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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt
Autoren: A. A. Fair
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spöttisch. Bertha deutete diesen Gesichtsausdruck, der ihr schon bei mehr als einem Klienten aufgefallen war, richtig.
    »Donald ist in Ordnung, Mr. Hale. Er wiegt in Kleidern, einschließlich Schlüsselbund und Taschenmesser, nur hundertvierzig Pfund; aber er hat Schneid für zwei, und sein Köpfchen funktioniert vollautomatisch.«
    Hale grinste wieder, und es war genau das Grinsen, das ich erwartet hatte. Er zog die Lippen hoch und fletschte die Zähne, als hätte er Angst, sein Gebiß könnte herausfallen, wenn er ihm die geringste Chance gäbe.
    »Wo können wir uns in Ruhe unterhalten?« erkundigte sich Bertha.
    »Im Hotel. Ich hab’ einige Zimmer genommen. Die Stadt ist voll von Touristen, der reinste Zirkus.«
    »Ist mir recht«, erwiderte Bertha. »Hast du schon was in Erfahrung gebracht, Donald?«
    »Aus diesem Luftpostbrief aus Florida schloß ich, daß Mr. Hale mir erst die notwendigen Details liefern würde, bevor ich mich an die Arbeit mache.«
    »Das wird er auch. Aber ich hab’ dir doch in großen Zügen erklärt, was wir für ihn tun sollen. Meine Güte, Donald, du mußt doch mindestens schon drei Tage hier sein.«
    »Einen Tag und zwei Nächte.«
    Hale lächelte.
    Bertha blickte mich finster an. »So siehst du auch aus!«

    Ein Taxi beförderte uns zu einem modernen Hotel im Geschäftszentrum der Stadt. Nichts deutete darauf hin, daß nur ein paar Häuserblocks von hier entfernt das alte französische Viertel lag, das >Vieux Carre< mit seinen engen Gassen, Patios, romantischen Winkeln und Feinschmeckerlokalen.
    »Hat Miss Fenn hier gewohnt?« fragte Hale in der Hotelhalle.
    »Nein. Sie wohnte im Hotel >Monteleone<.«
    »Wie lange?«
    »Etwa eine Woche.«
    »Und dann?«
    »Dann löste sie sich in Wohlgefallen auf.«
    »Hat sie ihr Gepäck nicht mitgenommen oder abholen lassen?«
    »Nein.«
    »Nur eine Woche«, murmelte Hale. »Es ist nicht zu fassen.«
    »Verschieben wir doch den geschäftlichen Teil auf später.« Bertha steuerte zielbewußt auf den Lift zu. »Ich bin nämlich mit einer Badewanne verabredet. Hast du schon gefrühstückt, Donald, Liebling?«
    »Nein.«
    »Du siehst aus wie ein Häuflein Elend. Du bist doch nicht etwa krank, oder?«
    »Keine Spur.«
    »Schön«, stimmte Fiale zu. »Ich muß mich nach der Reise auch ein bißchen frisch machen. Ich glaube, ich muß mich noch mal rasieren. Wo treffen wir uns - und wann?«
    »In einer halben Stunde unten in der Halle«, sagte Bertha.
    Der Rechtsanwalt nickte und lief den Korridor entlang auf sein Zimmer zu.
    Bertha betrat wortlos ihr Zimmer und wertete, bis ich die Tür geschlossen hatte. Dann fuhr sie zu mir herum und musterte mich argwöhnisch. »Sag mal, was ist eigentlich los mit dir? Hältst du mit irgendwas hinter dem Berge?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil ich Hale erst mal ein bißchen auf den Zahn fühlen will, bevor ich ihm alles, was ich weiß, auf die Nase binde.«
    »Du und deine verdammte Geheimniskrämerei! Hale ist unser Klient, merk dir das! Hast du schon etwas herausgefunden?«
    »Hör zu! Während Roberta Fenn im Hotel >Monteleone< wohnte, kaufte sie sich ein Kleid. Sie zahlte zwanzig Dollar an, und weil noch ein paar Änderungen nötig waren, sagte sie, man sollte es ihr ins Hotel schicken; sie würde die restlichen zehn Dollar bei der Ablieferung begleichen. Das Kleid wurde aber erst geliefert, als Roberta schon verschwunden war. Das Hotel behielt es ein paar Tage lang da und schickte es dann ins Geschäft zurück.«
    »Na und?« fragte Bertha ungeduldig. »Damit ist uns auch nicht geholfen.«
    »Drei oder vier Tage später rief Miss Fenn in dem Modegeschäft an und sagte, ein Bote solle das Kleid bei Edna Cutler in der St. Peter Street abgeben. Sie würde die zehn Dollar bei Miss Cutler hinterlegen, und der Bote könnte sie dann mitnehmen.«
    »Wer ist denn diese Edna Cutler?«
    »Roberta Fenn.«
    »Bist du ganz sicher?«
    Ich nickte.
    »Wie hast du das festgestellt?«
    »Die Hauseigentümerin, die ihr die Wohnung vermietete, hat sie nach ihrem Foto identifiziert.«
    »Mich laust der Affe! Was, zum Teufel, kann Roberta Fenn zu diesem Versteckspiel veranlaßt haben?«
    »Keine Ahnung. Aber hier ist noch was.« Ich holte aus meiner Brieftasche eine Anzeige hervor, die ich aus einer Zeitung herausgeschnitten hatte, und überreichte sie Bertha.
    »Was ist das?«
    »Ein Inserat, das seit zwei Jahren täglich in einem der Lokalblätter erscheint. Ich hab’ mich bei den Leuten erkundigt. Aber sie waren verdammt
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