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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt
Autoren: A. A. Fair
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drängte Pellingham.
    »Wir trafen gegen halb acht vor dem Haus ein und klingelten an Robertas Wohnung. Jemand drückte auf den Summer und machte uns die Haustür auf. Die Wohnungstür stand halb offen, und wir konnten die Leiche deutlich sehen. Ich bugsierte Bertha schleunigst die Treppe wieder hinunter, weil ich glaubte, der Mörder befände sich noch im Zimmer.«
    Pellingham nickte.
    »Aber das war nicht der Fall.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil wir die Haustür wenigstens zehn Minuten lang im Auge behielten. Außer einer ältlichen Frau verließ niemand das Haus. Dann erschien bereits die Polizei.«
    Pellingham grunzte. »Stimmt. Unseren beiden Leuten ging’s genauso. Sie läuteten, und jemand ließ sie ein. Sie gingen ‘rauf und fanden niemanden in der Wohnung außer der Leiche.«
    Ich nickte. »Das ist nicht alles. An dem Abend, an dem ich Roberta in ihrer Wohnung aufsuchte, tauchte Nostrander plötzlich auf. Er stand wie vom Himmel gefallen im Flur und hämmerte gegen die Tür. Roberta wimmelte ihn ab und schickte mich dann weg. Ich verließ gleich nach ihm das Haus. Aber ich entdeckte ihn weder oben im Korridor noch unten auf der Straße. Er war wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Aha. Wie erklären Sie sich das?« fragte Pellingham ungeduldig.
    »Ganz einfach. Nostrander kannte noch einen anderen Hausbewohner und besuchte ihn regelmäßig. Man darf wohl annehmen, daß es sich um eine Frau handelte, mit der Nostrander ziemlich eng befreundet war. Die Entdeckung, daß ihr Auserkorener noch immer eine Schwäche für Roberta hatte, muß ein ganz schöner Schock für sie gewesen sein. Am Morgen nach der Mordnacht klingelte eine Reihe von Leuten an Robertas Wohnung. Sie wurden prompt eingelassen, fanden oben jedoch keine Menschenseele. Wäre Roberta im Laufe der Nacht oder in den frühen Morgenstunden in ihre Wohnung gegangen, dann hätte sie vermutlich auch dran glauben müssen. Die Lösung des Rätsels ist, daß man den Summer von jeder Wohnung aus bedienen kann, und Marilyn Winton bewohnt ein Apartment direkt gegenüber von Roberta. Wenn es drüben klingelte, konnte sie das hören, vor allem, wenn sie ihre Tür einen Spaltbreit offenließ.«
    Pellingham machte ein grimmiges Gesicht. »Weiter.«
    »Marilyn Winton behauptet, sie hätte um halb drei einen Schuß gehört. Ich glaube, wenn Sie sich Hale richtig vornehmen, wird er zugeben, daß er sich zur gleichen Zeit mit Nostrander unterhielt. Sobald er weg war, rauschte Marilyn zu Nostrander in Robertas Wohnung hinüber. Dort gerieten sich beide ernstlich in die Wolle.«
    »Mag sein. Aber warum erzählt sie dann erst das Märchen von dem Schuß? Damit lenkt sie doch nur die Aufmerksamkeit auf sich.«
    »Sie brauchte selbstverständlich ein Alibi. Nehmen wir mal an, ich hätte die Absicht, um drei Uhr in der Wohnung meiner Nebenbuhlerin aufzukreuzen und sie umzulegen. Dann ist es doch gar keine so schlechte Idee, wenn ich um halb drei aufgeregt erkläre, ich hätte soeben einen Schuß gehört. Marilyn Winton machte ihre beiden Freunde praktisch zu Zeugen ihrer Wahrnehmung. Vermutlich hatte sie sich eigens zu diesem Zweck von ihnen nach Haus bringen lassen.«
    Pellingham starrte mich entgeistert an. Bertha murmelte bewundernd: »Mich laust der Affe! Das hast du wieder mal großartig hinbekommen, Donald!«
    Der Leutnant stieß einen schrillen Pfiff aus und faßte plötzlich einen Entschluß. »Okay, Lam. Sie fliegen mit mir zurück nach New Orleans.«
    »Fehlanzeige«, antwortete ich, schwenkte nach links und verschwand im Marinerekrutierungsbüro, bevor die beiden begriffen hatten, was los war. »Donald Lam meldet sich zur Ableistung der Militärübung«, sagte ich zu dem Mann hinter dem Schreibtisch.
    »Okay, Matrose. Da geht’s ‘raus. Im Hof steht ein Bus. Steigen Sie gleich ein.«

    Das Ende der Ereignisse erlebte ich aus der Sicht des Zeitungslesers, während ich mit einem Ausbildungstrupp nach San Franzisko befördert wurde.
    Hale bequemte sich zur Aussage, sobald er begriffen hatte, daß man ihm den Mord nicht in die Schuhe schieben wollte. Er hatte Nostrander beobachtet und war ihm bis zu Robertas Wohnung gefolgt. Dort bot er ihm zehntausend Dollar an und verlangte als Gegenleistung eine Bestätigung dafür, daß die Übergabe der Scheidungspapiere an die Unrechte Person eine Schiebung gewesen war. Nostrander war jedoch sinnlos betrunken, und Hale mußte unverrichteterdinge abziehen. Da er befürchtet hatte, Nostrander könnte sich auf die
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