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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt
Autoren: A. A. Fair
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Menge Frauen aus.«
    »Sie war eine Brünette mit einer phantastischen Figur. Vielleicht fällt sie Ihnen jetzt wieder ein.«
    »Warten Sie mal. An ihre Ankunft kann ich mich erinnern. Aber wann sie abgereist ist, weiß ich nicht mehr.«
    »Vermutlich hatte sie nicht viel Gepäck bei sich. Es war noch ein anderes Mädchen dabei, brünett mit haselnußbraunen Augen. Es trug ein schwarzes Kleid, einen roten Gürtel, einen roten Hut und ...«
    »Ach, jetzt weiß ich, wen Sie meinen. Sie fuhren mit Jeb Miller.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo ich ihn finden kann?«
    »Eigentlich müßte er draußen stehen. Er befördert meistens die Hotelgäste.«
    Ich gab dem Jungen die zwei Dollar, der daraufhin sagte: »Kommen Sie mit. Ich werde Sie mit Miller bekannt machen.«
    Jeb Miller hörte sich meine Beschreibung an und kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Tja, ich besinne mich auf die beiden Damen... Wo hab’ ich sie doch gleich abgesetzt...? Es war ein kleines Apartmenthaus, irgendwo auf der 35. Straße. Die Nummer hab’ ich vergessen. Ich könnte Sie ja hinfahren und...«
    Schon saß ich im Wagen, bevor ihm klargeworden war, daß er einen Fahrgast hatte. »Kümmern Sie sich nicht um die Geschwindigkeitsbegrenzung«, sagte ich.
    Es war ein kleines, ziemlich schäbiges zweistöckiges Backsteinhaus, nur etwa fünfzehn Meter lang, dafür jedoch sehr tief. Ich studierte die Namensschilder. Offenbar waren alle Wohnungen vermietet, aber der Name von Edna Cutler befand sich nicht darunter. Außerdem deutete das verschmutzte Aussehen der Schilder darauf hin, daß in letzter Zeit niemand neu hinzugezogen war. Ich klingelte beim Hausverwalter. Nach einer Weile tauchte eine ältere Frau auf und musterte mich verdrießlich.
    Ich lächelte ihr gewinnend zu. »Zwei junge Frauen, die gerade eingezogen sind, riefen mich wegen einer Automobilversicherung an. Ich vertrete den Autoklub von Südkalifornien.«
    »Meinen Sie die Frauen aus New Orleans?«
    »Ja.«
    »Warum haben Sie dann nicht bei ihnen geklingelt? Sie wohnen auf Nummer 271.«
    »Tut mir leid. Ich muß die Nummern vertauscht haben. Ich habe bei 217 geläutet, und da hat sich niemand gemeldet.« Ich bedachte sie mit einem zweiten Lächeln und stieg schnell die Treppe hinauf.
    Im Korridor war es dunkel, aber unter der Tür von Nummer 271 kam ein schwacher Lichtschein hervor. Ich drückte behutsam die Klinke nach unten und stemmte die Schulter gegen die Tür. Sie war von innen verriegelt. Ich behielt die Klinke in der Hand und klopfte. Nichts rührte sich. Ich klopfte noch einmal. Schlurfende Schritte näherten sich der Tür, und dann fragte Edna Cutler mit gedämpfter Stimme: »Wer ist dort, bitte?«
    »Der Elektriker. Muß die Leitungen überprüfen.«
    »Also, jetzt können Sie nicht ‘rein.«
    »Wenn ein neuer Mieter einzieht, müssen die Leitungen nachgesehen werden. Das ist Vorschrift.«
    »Schon möglich. Aber es muß doch nicht gleich sein.«
    »Es dauert nur eine Minute. Sonst muß ich das Licht abschalten.«
    »Kommen Sie in einer Stunde wieder«, sagte sie und ging weg.
    Ich sah mich im Korridor um und entdeckte weiter unten einen Zähler. Ich probierte erst ein bißchen herum, schraubte eine Sicherung aus und steckte sie in die Tasche. Der Lichtstreifen, den ich unter der Tür von Nummer 271 gesehen hatte, war verschwunden.
    Fast eine Minute lang herrschte in der Wohnung tiefes Schweigen. Dann hörte ich Stimmengemurmel, das immer näher kam. Ich legte meine Hand auf die Klinke und wartete.
    »So eine Unverschämtheit!« sagte Edna Cutler. »Ich dachte, das wäre nur das übliche Gerede. Jetzt hat dieser Trottel doch das Licht abgeschaltet.«
    Auf der anderen Seite der Tür wurde ein Riegel zurückgeschoben. Ich verlor keine Zeit, drückte mit der Schulter die Tür nach innen und spürte, wie sie gegen etwas Weiches stieß. Der Raum dahinter war dunkel. Aber durch das offene Fenster konnte man eine rote Neonreklame sehen, deren pulsierendes Licht die Umgebung notdürftig erhellte und alle Gegenstände mit einem rubinfarbenen Schimmer überzog.
    Edna Cutler rappelte sich vom Fußboden hoch. Ich hatte ihr mit der Tür einen Stoß versetzt. In einem dunklen Winkel des Raumes stand, undeutlich sichtbar, noch eine zweite Gestalt. Als sie erstaunt aufschrie, wußte ich, daß es Roberta Fenn war. »Ich hab’ Ihnen doch verboten, Edna Cutler anzurufen.«
    »Ich... Sie verstehen das nicht, Donald. Ich mußte mit ihr sprechen.«
    »Was soll das?!« rief Edna Cutler gereizt.
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