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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt
Autoren: A. A. Fair
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lassen, oder macht Ihnen das zu viele Umstände?«
    »Wieso? Ja, gewiß können Sie sie bekommen. Aber dann müssen Sie warten, bis ich zu Hause bin.«
    »Haben Sie Telefon?«
    »In meiner Wohnung nicht. Aber unten im Haus ist eine Telefonzelle. Wenn Sie wollen, kann ich Sie anrufen.«
    Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Das brachte ihr zu Bewußtsein, daß unser Gespräch schon ungebührlich lange dauerte. Sie wurde sichtlich nervös und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
    »Zu lange möchte ich Sie nicht aufhalten«, sagte ich. »Wohnen Sie in der Nähe?«
    »Nein, ziemlich weit draußen, in der St. Charles Avenue.«
    überlegte. »Hören Sie zu, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich komme nach Dienstschluß wieder her. Wir nehmen ein Taxi und fahren zu Ihnen ‚raus, und Sie geben mir die Adresse. Mit dem Taxi geht es schneller als mit der Straßenbahn und... «
    »In Ordnung. Ich gehe um fünf hier weg.«
    »Schließt die Bank um fünf?«
    Sie nickte.
    »Wo soll ich auf Sie warten, falls der Schalterraum schon zu ist?«
    »Da drüben vor dem Nebenausgang.«
    »Gut. Schönen Dank, Miss Fenn. Bis nachher also.«
    Ich lüftete meinen Hut, ging ins Hotel zurück, hängte ein Schild >Bitte nicht stören< an meine Zimmertür und legte mich für zwei Stunden aufs Ohr.

5

    Roberta Fenn war auf die Minute pünktlich. Hübsch, elegant, selbstsicher trat sie aus der Tür und kam mit einem verstohlenen Lächeln in den klaren haselnußbraunen Augen auf mich zu. Ich gab dem Taxichauffeur einen Wink. Er sprang aus dem Wagen und hielt uns die Tür auf.
    Roberta lehnte sich behaglich zurück und warf mir einen blitzschnellen Blick zu. »Sie sind also Detektiv?« fragte sie angriffslustig.
    »Ja.«
    »Komisch. Ich hab’ mir Detektive immer ganz anders vorgestellt.«
    »So? Wie denn?«
    »Oh, ich dachte, das wären große, kräftige Männer mit brutalen Gesichtern oder finstere, unheimliche Gestalten mit falschem Bart und Schirmmütze.«
    »Verallgemeinerungen stimmen meistens nicht.«
    »Sie müssen ein aufregendes Leben führen.«
    »Vermutlich ja. Wenigstens muß es einem Außenseiter so Vorkommen. Ich denk’ eigentlich kaum darüber nach.«
    »Warum nicht?«
    »Weil mir meine Arbeit Spaß macht. Es käme mir nie in den Sinn, meinen Beruf mit anderen Berufen zu vergleichen und mir den Kopf darüber zu zerbrechen, ob er aufregend ist oder nicht. Ich glaube, das tun nur solche Menschen, die mit ihrem Leben nicht zufrieden sind.«
    Sie sah versonnen vor sich hin und murmelte: »Da haben Sie vermutlich recht. Man könnte Sie direkt beneiden. Sie sind schon lange in dem Beruf?«
    »So ziemlich. Mir kommt’s wie eine Ewigkeit vor.«
    »Wollten Sie von Anfang an Detektiv werden?«
    »Nein. Ich hab’ Jura studiert und wollte ursprünglich Anwalt werden.«
    »Weshalb wurde denn nichts daraus? Ging Ihnen das Geld aus, bevor Sie fertig waren?«
    »Keine Spur. Ich hatte sogar schon meine Zulassung.«
    »Ja, aber... ?«
    »Dann haben sie mir die Zulassung wieder entzogen.«
    »Warum?«
    »Ach, das ist eine lange Geschichte. Ich entdeckte eine Lücke im Gesetz und bewies, daß jemand einen Mord begehen könnte, ohne dafür belangt zu werden.«
    »Dafür wurden Sie gewissermaßen bestraft?« fragte sie atemlos vor Spannung.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Tja, meine unorthodoxen Ansichten paßten den hohen Herren natürlich nicht. Sie sagten, ich wäre verrückt und ein gefährlicher, asozialer Charakter, dem jedes wahre Rechtsempfinden abginge. Das Ende vom Liede war, daß man mir die Zulassung als Anwalt wieder entzog.«
    »Was machten Sie daraufhin?«
    »Ich wurde Detektiv und bewies diesen Herren, daß ich mit meiner Behauptung recht hatte.«
    »Sei haben doch nicht etwa einen Mord begangen!«
    Ich grinste. »Natürlich nicht, aber die Polizei glaubte zuerst, ich wäre es gewesen.«
    Sie starrte mich durchdringend an. »Hören Sie mal, halten Sie mich etwa zum besten?«
    »Aber nein, keine Spur.«
    Sie musterte schweigend mein Gesicht und sagte plötzlich mit schroffer Stimme: »Ich bin wahrscheinlich verrückt, aber - verdammt noch mal, ich glaube Ihnen!«
    »Sicher. Warum sollte ich Ihnen auch was vorschwindeln?«
    Sie ließ sich wieder gegen das Polster zurückfallen und fragte: »Wie ging die Sache dann weiter? Ich meine, was haben Ihre ehemaligen Kollegen und die Richter und alle diese Leute getan, als Sie die Bombe platzen ließen?«
    »Oh, sie bildeten Komitees und brüteten über Abänderungsanträgen und
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