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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman
Autoren: Heyne
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fragte Bill.
    Culver zog es aus der Jackentasche und gab es ihm. Das Gesicht des Besuchers wurde vom Licht des Displays erleuchtet, während er eine Reihe von Codes eingab.
    »Okay«, sagte er, als das Smartphone piepte. »Das Netzwerk ist aktiv.«
    »Und sicher?«
    »Und sicher.«
    Culver bedankte sich, als er das Gerät wieder entgegennahm.
    Er öffnete den Eingang für Mitteilungen und drückte ein paar Tasten.
    Eine einzige verschlüsselte Nachricht machte sich auf den Weg zu einigen Hundert Aktivisten in der Stadt.
    »Fertig«, sagte er. »Jetzt geht’s los.«
     
    Die meisten Delegierten hatten sich inzwischen damit abgefunden, dass es keine Klimaanlage gab, und ihre Jacketts ausgezogen, die Krawatten gelockert, manche hatten sie sogar ganz abgelegt. Die Luft im Auditorium war
heiß, abgestanden, die Atmosphäre verdorben, was vor allem mit der Spaltung in zwei Parteien zu tun hatte, die die Arbeit blockierte. Kipper bemühte sich ruhig zu bleiben, als ein Idiot aus Spokane versuchte, ihm zu erklären, wie er seine Arbeit machen sollte.
    »So würden wir das jedenfalls nicht machen, das kann ich Ihnen sagen. Wir hätten die ganze Show hier in wenigen Tagen über die Bühne gebracht, ohne diese Kindereien mit dem Licht aus- und wieder anschalten. Wie soll man denn unter solchen Bedingungen Entscheidungen fällen? Das ist doch unmöglich.«
    Kippers Zähne mahlten, als würde er Kaugummi kauen. Es war eine alte Angewohnheit. Er verschränkte die Arme und widerstand dem Drang, diesem … Malcolm Vusevic stand auf seinem Namensschild … klarzumachen, dass er nicht den blassesten Schimmer hatte. Und außerdem würde Spokane nie mehr die Gelegenheit haben, irgendwas zu organisieren, weil es nämlich hinter der Welle lag.
    Aber er hielt den Mund. Leute, die aus der Gegend jenseits der Welle stammten, reagierten meist sehr empfindlich auf derartige Bemerkungen, was nur zu verständlich war. Weniger verständlich aber war, dass manche Delegierten glaubten, sie hätten eine bessere Versorgung verdient als die anderen Bewohner der Stadt.
    »Das wird nicht stattfinden, Sir«, sagte Kipper und schüttelte den Kopf. »Redmond, Finn Hill und North Creek sind auf volle Kraft hochgefahren. Wenn Sie die Klimaanlage hier einschalten, würden andere darunter leiden. Das lasse ich nicht zu. Sie dürfen das sowieso nicht entscheiden.«
    »Wer denn sonst?«, fragte Vusevic. »Würden Sie einem Befehl von General Blackstone folgen?«
    »Nein.« Kipper schüttelte erneut den Kopf. »Ich arbeite für die Stadt, nicht für das Militär, jedenfalls noch nicht.«
    Er bereute sofort, die drei letzten Worte ausgesprochen zu haben. Vusevic blickte ihn triumphierend an.
    »Aha, Sie sind wohl einer von diesen Anarchisten, was? Sie versuchen ja bloß, das Unvermeidliche hinauszuschieben. Warum eigentlich? Sind Sie ein schlechter Verlierer? Wollen Sie sich den demokratischen Entscheidungen widersetzen?«
    Kipper merkte, wie er sich immer mehr verkrampfte. Am liebsten hätte er diesem Idioten eine Abreibung verpasst.
    »Das geht mich nichts an, Sir«, entgegnete er. »Ich bin für die Versorgung der Stadt zuständig und ich kann Ihnen nicht mehr Strom liefern.«
    Damit drehte er sich um und ging, wobei er sich fragte, wie dieser Trottel aus Spokane überhaupt den Weg hierher gefunden hatte. Er repräsentierte doch nichts weiter als ein Stück verbrannter Erde.
    »He, was ist denn mit Ihnen los? Wollen Sie mit einem Schuh nach jemandem werfen?«
    Kipper sah auf und bemerkte Jed Culver, der sich aus der Menge vor dem Tisch mit den Erfrischungen löste. Er schien ständig hier zu sein, was man ihm auch ansah. Offenbar hatte er letzte Nacht nicht geschlafen. Sein Gesicht war aufgedunsen, er hatte tiefe Ringe unter den Augen.
    »Tut mir leid, Jed. Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt. Zu viel zu tun.«
    »Das geht uns doch allen so. Trotzdem würde ich gern mal ganz kurz mit Ihnen sprechen. Unter vier Augen.«
    Kipper zuckte mit den Schultern und seufzte. Er war sowieso schon überlastet. Und dass man ihn jetzt auch noch hierherzitiert hatte, um sich über die ausgeschaltete Klimaanlage zu beschweren, hatte ihm den Rest gegeben. Auch er hatte letzte Nacht kein Auge zugemacht, nachdem »die Gestapo«, wie seine Frau sie genannt hatte, wieder gegangen war. Barney war noch drei Stunden geblieben und hatte versucht, ihn für seine Sache zu gewinnen.
Erst kurz vor Tagesanbruch war er verrückterweise von einem Streifenwagen abgeholt worden.
    »Nicht alle,
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