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Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus
Autoren: Julie Leuze
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damit schon zurechtkommen.
    Emma fühlte bei diesem Gedanken einen winzigen Stich im Herzen, doch sie ignorierte ihn. Sie würde sich hüten, Carl an die Leine legen zu wollen und ihn damit womöglich gleich wieder zu verlieren. Hier gehörten sie zusammen, vor sich selbst und vor allen anderen. Das allein zählte.
    Dass Purlimil und Yileen auf ihren Schlaf verzichtet hatten, um sie geistig bei der Bewältigung des Rituals zu unterstützen, rührte Emma. Gerade wollte sie den Mund öffnen, um sich bei ihnen zu bedanken, als sie in Purlimils Blick las, dass es keiner Worte bedurfte. Die kluge Eingeborene und ihr Mann verstanden auch so, was Emma ihnen sagen wollte. Schweigend lächelten sie einander an, und Emma empfand eine nie gekannte Verbundenheit.
    Und das mit Menschen, die mir doch eigentlich so fremd vorkommen müssten!, dachte sie staunend. Kann es sein, dass ich wirklich angekommen bin? Kann es sein, dass hier, an diesem unzivilisierten Ort, mein Platz sein soll?
    Sie zögerte mit einer inneren Antwort, und doch spürte sie, wie alle Anspannung von ihr abfiel. Aufatmend überließ sie sich dem Augenblick – dem einträchtigen Schweigen, dem Gefühl von Freundschaft und dem Glück, Carls Nähe zu spüren.
    Währenddessen erwachte mit dem Tag auch das Leben im Lager. Die ersten Kinder kamen schon munter aus den Hütten, und wenig später sahen sie Birwain, der sich gemächlich näherte. Er sah übernächtigt aus. Dennoch lächelte er, als er Emma und Carl bei Purlimil und Yileen sitzen sah.
    »Da seid ihr ja wieder! Arm in Arm, wie ich sehe«, krächzte er ohne Umschweife. »Mein ungewöhnliches kleines Ritual war also erfolgreich, und ihr habt eine glückliche Nacht miteinander verbracht. Sehr schön, sehr schön!«
    Er wachte bei dieser Vorstellung sichtlich auf, und sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen.
    Emma biss sich auf die Unterlippe. Verbundenheit hin oder her, ganz konnte sie nicht aus ihrer alten Haut: Die unverblümten Anspielungen auf ihre nächtlichen Aktivitäten waren ihr enorm peinlich. Carl schien zu merken, dass sie mit ihrer Verlegenheit kämpfte, deshalb übernahm er es, sich in ihrer beider Namen mit warmen Worten bei Birwain zu bedanken.
    Danach wandte er sich an Yileen. »Wo wir schon dabei sind: Bei dir möchte ich mich noch einmal ganz offiziell entschuldigen. Ich bedaure unendlich, dass unsere Forscher dich bedroht haben.«
    »Du nicht deine Forscher, also du und ich alles in Ordnung«, sagte Yileen großzügig. »Nur schade, dass Geist-Mann nicht tot. Er wiederkommen, und dann gefährlich. Für mich und für euch.«
    Carl schüttelte den Kopf. »Keine Angst, Yileen. Du wirst Oskar Crusius nie wieder begegnen, denn er wird es nicht wagen, noch einmal in unsere Nähe zu kommen.«
    Yileen tauschte einen skeptischen Blick mit Birwain.
    Der wiegte bedenklich den Kopf und sagte: »Ob der böse Geist wirklich besiegt ist, wird die Zukunft zeigen. Nun, wir haben immer noch den schwarzen Zauber. Unsere Geister sind uns wohlgesonnen, sie werden uns beistehen.«
    Beide Männer nickten entschlossen.
    Unwillkürlich schauderte Emma. Wie mächtig die Geister waren, hatte sie am eigenen Leib erfahren, als diese sie zurück in die Vergangenheit gebracht hatten. Was einem Menschen widerfuhr, dem sie Böses wollten, mochte Emma sich lieber nicht vorstellen, selbst wenn es sich bei diesem Menschen um Oskar handelte.
    Für Birwain, Yileen und Purlimil war die Angelegenheit damit jedenfalls erledigt, zumindest bis der Oskar-Geist sich wieder blicken lassen würde. Händereibend ging Birwain zu praktischen Fragen über.
    »Wie wäre es jetzt mit Essen? Es sind noch Reste von dem schönen, weißen Mehl da.« Erwartungsvoll sah er Purlimil an.
    »Verstanden«, schmunzelte diese. »Ich backe Kuchen mit Mehl von Forschern. Du hilfst, Emma?«
    »Aber natürlich!«
    Dieser Vorschlag kam Emma gerade recht, denn sie musste unbedingt noch mit Purlimil alleine sprechen – über etwas, das nicht für Männerohren bestimmt war.
    Wenig später formte Emma flache Mehlkuchen aus einer Pampe, die nicht aussah, als könne sie jemals zu etwas Essbarem werden. Wahrscheinlich lag das daran, dass sie einfach nicht bei der Sache war. Ihre ganze Konzentration kreiste um die Frage, wie sie das Gespräch mit Purlimil vorsichtig darauf lenken konnte, was ihr auf dem Herzen lag.
    Schließlich gab sie sich einen Ruck und fiel einfach mit der Tür ins Haus. »Darf ich dich etwas zu den Babygeistern fragen, Purlimil?«
    Die
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