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Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus
Autoren: Julie Leuze
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schnell wie möglich ins Eingeborenenlager, um dich zu finden!«
    Emma runzelte die Stirn. »Dann bist du schon fast genauso lange im Regenwald wie ich? Warum bist du denn nicht zu mir gekommen?«
    Carl seufzte. »Birwain hat mich nicht gelassen. Er sagte, du bräuchtest Ruhe, und wir müssten die Nacht abwarten. Das Eukalyptusfeuer. Immerhin durfte ich ihm helfen, dieses seltsame Hochlager hier aufzubauen.«
    Emma richtete sich auf und starrte ihn ungläubig an. »Du hast sogar das Ritual mit vorbereitet?!«
    »Ja. Birwain hat mich in alles einbezogen, nur nähern durfte ich mich dir nicht. Da war er unerbittlich. Auch als er dich abends hierhergeführt hat, durfte ich euch zwar folgen, aber nur mit gehörigem Abstand. Er meinte, was du nun erleben würdest, sei geheim und ganz allein deine Sache. Er hat mit mir zusammen auf das Erlöschen des Feuers gewartet, während du da oben im Rauch lagst. Erst danach, sagte er, wärest du ›befreit‹.« Carl grinste. »Birwain war völlig gelassen, aber mir war das alles nicht geheuer. Ich bin die ganze Zeit über auf und ab getigert wie ein gefangenes Tier. Ich glaube, ich habe ihn wahnsinnig gemacht.«
    »Das wäre ihm ganz recht geschehen!« Emma schaute Carl streng an. »Dir auch, übrigens. Dass du mich belauscht hast, finde ich unerhört, weißt du?«
    Carl besaß den Anstand, schuldbewusst auszusehen. »Du hast ja Recht. Aber Birwain sagte, es gehöre zum Ritual, dass du nach dem Feuer den Geistern und mir eine Geschichte erzählen würdest. Ich sollte mich in deiner Nähe verbergen und ganz genau zuhören, denn die Wahrheit sei die Wurzel unseres zukünftigen Glücks.« Bittend sah er Emma in die Augen. »Letztendlich war es doch auch so, oder?«
    Als sie daran dachte, dass Carl ohne die Heimlichtuerei des Schamanen nun wohl kaum neben ihr liegen würde, lächelte sie.
    »Ja, so war es.«
    Sie betrachtete Carl, und obwohl es dunkel war, meinte sie alles genau erkennen zu können: die schwarzen Locken, die gerade Nase, den Mund, der so gut küssen konnte, die breiten Schultern, von denen die provisorische Decke gerutscht war. Ihr wurde wieder bewusst, dass sie beide unter dem dünnen Überwurf aus Kleidern nackt waren. Auch Carl schien sich dieses Umstandes zu erinnern, denn in seinen Augen blitzte Begehren auf. Er rollte sich auf die Seite und stützte den Kopf auf die Hand.
    »Weißt du eigentlich, dass du unglaublich schön bist?«, fragte er.
    Sie lächelte verlegen und streckte den Arm aus, um die Finger in seinem Haar zu vergraben.
    Carl schob das Hemd, das auf ihrem Oberkörper lag, sanft zur Seite und fing an, sie zu streicheln. Als seine Hand sich ihren Brüsten näherte, erwachte auch in ihr das Begehren wieder.
    »Ich träume jede Nacht von dir, Emma«, sagte er leise. »Von der Abenteuerlust in deinem Blick. Vom Goldbraun deiner Haut.« Er beugte sich über sie und küsste sie. »Von deinen Ohrläppchen. Vom Duft deiner Haare.« Seine Hand wurde kühner. »Soll ich dir erzählen, wovon ich sonst noch träume?«
    »Nein«, flüsterte Emma und schlang ihre Arme um ihn. »Dafür ist die Nacht zu kurz. Zeig es mir lieber.«
    Das ließ er sich nicht zweimal sagen.
    Als es dämmerte, gingen sie gemeinsam zurück zu den Eingeborenen. Überall war es ruhig, so früh am Morgen schienen noch alle zu schlafen. Die zahlreichen kleinen Feuer waren erloschen, und ein fast unwirklicher Frieden lag über dem Lager. Die Einzigen, die bereits eng umschlungen vor ihrer Hütte auf dem Boden saßen, waren Purlimil und Yileen. Offensichtlich hatten sie auf Emma und Carl gewartet.
    Emma fühlte ihre Wangen brennen, als sie im Halbdunkel auf ihre Freunde zugingen. Mussten diese nicht auf den ersten Blick erkennen, was Emma und Carl die halbe Nacht über getan hatten? Tatsächlich grinste Purlimil breit, als sie sich neben ihnen auf dem feuchten Boden niederließen.
    »Ah«, sagte sie zufrieden, »du aufgewacht aus böse Traum! Birwain guter Schamane. Aber wir auch geholfen, Yileen und ich: ganze Nacht Energie geschickt. Carl jetzt dein Mann?«
    Emma warf Carl einen verlegenen Blick zu, ehe sie nickte. Doch Carl legte wie selbstverständlich den Arm um ihre Schultern, und als sie sich an ihn lehnte, fühlte sie, wie ihre Befangenheit verflog. Ja, sie war seine Frau – zwar nicht offiziell, aber im Herzen.
    Ich hätte ja nichts dagegen, Carl in aller Form zu heiraten, ging es ihr durch den Kopf. Aber wenn er findet, dass eine Ehe hier im Regenwald nicht nötig ist, werde ich
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