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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt
Autoren: A. A. Fair
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dürfen.«
    »Oh.« Sie lächelte verständnisinnig. »Ich wollte, ich könnte Ihnen helfen.
    Es tut mir leid, daß ich Ihnen nicht mehr sagen kann. Soll ich ihr vielleicht etwas aussrichten, falls sie doch noch mal vorbeikommt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wenn sie noch in der Stadt ist, mache ich sie bestimmt ausfindig. Trotzdem vielen Dank. Aber ich glaube, das muß ich allein erledigen, damit sie sieht, daß es mir Ernst ist.«
    »Da haben Sie allerdings recht. Hoffentlich haben Sie Erfolg.«
    Ich verabschiedete mich und ging. Vor einer chemischen Reinigung weiter unten an der Straße machte ich halt. Es handelte sich offenbar nur um eine Annahmestelle, denn das Geschäftslokal befand sich im Wohnzimmer. Gleich vom an der Tür war ein Schalter mit ein paar Regalen. Dahinter standen ein Tisch mit Stühlen, eine Couch und ein Mahagonischränkchen. Durch eine Tür im Hintergrund ging es anscheinend in die Küche. Als ich eintrat, kam eine Frau an den Schalter und sah mich fragend an. Ich zog das Foto heraus und zeigte es ihr. »Kennen Sie das Mädchen?«
    »Sicher. Wir haben eine Menge Aufträge für sie erledigt. Das ist doch Miss Cutler, stimmt’s?«
    »Ganz recht. Wissen Sie, wo sie sich im Moment aufhält?«
    »Nein, keine Ahnung - das heißt, ich kann Ihnen nicht sagen, wo sie wohnt.«
    »Aber sie lebt in New Orleans?«
    »O ja. Ich hab’ sie vor — warten Sie mal - vor ungefähr sechs Wochen in der Stadt gesehen. Ich komme nämlich nicht oft ins Zentrum, weil ich den Laden hier nicht allein lassen kann. Ich kann immer nur dann weg, wenn mich jemand vertritt.«
    »Wo haben Sie sie gesehen?«
    »In der Canal Street, etwa gegen halb sechs abends. Sie kam mir auf derselben Straßenseite entgegen, aber ich glaube nicht, daß sie mich erkannte. Ich habe ein ziemlich gutes Personengedächtnis, und es passiert mir recht oft, daß mir gute Kunden über den Weg laufen.« Sie lächelte. »Meistens wissen sie nicht, wo sie mich hinstecken sollen. Schließlich sehen sie mich ja immer nur halb und hinter dem Schalter. Ich spreche sie niemals an, falls sie mich nicht zuerst anreden.«
    Ich dankte ihr für die Auskunft und spazierte gemächlich nach Haus. Bertha lehnte mit schläfriger Miene in einem Sessel und paffte vor sich hin. Neben ihr auf einem Tischchen stand ein Glas Scotch mit Soda.
    »Na, wie kommst du voran?« erkundigte sie sich zerstreut.
    »Soso.«
    »Kann ich mir denken - als müßte man eine Stecknadel in einem Heuhaufen suchen, wie? Donald, Liebling, ich hab’ ein fabelhaftes Restaurant entdeckt!«
    »Wo?«
    »Nur die Straße geradeaus. Ein Katzensprung von hier.«
    »Ich bildete mir ein, du hättest dir dein Quantum für heute schon beim Frühstück einverleibt. Wenn ich geahnt hätte, daß du schon wieder Hunger hast, wäre ich eher zurückgekommen. Ich bin sowieso nur gekommen, um dich zu fragen, ob du was essen willst.«
    »Nein, Liebling, jetzt nicht. Ich hab’ festgestellt, daß es mir besser bekommt, wenn ich mehrmals am Tag eine Kleinigkeit zu mir nehme. Immer nur einen Happen, verstehst du, damit das ärgste Hungergefühl schwindet.«
    Ich nickte und wartete.
    Ein Ausdruck träumerischer Zufriedenheit verklärte ihr Gesicht. Um ein Haar hätte sie genießerisch mit den Lippen geschmatzt. »Gumbo mit Reis«, murmelte sie. »Ich dachte nämlich, das wäre was Leichtes.«
    »Na, war es leicht?«
    »Eigentlich nicht. Es war ein ganzes Menü, aber was für eins!«
    »Bist du wenigstens satt geworden? Oder möchtest du noch einen Bissen mit mir essen? Nur so zur Gesellschaft.«
    »Sprich mir nicht mehr vom Essen, Donald Lam! Ich hab’ genug für heute. Zum Dinner bestelle ich mir nur Tee und ein bißchen trockenen Toast, mehr nicht. Diese verdammte Stadt wird noch mein Ruin, wenn ich nicht aufpasse.«
    »Gut. Dann geh’ ich jetzt schnell zum Essen und mach’ mich danach wieder auf die Socken.«
    »Was soll ich inzwischen tun?«
    »Nichts.«
    »Ich weiß gar nicht, warum ich dann überhaupt nach New Orleans gekommen bin.«
    »Ich auch nicht. Du mußt dir doch was dabei gedacht haben, oder?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Dieser verdammte Anwalt, dieser Wichtigtuer, ist schuld daran. Er meinte, wenn du diese Roberta Fenn gefunden hast, solle ich mit ihr sprechen. Eine Frau eigne sich besser dazu als ein Mann. Na, und weil er den Spaß sowieso bezahlen muß, fand ich, ich könnte ebensogut mitfahren.«
    »Selbstverständlich. Warum auch nicht.«
    »Es wäre schön, wenn wir uns die
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