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Der Durchblicker: Novelle (German Edition)

Der Durchblicker: Novelle (German Edition)

Titel: Der Durchblicker: Novelle (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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Finger.
    – Aber is ja numal so, ihr Jungs kommt nach dem Spiel hier rüber und wollt duschen. Sind ja nich die Wichser, die den Ärger haben, ich bin der mit der Arschkarte, sagte ich kurz mit beleidigter Miene und pochte mir mit dem Finger auf die Brust.
    – Jetz reg dich ma nich auf, meinte einer der Mannschaftskapitäne,– geht ja nich gegen dich.
    – Nee, nee, dem Jungen will ja keiner was, sagt ein anderer Spieler zu dem Kapitän. Alle nickten zustimmend, abgesehen von so n paar Fotzen in den hinteren Reihen, die weitermotzten. Dann steigt der eine von den Mannschaftskapitänen auf ne Bank und brüllt:– Jungs, die Duschen tun’s mal wieder nich. Is zum Kotzen, weiß ich, aber is numal so. Der Junge hat sein Bestes getan.
    Lautes Zischen und Fluchen erfüllt die Luft.
    – Tja, so isses halt. Der Junge kann nichts dafür. Er hat’s der Verwaltung gemeldet, unterstützt ihn ein anderer Spieler.
    Sie ziehen sich murrend um, die blöden Säcke. Ihr Abend ist damit gestorben. Jetzt müssen sie nach Hause, um zu duschen, statt direkt in den Pub zu gehen, um das Spiel zu diskutieren und über den aktuellen Stand von Fußball, Musik, Fernsehen, Ficken zu dozieren und wie schwer es echte Kerle in der modernen Welt haben. Aus dem Abend war die Luft raus. Der Pub mit seinem verkackten Biergarten, in den sie immer gehen, wird schwere Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Harte Sache, in diesen rezessionsgeplagten Zeiten. Freundinnen und Ehefrauen werden den bitteren Mienen von Partnern begegnen, die sich um ihren Abend mit den Jungs betrogen sehen. Die Männer werden missmutig die Dusche im Badezimmer ansteuern und sich verraten und verkauft fühlen: ein Sieg, der nicht ausgekostet, oder eine Niederlage, über die man sich nicht mit Bier hinwegtrösten konnte. Städtische Beamte und Freizeitfunktionäre werden von den piepsstimmigen, rotgesichtigen, wechseljahrsgeplagten, aufgeblasenen, sexuell unterentwickelten Scheißhaufen belästigt werden, die in Schottland auf allen Ebenen das Spiel der Spiele bestimmen.
    Und das ganze Elend nur, weil der Parkie keinen Bock hat, einen Knopf zu drücken. So was nenne ich echte Macht. Nehmt das, ihr Wichser! Ich bin ja vielleicht drauf.
    Als der letzte Spieler durch die Tür ist, gehe ich in den Heizraum hinter meiner Baracke und stelle das Warmwasser an. Ich werd heißes Wasser zum Duschen brauchen, ehe ich abends ausgehe. Ich mache ein paar Liegestütze und Kniebeugen, dann mach ich’s mir gemütlich mit dem nächsten Kapitel des Buches, das ich gerade lese: eine Biografie von Peter Sutcliffe.
    Ich lese ausschließlich Biografien; ich weiß nicht, warum, nicht, dass ich daran viel Vergnügen hätte. Bloß reizt mich alles andere noch viel weniger. Jim Morrison, Brian Wilson, Gerald Ford, Noele Gordon, Joyce Grenfell, Vera Lynn, Ernest Hemingway, Elvis Presley (zwei verschiedene), Dennis Nilsen, Charles Kray (der Bruder von Reg und Ron), Kirk Douglas, Paul Hegarty, Lee Chapman und Barry McGuigan hab ich schon weggelesen, seit ich in den Parks arbeite. Ich kann wirklich nicht behaupten, dass mir eine davon richtig was gebracht hat, abgesehen von Kirk Douglas vielleicht.
    Manchmal frage ich mich, ob es ein weiser Karriereschritt gewesen ist, diesen Job anzunehmen. Er gefällt mir, weil ich gerne für mich bin und bei zu viel sozialem Umgang ein bisschen stinkig werden kann. Er missfällt mir, weil ich mich nicht frei bewegen kann und es hasse, an einem Ort festzusitzen.
    Eigentlich könnte ich mal den Führerschein machen, dann könnte ich mir einen Job suchen, der die beiden wichtigen Kriterien Einsamkeit und Mobilität in sich vereint, aber ein Auto würde mich belasten, mich davon abhalten, Drogen zu nehmen. Und das wäre nichts für mich.
    Mr. Garland, der Boss der Parkverwaltung, war ein umgänglicher Mann, liberal für Parkverhältnisse. Er verstand die Situation der Parkies. Garland hatte genug behördliche Abmahnungen hinter sich, um das Problem zu durchschauen.– Es ist ein langweiliger Job, sagte er mir beim Einweisungsgespräch,– und Arbeit ist Teufelswerk und so was alles. Das Problem ist, Brian, dass so wenige Parkaufseher Initiative zeigen. Der nachlässige Parkaufseher tut nur das Allernötigste und verdrückt sich dann, während der gewissenhaftere Aufseher immer genug zu tun findet. Glauben Sie mir, wir kennen die faulen Äpfel, und ich sage Ihnen eins: Deren Tage sind gezählt. Wenn Sie sich also bewähren, Brian, ist es durchaus möglich, dass wir Ihnen eine
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