Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
ein knirschendes Dröhnen, diesmal viel lauter. Das Wesen blieb auf der Stelle stehen und hob die Scheren wieder zu seiner eigentümlichen Version der Ehrenposition.
    Diese Welle war größer. Roland schleppte sich wieder den Hang des Strandes hinauf, und als er die Hände ausstreckte, bewegte sich das Geschöpf mit den Scheren mit einer Schnelligkeit, die seine bisherigen Bewegungen nicht einmal angedeutet hatten.
    Der Revolvermann verspürte ein grelles Auflodern von Schmerzen in der rechten Hand, aber jetzt war keine Zeit, darüber nachzudenken. Er schob mit den Absätzen seiner durchnäßten Stiefel, krallte sich mit den Händen fest und konnte so der Welle entkommen.
    »Did-a-chick?« erkundigte sich die Monstrosität mit ihrer flehentlichen Hilfst du mir nicht? Siehst du nicht, daß ich verzweifelt bin?- Stimme; und Roland sah die Kuppen des ersten und zweiten Fingers seiner rechten Hand im gezackten Schnabel des Wesens verschwinden. Es schnellte erneut vor, und Roland hob die tropfende rechte Hand gerade noch rechtzeitig, um die beiden verbleibenden Finger zu retten.
    »Dum-a-chum? Dad-a-cham?«
    Der Revolvermann rappelte sich auf die Beine. Das Ding riß seine tropfnassen Jeans auf, schnitt einen Stiefel durch, dessen altes Leder weich, aber fest wie Eisen war, und riß ein Stück Fleisch aus Rolands Wade heraus.
    Er zog mit der rechten Hand und stellte erst fest, daß zwei der Finger, die zum Ausführen dieses uralten Tötungsvorgangs notwendig waren, fehlten, als der Revolver in den Sand fiel.
    Die Monstrosität schnappte gierig danach.
    »Nein, Miststück!« fauchte Roland und trat danach. Es war, als hätte er gegen einen Felsblock getreten… der beißen konnte. Es riß das Ende von Rolands rechtem Stiefel weg, fast den ganzen großen Zeh, und zerrte den Stiefel vom Fuß.
    Der Revolvermann bückte sich, hob den Revolver auf, ließ ihn fallen, fluchte und hatte schließlich Erfolg. Was einstmals so einfach gewesen war, daß er es nicht auf sich genommen hatte, darüber nachzudenken, war plötzlich zu einem dem Jonglieren vergleichbaren Trick geworden.
    Das Wesen kauerte auf dem Stiefel des Revolvermanns, an dem es riß, während es seine stammelnden Fragen stellte. Eine Welle rollte dem Strand entgegen, die Gischt, welche ihren Gipfel krönte, sah im fahlen Licht des Halbmonds bleich und tot aus. Der Monsterhummer hörte auf, am Stiefel zu reißen, und hob die Scheren zur Boxerpose.
    Roland zog mit der linken Hand und betätigte dreimal den Abzug. Klick, klick, klick.
    Wenigstens wußte er jetzt über die Patronen in den Zylindern Bescheid.
    Er steckte die linke Pistole ins Halfter. Um die rechte einzuhalftern, mußte er den Lauf mit der linken Hand nach unten drehen und dann an Ort und Stelle fallen lassen. Blut lief die abgegriffenen Eisenholzkolben entlang; Blut befleckte die Halfter und alten Jeans, an welche die Halfter mit Lederschnüren gebunden waren. Es floß aus den Stummeln, wo seine Finger gewesen waren.
    Sein verstümmelter rechter Fuß war noch so taub, daß er nicht schmerzte, aber seine rechte Hand schrie. Die Geister geschickter und lange trainierter Finger, die sich bereits in den Verdauungssäften der Eingeweide dieses Dings zersetzten, schrien auf, daß sie noch da waren, daß sie brannten.
    Ich sehe ernste Probleme auf mich zukommen, dachte der Revolvermann am Rande.
    Die Welle wich zurück. Die Monstrosität senkte die Scheren und riß ein neuerliches Loch in den Stiefel des Revolvermannes, kam aber dann zu dem Ergebnis, daß der Träger ungleich wohlschmeckender gewesen war als dieses Stück Haut, das er irgendwie abgestreift hatte.
    »Du d-a-chum?« fragte es und eilte mit gespenstischer Schnelligkeit auf ihn zu. Der Revolvermann wich auf Beinen zurück, die er kaum spüren konnte, und ihm wurde klar: Das Wesen mußte über eine Art Intelligenz verfügen. Es hatte sich ihm vorsichtig genähert, möglicherweise einen langen Strandabschnitt entlang, und war unsicher gewesen, was er war oder wozu er fähig sein würde. Hätte die spülende Welle ihn nicht geweckt, hätte das Ding sein Gesicht weggerissen, während er noch tief in seinen Traum versunken gewesen war. Jetzt war es zu dem Ergebnis gekommen, daß er nicht nur schmackhaft war, sondern auch verwundbar; leichte Beute.
    Es war fast über ihm, ein eineinhalb Meter langes und dreißig Zentimeter hohes Ding, ein Lebewesen, das gut siebzig Pfund wiegen mochte und das ebenso ausschließlich fleischfressend war wie David, der Falke,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher