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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei
Autoren: King Stephen
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vertraute.
    Gut, schon recht, ertrinke ich eben, dachte er und lauschte dem Dröhnen des Meeres. Laß mich ertrinken. Aber dies war nicht das Tosen offener Tiefen; es war das knirschende Geräusch von Wasser in einem Schlund voller Steine. War er der Seefahrer? Wenn ja, warum war das Land so nahe? Und war er nicht tatsächlich auf dem Land? Es war, als…
    Eiskaltes Wasser drang durch seine Stiefel und lief an seinen Beinen hinauf bis zum Schritt. Er riß die Augen auf, und nicht seine fröstelnden Eier, die plötzlich, schien es, zur Größe von Walnüssen geschrumpft waren, holten ihn aus dem Traum zurück, auch nicht das Grauen zu seiner Rechten, sondern der Gedanke an seine Revolver… seine Revolver und, noch wichtiger, seine Patronen. Nasse Revolver konnte man rasch zerlegen, trocknen, ölen, nochmals trocknen und nochmals ölen und wieder zusammenbauen; nasse Patronen konnte man, wie nasse Streichhölzer, eventuell wieder benützen, möglicherweise auch nicht.
    Das Grauen war ein kriechendes Ding, das von einer Woge emporgespült worden sein mußte. Es schleppte einen nassen, glänzenden Leib mühsam über den Sand. Es war etwa einen Meter lang und rund vier Meter von ihm entfernt. Es betrachtete Roland mit ausdruckslosen Stielaugen. Der lange, gezackte Schnabel klappte auf, und es fing an, ein Geräusch von sich zu geben, welches auf unheimliche Weise menschlicher Sprache glich: flehentliche, sogar verzweifelte Fragen in einer fremden Sprache.
    »Did-a-chick? Dum-a-chum? Dad-a-cham? Ded-a-check?«
    Der Revolvermann hatte schon Hummer gesehen. Dies war keiner, doch waren Hummer die einzigen Lebewesen, die er je gesehen hatte, mit denen dieses Wesen auch nur entfernte Ähnlichkeit aufwies. Es schien überhaupt keine Angst vor ihm zu haben. Der Revolvermann wußte nicht, ob es gefährlich war oder nicht. Seine eigene geistige Verwirrung war ihm einerlei – sein vorübergehendes Unvermögen, sich daran zu erinnern, wo er war und wie er hierher gelangt war, ob er den Mann in Schwarz tatsächlich eingeholt hatte oder ob alles nur ein Traum gewesen war. Er wußte nur, er mußte vom Wasser weg, bevor es seine Patronen überspülen würde.
    Er hörte das knirschende, anschwellende Dröhnen des Wassers und sah von dem Wesen (es hatte innegehalten und hielt die Scheren hoch, mit denen es sich vorangeschleppt hatte, wodurch es auf absurde Weise wie ein Boxer aussah, der die Eröffnungsposition einnahm, die, wie Cort sie gelehrt hatte, die Ehrenposition genannt wurde) zu dem heranrollenden Brecher mit seiner Gischtkrone.
    Es hört die Welle, dachte der Revolvermann. Was immer es ist, es hat Ohren. Er versuchte aufzustehen, aber seine Beine, die so gefühllos waren, daß er sie nicht spüren konnte, knickten unter ihm ein.
    Ich träume immer noch, dachte er, doch das war selbst in seinem momentanen Zustand der Verwirrung eine Überzeugung, die zu verlockend war, als daß er sie wirklich glauben konnte. Er versuchte, nochmals aufzustehen, schaffte es fast, fiel dann aber zurück. Die Welle brach. Es gab kein zweites Mal. Er mußte sich damit begnügen, sich so zu bewegen, wie sich das Wesen zu seiner Rechten zu bewegen schien: Er grub beide Hände ein und zog seine Kehrseite den steinigen Kiesstrand entlang, weg von der Welle.
    Er kam nicht weit genug, der Welle völlig zu entgehen, aber er kam für seine Zwecke weit genug. Die Welle begrub lediglich seine Stiefel. Sie kam bis fast an seine Knie, zog sich dann aber zurück. Vielleicht ging die erste nicht so weit, wie ich gedacht habe. Vielleicht.
    Ein Halbmond stand am Himmel. Eine Nebelschwade verdeckte ihn, aber er spendete hinreichend Licht; der Revolvermann konnte sehen, daß die Halfter zu dunkel waren. Die Pistolen waren auf jeden Fall naß geworden. Es war unmöglich zu sagen, wie schlimm es war, ob die Patronen in den Zylindern oder die in den überkreuzten Patronengurten ebenfalls naß geworden waren. Bevor er es überprüfte, mußte er weg vom Wasser. Mußte…
    »Dod-a-chock?« Viel näher. In seiner Sorge wegen des Wassers hatte er das Wesen vergessen, welches das Wasser gebracht hatte. Er sah sich um und stellte fest, daß es jetzt nur noch eineinhalb Meter entfernt war. Die Scheren waren im von Steinen und Muscheln übersäten Sand des Strandes vergraben, so zog es seinen Körper voran. Es hob den fleischigen, eingeschnürten Leib, wodurch es einen Augenblick einem Skorpion ähnelte, aber Roland konnte keinen Stachel am Ende des Körpers erkennen.
    Wieder
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