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Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Titel: Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)
Autoren: Christin Busch
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hinauszufahren. Susan beabsichtigte ihrer neuen Freundin ein paar Inseln zu zeigen, die ausschließlich von Vogelkolonien bewohnt wurden. Es handelte sich bei diesen Inseln eher um längliche Sandbänke, um kleine Streifen flachen Landes, die ohne jede Pflanzenwelt aus dem Wasser ragten. Der erste wurde von einer Seeschwalbenkolonie bevölkert.
    Da das Riff kein Boot an die Insel heranließ, beobachteten sie die brütenden Tiere aus der Entfernung, was vom Standpunkt des Umweltschutzes sowieso die einzig zulässige Methode darstellte. Die Unzugänglichkeit des Landstreifens schützte die Vögel auf diese besondere Weise und hatte dazu geführt, dass sich am Great Barrier Reef einige der größten Meeresvogelkolonien bilden konnten. Weißkopflachmöwen und unterschiedliche Arten von Seeschwalben zählten zu den ständigen Einwohnern, während andere Vögel wie Tölpel, Fregattvögel oder Keilschwanzsturmtaucher nur zum Nisten und zur Aufzucht ihres Nachwuchses auf das Riff kamen.
    Sarah betrachtete den eleganten Flug der Seeschwalben.
    Die Sonne brannte schon erbarmungslos von einem fahlen Himmel, aber der Seewind fuhr durch ihr Haar. Susan griff neben sich und reichte ihr einen Strohhut. »Hier, den solltest du lieber wieder aufsetzen. Bei der Brise spürt man die Sonne kaum.« Sie fuhren weiter vor der Küste entlang. Sarah sah große Fregattvögel und sogar einen Weißbrustseeadler, der mit mächtigen Schwingen über dem Meer kreiste und nach Fischen Ausschau hielt. Bei seinem Anblick fühlte sie fast so etwas wie Ergriffenheit. Ihr wurde wieder einmal bewusst, wie sehr sie das Land ihrer Mutter bereits in seinen Bann geschlagen hatte. Deutschland schien nun nicht nur geographisch unendlich weit weg zu sein.
    Susan unterbrach ihre Gedanken. »Na, was hat dir hier am Riff bisher am besten gefallen?«
    Sarah überlegte kurz. »Ach weißt du, eigentlich ist alles unheimlich faszinierend für mich. Ich hab doch so etwas noch nie gesehen.« Sie lächelte unwillkürlich. »Selbst diese unscheinbare Seegurke, die du mir neulich gezeigt hast, hat hier ihren wirklichen Sinn und Zweck und verdient deshalb Bewunderung.«
    Susan grinste. »Das hast du schön gesagt. Ja, du hast Recht, irgendwie scheint hier doch noch alles in ziemlicher Ordnung zu sein. Vor einigen Jahren hatten wir eine echte Plage – den großen Dornkronenseestern. Er erreicht einen Durchmesser von bis zu siebzig Zentimetern und hat bis zu dreiundzwanzig Arme. Er frisst die Polypen der harten riffbauenden Korallen und hinterlässt nur leblose Kalksteinskelette – tote Korallen. Der Naturschutz und die Biologen lieferten sich damals heftige Diskussionen darüber, ob man einschreiten sollteoder nicht. Glücklicherweise entschied man sich dagegen, und nach einigen Jahren stellte sich ein natürliches Gleichgewicht ein. Man ermittelte, dass die Dornkronen sich mehr oder weniger auf die schnell wachsenden Korallenarten spezialisiert zu haben schienen wie zum Beispiel die Geweihkorallen. Sie wurden auf diese Weise dezimiert, und es gab Platz für wesentlich seltenere Korallen, die sich nun entfalten konnten. Aus heutiger Sicht sieht man die damals so besorgniserregende Entwicklung einfach als Teil eines natürlichen Zyklus.« Susan seufzte. »Wie sich schon oft herausgestellt hat, ist die Natur meistens schlauer als wir Menschen. Hast du dich schon über die platt gefahrenen Kröten auf den Straßen auf dem Festland gewundert?«
    Sarah nickte. Tatsächlich waren ihr die zahlreichen von Autos überfahrenen Amphibien aufgefallen. Meist hatte sie leicht angeekelt schnell den Blick abgewandt.
    Susan sah wieder aufs Wasser. »Das ist auch so ein Beispiel menschlichen Versagens. Die Kröten heißen Cane Toads. Sie wurden in den dreißiger Jahren aus Hawaii eingeführt, um den Zuckerrohrschädlingen in Queensland Einhalt zu gebieten. Leider sind sie mittlerweile selber zu einer unkontrollierbaren Plage geworden.« Sie wies jetzt auf eine weitere winzige Riffinsel und machte das Boot an einem schwimmenden Ponton fest. »Wir sind da. Sie nahm ihr Fernglas und sah suchend hindurch. Nach einigen Sekunden umspielte ein freudiges Lächeln ihren Mund. »Ja! Wir haben Glück. Schau nur, dort drüben brüten Maskentölpel. Die Jungen sind schon recht groß.« Sie reichte Sarah das Fernglas, die gespannt hindurchsah und dabei Susan zuhörte.
    »Vorhin hast du die Seeschwalben gesehen. Sie fliegen eigentlich nicht besonders hoch und tauchen beziehungsweise jagen nur bis etwa ein
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