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Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Titel: Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)
Autoren: Christin Busch
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schon vorgekommen sein, dass sie ihnen die Atemluftschläuche abgerissen haben.«
    Sarahs Augen waren groß geworden. »Na danke aber auch!« Sie blickte schaudernd ins Wasser und zog unwillkürlich ihre Beine auf den Ponton.
    Susan lachte. »Jetzt habt ihr bestimmt Hunger, oder?«
    Am Nachmittag fuhren sie weiter am Außenriff entlang. Während Susan und Sarah über den Fenstern des Glasbodens kauerten, erklärte die Biologin ihrem Gast viel Wissenswertes. Sarah hatte ihr Erstaunen über den tiefen Abgrund geäußert, den Robert ihnen beim Tauchen gezeigt hatte, und erfuhr nun, wie das Great Barrier Reef entstanden ist und welche Urkräfte es immer wieder aufs Neue formten.
    Monsune und Zyklone überspülten oft kleine Koralleninseln und griffen auch die unterseeischen Riffe an, indem sie unterschiedliche Korallenarten vom Meeresboden oder von Felsen losrissen, sie zerstörten und alle Arten von Bruchstücken an neuer Stelle auftürmten, sodass sich das Great Barrier Reef geographisch immer wieder veränderte. Auf diese Weise hatten sich über die Jahrhunderte hinweg vor der Küste terrassenartige Plateaus gebildet, auf deren Gesteinsformationen und Korallentrümmern sich immer neue Korallengenerationen ansiedelten, die schließlich irgendwann die Wasseroberfläche erreichten und neue kleine Koralleninseln entstehen ließen. Sarah erfuhr, dass man die Inseln jedoch unterschied. Es gab Kontinentalinseln, die rein erdgeschichtlich betrachtet Teile des Festlands waren, die irgendwann einmal überflutet worden waren, und eben auch die echten Koralleninseln. Wie gebannt hörte sie zu, als Susan fortfuhr.
    »Das Great Barrier Reef stellt das größte organische Bauwerk aller Zeiten dar. Es erstreckt sich über etwa zweitausendfünfhundert Kilometer Länge und ist das Werk vieler Millionen Geschöpfe tierischer, aber auch pflanzlicher Art. Die eigentlichen Baumeister sind jedoch die Korallentiere, die oft auch Polypen genannt werden. Weich und gallertartig, sind sie meist nur einen Zentimeter groß. Sie bilden eine Schale, die aus Kalkstein besteht, mit der sie sich an die Felsen andocken. Hier vermehren sie sich über Generationen hinweg in vielen Kolonien, in denen zwar jedes Tier eine eigene Schale hat, die aber fest mit allen anderen verbunden ist. Auf diese Weise formen sie die harten, steinigen Gebilde, die wir oft einfach nur unter dem Begriff Koralle zusammenfassen. «
    Susan und Sarah sahen durch die Scheiben des Glasbodens. Die Sea Star hatte die Fahrt inzwischen stark verlangsamt und dümpelte mit träge brummenden Motoren vorsichtig zwischen einzelnen Inselchen im flacheren Wasser, das so klar war, dass sie viele Meter tiefer alles erkennen konnten. »Da!«
    Sarah folgte Susans Zeigefinger, und sie entdeckte einen Schwärm silbriger Fische.
    »Das sind Schnapper. Schwarmfische, die völlig synchron schwimmen und so einen einzigen riesigen Fisch vortäuschen. Sie jagen in einer einheitlich reagierenden Gruppe. So sind sie viel erfolgreicher, als es jedes einzelne Tier für sich sein könnte. Ihren Namen verdanken sie übrigens ihren gierigen Fressgewohnheiten.«
    Das Brummen der Dieselmotoren verstummte, und ein leichtes Zittern durchlief das Boot. Susan legte sich jetzt einfach auf den Boden und sah konzentriert durch das Fenster. Sarah tat es ihr gleich. Sie genoss es, so eingehend informiert zu werden. In einiger Entfernung deutete Susan auf eine schwarz gesprenkelte, merkwürdig klumpige braune Form. »Da, das ist eine Seegurke.«
    Sarah versuchte etwas Entscheidendes zu erkennen. »Eine besondere Pflanze?«
    Susan lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein, ein Tier.«
    Wieder musterte Sarah ein wenig ratlos die Seegurke, die sie so gar nicht an ein Tier erinnerte.
    Susan stützte sich mit den Ellbogen ab und deutete dann wieder auf den braunen Klumpen. »Stichopus variegatus. Die Seegurke frisst, indem sie mit ihren Tentakeln Sand ins Maul schaufelt und die in diesem Sand enthaltenen tierischen und pflanzlichen Partikel verdaut. Auf eintausend Quadratmetern Riff kann es so passieren, dass fünfhundert Seegurken pro Jahr bis zu fünfzehn Tonnen Sand verarbeiten.«
    Sarahs Blick hing wieder an dem unscheinbaren Tier. Sie begriff, dass hier auf faszinierende Weise viele verschiedene Lebensmechanismen ineinander griffen und jedes einzelne Wesen einen ureigenen Zweck zu erfüllen schien. Verwirrt sah sie auf, als Fußgetrappel auf der kleinen Treppe zu hören war. Gleich darauf hockte Oliver neben ihr. »Ist es
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