seiner Frau, dann vor der Lady auf dem Esel, ehe er ihr ein Zeichen gab, mit Doktor Moss vorauszureiten.
    War es tatsächlich nur ein winziger Augenblick, ehe Anne die Verbeugung erwiderte? Ein winziger Moment, in dem sich ihr ganzes früheres Leben zu verflüchtigen schien. Und ein neues, unbekanntes Leben begann.
    Außerhalb des Kampfplatzes sprach keiner ein Wort. Aber Warwicks Schildknappe sah, wie Doktor Moss dem »unbekannten« Ritter drei Briefe überreichte. Dann ritten er und die Lady von dannen.
    Lange Zeit blickte der Ritter ihnen nach, doch Anne sah nicht zurück, und er machte auch keine Anstalten, ihnen zu folgen.
    Später an diesem Tag trat er noch gegen drei weitere von Warwicks Männern an und tötete sie fast im Kampf.

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    Kapitel 44
    Anne brauchte drei Tage für die Reise nach Dover. Nach dem anstrengenden Ritt war sie völlig erschöpft und bis auf die Knochen durchgefroren. Zu ihrem Unglück zog bei ihrer Ankunft auch noch ein Sturm über dem kleinen Hafen auf und durchnässte die Reisenden bis auf die Haut. Da sie jedoch eine Nachricht vorausgeschickt hatten, konnten sie im Gästeflügel des örtlichen Benediktinerklosters übernachten, wo sogar ein eigenes Schlafzimmer mit Besucherzimmer für Anne und Deborah hergerichtet war. Auch Doktor Moss hatte auf Befehl des Königs einen eigenen Raum bekommen.
    Anne kümmerte es nicht mehr, ob sie zu essen hatte und wo sie schlafen konnte. Sie hatte in London getan, was getan werden musste, hatte ihre Möglichkeiten abgewogen und begriffen, dass sie gegen den König Edward nicht gewinnen konnte, weil der Mann Edward ihr Geliebter war. Ihr war nur eine ehrbare Niederlage geblieben. Doch sie wäre nicht die Tochter eines Königs gewesen, hätte sie nicht wenigstens dieses letzte Zeichen beim Turnier gesetzt. Du kannst mich nicht anerkennen, das verstehe ich, aber du schuldest mir und den meinen eine ehrenvolle Behandlung.
    Ihre Belohnung war eine letzte Mahlzeit im großen Speisesaal von Blessing House gewesen, gemeinsam mit Sir Mathew, Lady Margaret, Deborah und Jehanne, die auf Befehl des Königs aus dem Tower entlassen worden war. Nach einem reichlichen Mahl von Maitre Gilles hatte sie Blessing House zum letzten Mal verlassen - noch eine Nacht unter diesem Dach zu verbringen, mit all den Erinnerungen an das, was sie verloren hatte, wäre zu schmerzhaft gewesen.
    Nun kauerte sie völlig durchnässt und zitternd vor dem Feuer in ihrem Klosterzimmer und brütete einsam über ihrem Schmerz. Deborah streifte ihr die nassen Kleider ab und half ihr in das vorgewärmte Bett. Die Anstrengungen der vergangenen Wochen hatten nun doch ihre robuste Gesundheit angegriffen - sie glühte, und ein trockener Husten quälte ihre Brust. Teilnahmslos gehorchte sie Deborah, doch in der Nacht wurde sie abwechselnd von Schüttelfrost und Fieber gebeutelt. Ihre Zähne schlugen vor Kälte aufeinander, und Deborah, die das Bett mit ihr teilte, versuchte, sie mit zusätzlicher Kleidung und der Wärme ihres eigenen Körpers warm zu halten. Später in der Nacht glühte Anne vor Fieber, riss sich die Kleider vom Leib, stolperte nackt durch das dunkle Zimmer und murmelte irgendetwas von Verrat.
    Am nächsten Morgen ging es ihr so schlecht, dass Deborah sich ernsthaft Sorgen machte. Sie hatte nur ein paar wenige Heilkräuter dabei, etwas Weidenrinde und getrocknetes Mutterkraut, womit sie Annes Fieber kaum zu senken vermochte. Aus Sorge bat sie sogar Doktor Moss, nach Anne zu sehen - sie achtete seine Fähigkeiten als Arzt mehr als er die ihren. Abwechselnd wachten sie an Annes Bett, flößten ihr Deborahs fiebersenkende Tees ein und rieben sie mit einem Mittel ein, das Doktor Moss aus Zutaten braute, die er in der Klosterapotheke gefunden hatte.
    Die letzten Winterstürme heulten über der kleinen Stadt. Drei Tage lang lag Anne in einem Zustand zwischen Wachen und Schlafen, warf sich hin und her, schrie in Albträumen und murmelte von eigenartigen Visionen.
    Deborah und Doktor Moss gerieten fast aneinander,

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