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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt
Autoren: A. A. Fair
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handelt sich lediglich darum, das Mädchen für uns ausfindig zu machen. Mein Klient wird Ihnen alle notwendigen Informationen zukommen lassen, und da er letzten Endes Ihr eigentlicher Auftraggeber ist, wäre es für alle Teile peinlich, wenn es in diesem Punkt zu Mißverständnissen käme. Sie begreifen das doch wohl?«
    Bertha sah mich über den Tisch hinweg drohend an. »Hast du das kapiert, Donald? Stell also gar nicht erst einen Haufen Theorien auf. Herumschnüffeln wird von uns nicht verlangt. Treib das Mädel auf, und damit basta. Wer hinter ihr her ist und warum, geht uns nichts an. Hast du mich verstanden?«
    Hale musterte mich verstohlen, um festzustellen, wie Berthas Standpauke auf mich wirkte. Er räusperte sich. »Ihre Unverblümtheit ist direkt erfrischend, Mrs. Cool. Ich hätte mich allerdings nicht ganz so kraß ausgedrückt.«
    Bertha schnaubte. »Möglich, Aber bei mir gibt’s wenigstens keine Unklarheiten. Ich hab’ für Schmus nichts übrig. Damit vergeudet man nur seine Zeit.«
    Hale lächelte. »Sie sind die Aufrichtigkeit in persona, Mrs. Cool.«
    Kurzes Schweigen.
    »Was können Sie mir sonst noch über Roberta Fenn sagen?« erkundigte ich mich.
    »Ich habe Mrs. Cool bereits im Zug alle wichtigen Tatsachen mitgeteilt.«
    »Wie ist’s mit nahen Verwandten?«
    »Sie hat keine.«
    »Wirklich? Ich denke, Sie suchen sie wegen einer Erbschaftsangelegenheit?«
    Hale legte mit einer väterlichen Geste seine Hand auf meinen Arm. »Also, Lam, über diesen Punkt haben wir uns inzwischen doch geeinigt.«
    »Natürlich«, warf Berta ungeduldig dazwischen. »Kümmern Sie sich nicht um Donald. Ich werde ihm schon auf die Finger sehen, verlassen Sie sich darauf. Wollen Sie einen täglichen Bericht?«
    »Ja, das wäre mir sehr lieb.«
    »Wo sind Sie zu erreichen?«
    »In meinem New Yorker Büro.«
    »Angenommen, wir finden das Mädchen, was dann?«
    Hale schüttelte bedenklich den Kopf. »Also, ehrlich gesagt, Mrs. Cool, hege ich in dieser Hinsicht keine übertriebenen Hoffnungen. Es wird nicht einfach sein, das Mädchen aufzuspüren. Die Fährte ist inzwischen kalt geworden. Sollte es Ihnen, allen Schwierigkeiten zum Trotz, gelingen, dann werden Sie mich natürlich unverzüglich informieren. Ich bin sicher, mein Klient dürfte sich in diesem Falle zu einer substantiellen Anerkennung in Form einer Erfolgsprämie bereit finden.«
    Hale blickte sich vorsichtig um. »Ich möchte Ihnen noch etwas ans Herz legen: Seien Sie auf der Hut. Gehen Sie so unauffällig wie möglich vor. Lassen sich direkte Fragen nicht vermeiden, dann geben Sie einen harmlosen, unverdächtigen Grund dafür an. Treten Sie als Freund eines Freundes auf, den der Zufall nach New Orleans verschlagen hat, verstehen Sie? Ihr Freund hat Sie gebeten, Roberta Fenn aufzusuchen. Die Sache muß einen ganz natürlichen und zwanglosen Eindruck machen. Ja, und noch etwas: Hinterlassen Sie keine Spuren.«
    »Selbstverständlich«, sagte Bertha. »Wir werden das schon hinbekommen.«
    Hale warf einen Blick auf seine Uhr und winkte die Kellnerin heran. »Die Rechnung, bitte.«

4

    Sobald sich Hale verabschiedet hatte, brachte ich Bertha in die Wohnung im französischen Viertel. Nach Frauenart steckte sie ihre Nase in sämtliche Winkel und Ecken, in die Schubladen und unter die Schränke.
    »Es sind ein paar verdammt gute antike Stücke dabei«, sagte sie nach einer Weile. Ich antwortete nicht, und sie fügte nach einem Moment hinzu: »Sofern man für das Zeug was übrig hat.« Dann stellte sie sich ans Fenster, sah auf den Balkon und die Straße hinaus, drehte sich um, warf noch einen prüfenden Blick auf die Möbel und brummte: »Mir jedenfalls kann das Zeug gestohlen bleiben.«
    Wir schnüffelten noch ein Weilchen in der Wohnung herum. Dann probierte Bertha die Couch aus, ließ sich mit Schwung darauf nieder, kramte eine Zigarette aus ihrer Handtasche hervor und erklärte verdrießlich: »Na, für meine Begriffe ist uns damit auch nicht geholfen. Daß du die Bude gemietet hast, war eine Kateridee. Ich hab’s ja gleich gesagt. Aber das Geldrausschmeißen war von jeher deine Spezialität.«
    Ich antwortete nicht.
    Sie strich ein Streichholz an ihrer Schuhsohle an, zündete ihre Zigarette an und knurrte ungeduldig: »Also?«
    »Roberta Fenn hat hier gewohnt.«
    »Na und?«
    »Sie hat hier unter dem Namen Edna Cutler gewohnt.«
    »Was macht das schon für einen Unterschied?«
    »Wir wissen, wo sie wohnte und welchen Decknamen sie benutzte. Sie hat bestimmt
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