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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Autoren: Elizabeth Haran
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werden.
    Alfie nickte. »Ja, Horatio ist außergewöhnlich stark und feurig.« Er hegte keinen Groll gegen sie, weil sie das Pferd einfach genommen hatte. Inzwischen hatte sich herumgesprochen, was der alte Mason ihr angetan hatte, und Alfie war klar geworden, dass sie keine andere Möglichkeit gesehen hatte, als das Pferd zu entwenden.
    »Wie alt ist er denn?«
    »Acht Jahre, Miss. Er ist auf Martindale, seit er ein Fohlen war.«
    Traurigkeit schwang in seiner Stimme mit. Abbey erriet seine Gedanken: Er sorgte sich, was aus dem Pferd – und ihm selbst – werden sollte. »Hatte Heath irgendwelche Pläne mit Horatio?«
    Alfie senkte den Blick. Seine Miene verdüsterte sich. Heath hatte Horatio nur ein einziges Mal geritten, als er einer jungen Dame imponieren wollte. Er war prompt abgeworfen worden und in einem Graben gelandet. Danach hatte er das Pferd regelrecht gehasst. »Er wollte ihn versteigern lassen, Miss«, antwortete Alfie bekümmert. Er strich dem Pferd liebevoll über den Hals. Horatio hob den Kopf und stupste seinen Arm zärtlich mit seinem weichen Maul an.
    Abbey spürte, wie sehr er an dem Pferd hing. »Hätten Sie Horatio gern, Alfie? Als Besitzer, meine ich.«
    Alfie schaute sie überrascht an. »Ja, natürlich, Miss, aber so ein wertvolles Pferd könnte ich mir niemals leisten. Er stammt aus einer erstklassigen Rennpferdezucht und ist ein exzellenter Zuchthengst.«
    Abbey wusste Alfies Ehrlichkeit zu schätzen. Schließlich hätte er ihr auch weismachen können, das Pferd sei nicht besonders viel wert. »Ach, wissen Sie, Alfie, ich kann ein Zugpferd kaum von einem Esel unterscheiden. Aber da Horatio jetzt mir gehört, kann ich ihn Ihnen doch schenken, nicht wahr?«
    Alfie klappte die Kinnlade herunter. »Ja, schon, aber …«, stotterte er.
    »Dann gehört er jetzt Ihnen, Alfie. Man sieht ihm an, dass Sie sich hervorragend um ihn kümmern, und mir scheint, Horatio hängt sehr an Ihnen.«
    Alfie bekam feuchte Augen. Dennoch fand er es nicht richtig, dass sie ihm ein so wertvolles Geschenk machen wollte. Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht annehmen, Miss.«
    »O doch, Sie können. Das Pferd gehört Ihnen. Und jetzt will ich nichts mehr davon hören«, erwiderte Abbey mit gespielter Strenge.
    »Ich danke Ihnen, Miss Scottsdale.« Alfies Stimme war rau vor Rührung. »Sie ahnen nicht, wie viel mir das bedeutet.«
    »Doch, Alfie, ich glaub schon.« Sie rieb sanft über Horatios samtige Nüstern.
    Alfie wischte sich über die Augen. Dann fragte er: »Was ist mit den anderen Pferden, Miss?«
    »Wieso, hätten Sie gern alle?«, neckte sie ihn.
    »Nein, Miss, so war das nicht gemeint«, stammelte er verlegen. »Ich mache mir nur Sorgen um sie. Entschuldigen Sie, ich hätte nicht fragen sollen.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Alfie. Ich kann mir schon denken, was Sie beschäftigt. Es gibt vieles, über das ich mir erst noch klar werden muss, aber solange das Gut genug für den Unterhalt der Pferde abwirft, werden sie ein Zuhause haben und Sie Ihre Stellung behalten.«
    »Das sind ja wundervolle Neuigkeiten, Miss!« Alfie strahlte. Nach einer Pause fügte er ernst hinzu: »Ich weiß, dass Ihnen übel mitgespielt wurde, Miss, aber jetzt wird alles gut, Sie werden sehen.« Falls das Leben tatsächlich die Gütigen und die Großherzigen belohnte, müsste die junge Frau ausgesorgt haben.
     
    An diesem Sonntagnachmittag saß Jack im Wohnzimmer, als er einen Pferdewagen über die gekieste Auffahrt rollen hörte. Er blickte aus dem Fenster und bekam Herzklopfen, als er die Kutsche erkannte. Eilig ging er zur Tür und riss sie auf. Abbey kam die Stufen herauf. Jack stockte der Atem, so wunderschön war sie. »Abbey!« Er bemühte sich vergeblich, die Freude in seiner Stimme zu unterdrücken.
    »Hallo, Jack«, grüßte Abbey. Wie schön es war, sein Gesicht wiederzusehen. Sie hatte ihn schrecklich vermisst. »Komme ich ungelegen?«
    »Nein, überhaupt nicht, ich …« Er stockte. Er hatte ganz allein dagesessen und an sie gedacht. »Komm doch rein.«
    Er schloss die Tür hinter ihr, führte sie ins Wohnzimmer und bot ihr einen Platz an.
    »Du siehst gut aus, Abbey.« Ihr Gesicht hatte eine gesunde Farbe, sie wirkte frisch und erholt. Er war so froh, dass es ihr offenbar wieder besser ging, und hoffte von ganzem Herzen, auch die seelischen Wunden wären inzwischen vernarbt.
    »Auf Martindale haben sich alle ganz rührend um mich gekümmert«, erwiderte Abbey. Im nächsten Moment wurde ihr
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