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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman
Autoren: Heyne
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klar, nur zwei Army-Hubschrauber befanden sich über dem Lake Washington in der Luft. Und dann sah er sie, ein Meer bunter Farben, eine gigantische Masse von Menschen, die über die Brücken dem Stadtzentrum entgegenströmten.
    »Was ist das denn?«
    Die Menge hatte bereits einen Straßenposten der Army an der Ostseite passiert und breitete sich über alle Straßen aus, die zum Rathaus führten.
    »Das ist das Volk, Kipper. Ich hatte den Eindruck, dass man unsere Bürger dort unten im Saal nicht mehr hört.
Also habe ich sie eingeladen, damit sie sich Gehör verschaffen können.«
    »Sie haben … was gemacht?«
    »Sie sind doch von hier. Wie lange, glauben Sie, werden die wohl brauchen, bis sie hier angekommen sind? Also bis sie da unten an die Tür klopfen?«
    Kipper schüttelte den Kopf. »Nicht sehr lange. Wenn man sie lässt.«
    Culver schnaubte abfällig. »Wenn man sie lässt! Leben wir hier in Sowjetrussland oder wo? Das sind amerikanische Bürger da unten. Ihre Nachbarn und Freunde. Niemand sagt denen, was sie zu tun oder zu lassen haben. Und ganz bestimmt wird ihnen niemand vorschreiben, auf welche Art sie sich regieren lassen wollen.«
    Kipper trat der Schweiß auf die Stirn, er presste sie gegen das kalte Fensterglas.
    »Wie haben Sie das denn geschafft, Jed? Ohne dass es jemand merkt?«
    »Ohne dass Blackstone es merkt, meinen Sie? Oder seine Vollstrecker? Freunde haben mir geholfen. Einige von denen sind übrigens auch Freunde von Ihnen.«
    »He, Kumpel, entschuldige bitte, dass wir hier einfach so reinplatzen.«
    »Hallo, Liebling.«
    Kipper wirbelte herum und sah Barney in der Tür stehen. Neben ihm stand Barbara mit Suzie neben sich.
    »Heilige Scheiße, Barney, die werden dich doch einlochen, Mann. Und Barbara …«
    »Papa hat ein schlechtes Wort gesagt«, rief seine Tochter.
    Er riss sich zusammen, als er merkte, dass er gerade das Wort »Scheiße« vor seiner sechsjährigen Tochter benutzt hatte.
    Verdammt.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Das hätte ich nicht sagen sollen, Liebling. Aber ich bin doch ziemlich … erstaunt. Völlig
von den Socken, genauer gesagt. Was geht denn hier vor?«
    Barney warf einen Blick zurück in den Flur, wo seine ehemaligen Kollegen eintrafen und auf die herankommende Menschenmenge deuteten, die über die Brücken strömte. Einer oder zwei bemerkten ihn und winkten. Er grinste zurück.
    »Gestern Abend hab ich dir doch erzählt, dass eine Menge Leute der Résistance angehören, Kip. Ein paar Spinner sind auch darunter, Kommunisten, Anarchisten, wie man immer erzählt bekommt, aber die meisten sind aufrechte Bürger. Leute, die in den Medien gearbeitet haben. Bei den Telefongesellschaften. In der Stadtverwaltung. Brave Mütter und Väter.«
    Barbara nickte und strich ihrer Tochter übers Haar.
    »Geh ruhig, Liebling«, sagte sie. »Such dir ein Blatt Papier und ein paar Stifte zum Malen. Einer von Daddys Kollegen wird dir bestimmt was geben. Schau doch mal nach, ob Ronnie da irgendwo ist.«
    »Ich mag Ronnie!«, rief das Mädchen aus und rannte aus dem Büro.
    Kipper starrte seine Frau an. Sie kam ihm völlig fremd vor.
    »Du auch, Barbara, du hast dich da auch beteiligt?«
    »Ja, Kip, tut mir leid. Na ja, es tut mir nicht leid, dass ich da mitgemacht habe. Aber es tut mir leid, dass ich dir nichts darüber erzählen durfte.«
    »Aber warum?«, fragte er klagend. »Vertraust du mir denn nicht?«
    Sie lächelte traurig.
    »Es wäre nicht sicher gewesen, Kip. Wenn du gewusst hättest, dass ich Barney und die anderen unterstütze, wie hättest du dann jeden Tag ins Büro gehen und Blackstone gegenübertreten können? Du bist kein guter Lügner, Kip. Das wäre schiefgegangen.«

    Kipper wandte sich an Jed Culver. Er war jetzt ziemlich aufgebracht.
    »Und Sie wussten also, dass meine Familie in diese Sache verstrickt ist?«
    Culver nickte. Aber diesmal lächelte er nicht.
    »Ich hatte Kontakt mit einigen Zellen der Opposition aufgenommen. Eine davon war Ihre Frau.«
    »Du hattest eine Zelle?«, rief er ungläubig aus und schaute seine Frau an.
    Barbara hob die Schultern. »So wie du das sagst, klingt es wie in einem Spionagefilm. Die Zelle, das waren nur ich und eine Mutter aus der Schule und ein paar Freunde. Menschen, denen ich vertrauen konnte.«
    »Um Gottes willen …«
    »Sie sind alle da unten.« Barbara deutete aus dem Fenster. »Sie kommen. Weil es notwendig ist.«
    Barney trat ans Fenster und schaute auf die heranströmende Menge.
    »Wir haben lange gewartet,
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