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Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)

Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)

Titel: Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
Autoren: Michelle Willingham
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bereute sogleich ihre boshafte Bemerkung. Was war bloß los mit ihr? Eine derartige Gehässigkeit entsprach so gar nicht ihrer Art. Allerdings half sie ihr dabei, die Furcht zu überspielen – davor, dass der Earl sie und die Kinder fortschicken könnte.
    „Ich schätze mich glücklich, eine so ausgesprochen sanftmütige Ehefrau mein Eigen nennen zu dürfen“, versetzte er sarkastisch, was nicht dazu beitrug, ihre ohnehin schlechte Laune aufzuhellen. Dann starrte er die Kinder an. „Wer sind die beiden?“
    „Unsere Kinder“, erwiderte Emily verteidigend.
    „Ich schätze, ich würde mich daran erinnern, irgendwelche Nachkommen gezeugt zu haben.“
    „Es sind die Kinder meines Bruders. Sie sind ihr Vormund.“
    „Ihr Vormund?“
    In der Hoffnung, ihn davon abhalten zu können, in Gegenwart der Kinder noch mehr verlautbaren zu lassen, warf Emily ihm einen scharfen Blick zu. Es würde Royce das Herz brechen, wenn er vom Tod seines Vaters erfuhr. „Wir sprechen später über Daniel.“
    „Wer ist ihr Kindermädchen?“
    „Ich will kein Kindermädchen“, protestierte Royce lautstark. „Ich will Tante Emily.“
    „Royce, bitte …“, begann sie beschwichtigend, doch ohne Erfolg.
    „Ich will aber keins!“, brüllte der Junge und schleuderte einen Zinnsoldaten auf den Boden.
    Emily ahnte schon, was als Nächstes geschehen würde. „Hier.“ Sie übergab dem Earl ihre Nichte, die er ihr zögernd abnahm und eine Armeslänge von sich entfernt hielt, als ob sie eine ansteckende Krankheit hätte. Dann ging Emily neben Royce in die Hocke, um vernünftig mit ihm zu reden. „Ganz ruhig. Wir stellen kein Kindermädchen ein. Mach dir keine Sorgen.“
    „Papa kommt bald“, sagte Royce mit entschiedener Stimme. „Er holt uns von hier fort.“ Nachdem er einen herausfordernden Blick in Richtung Lord Whitmores geworfen hatte, ließ der Junge sich von Emily trösten. Die Last schien immer schwerer auf ihre Schultern zu drücken, und ihr wurde bewusst, dass sie Royce den Tod seines Vaters nicht länger verschweigen durfte.
    „Emily …“, meldete sich plötzlich Whitmore etwas kleinlaut zu Wort. Augenblicklich ließ sie Royce los und nahm dem Earl das Baby gerade rechtzeitig ab, bevor Whitmores Knie nachgaben und er leise stöhnend am Türrahmen zusammenbrach. Blut sickerte durch den Verband um seinen Kopf.
    Rasch legte sie den Säugling zurück in die Wiege und ignorierte Victorias Protestgeschrei. „Hilfe!“, rief sie in der Hoffnung, dass ein Bediensteter in Hörweite war. „Kommt schnell!“ Dann kniete sie sich neben den Earl und schob ihm stützend den Arm unter die Schultern. Ein schwaches Lächeln umspielte daraufhin seine Lippen.
    „Also haben Sie beschlossen, mich doch nicht sterben zu lassen“, flüsterte er, als ihm die Augen zufielen.
    „Noch ist der Tag nicht zu Ende“, murmelte sie.
    Stephen war nicht sicher, wie viel schlimmer sein Leben noch werden konnte. Er hatte eine angebliche Ehefrau, die ihn verachtete, zwei unerwartete Kinder und keinerlei Erinnerungen an die vergangenen drei Monate. Letzteres wog am schwersten, weswegen er unverzüglich nach seinem Butler Farnsworth schickte, damit der Mann ihm half, Licht ins Dunkel zu bringen. Dann stemmte er sich mühsam in seinem Bett hoch, um den Dienstboten sitzend empfangen zu können. Dabei wurde ihm leicht schwindelig.
    Endlich trat Farnsworth ins Zimmer und räusperte sich, um sich bemerkbar zu machen. Ein Kranz grauer Haare umgab seine Halbglatze, die roten Wangen waren säuberlich rasiert.
    „Berichten Sie mir, was in der Nacht meiner Rückkehr vorgefallen ist“, verlangte Stephen ohne lange Vorrede.
    „Mylord, ich fürchte, da gibt es wenig zu sagen. Es ist vor zwei Tagen geschehen.“
    „Wer hat mich hergebracht?“
    „Eine Mietdroschke. Der Kutscher hatte keine Ahnung, wer Sie sind. Er hatte lediglich den Auftrag erhalten, Sie bis vor die Tür zu bringen.“
    „Hat er erwähnt, wer den Auftrag gegeben hat?“
    „Sie selbst, Mylord. Es war mitten in der Nacht, und der Kutscher schien mir ausgesprochen schlechter Laune. Er hat darauf bestanden, augenblicklich für seine Dienstleistung entlohnt zu werden.“
    Stephen runzelte die Stirn. Offensichtlich brachten ihn diese Fragen nicht weiter. „Was hatte ich bei mir?“
    „Nichts außer der Kleidung, die Sie auf dem Leib trugen, Mylord. Derenthalben Sie sich jedoch keine Sorgen mehr zu machen brauchen.“
    „Was meinen Sie damit?“
    „Sie hing in Fetzen an Ihnen herunter,
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