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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Autoren: Elizabeth Haran
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sie sich auf der Fair Star einschifften, die Kurs auf England nahm.
    Clementine fand, es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass Jack zwar nicht mit Abbey glücklich geworden war, dafür aber sie ihr Glück mit seinem Bruder Tom gefunden hatte.
     
    Als Sybil auf den Balkon hinaustrat, sah sie Jack auf der Bank unter dem Eukalyptusbaum sitzen. Er wirkte völlig verloren, aber statt Mitleid mit ihm zu haben, packte Sybil die Wut. Es war Samstagabend, sie hatten gerade gegessen, und Jack war schweigsam und einsilbig wie immer gewesen. Seit Abbey fort war, war es im Haus stiller als auf dem Friedhof von St. Michael. Es schien, als wäre mit ihr auch alles Leben ausgezogen.
    Er werde heute nicht mehr nach den Tieren sehen, das war alles, was Jack beim Essen gesagt hatte. In den letzten Wochen war er oft verschwunden, hatte sich in einen stillen Winkel zurückgezogen und wollte seine Ruhe. Sybil war es allmählich leid. Sie hatte lange genug zugesehen, wie er sich quälte.
    Sie verließ das Haus und ging zu der Bank im Garten. Jack schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein, er hörte sie nicht kommen.
    »Jack!«, sagte sie scharf.
    Er fuhr erschrocken zusammen. »Herrgott, Mutter, musst du dich so anschleichen!«, knurrte er unwirsch.
    »Dass ich mich so anschleichen kann, sagt eine Menge über deine geistige Verfassung aus, mein Junge.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »O doch, das weißt du ganz genau. Ich werde mir nicht länger mit ansehen, wie du hier herumsitzt und Trübsal bläst. Entweder du unternimmst endlich etwas, oder ich werde es tun!«, drohte sie.
    Jack sah sie finster an. »Vielleicht solltest du dich an die eigene Nase fassen, Mutter.« Er hatte sie in letzter Zeit oft dabei ertappt, wie sie im Wohnzimmer saß und bedrückt aus dem Fenster starrte. Obwohl das Kochen angefangen hatte, ihr Spaß zu machen, hatte sie die Küche seit Wochen nicht mehr betreten.
    »Wir reden jetzt aber von dir«, gab Sybil gereizt zurück. »Meinst du nicht, dass es Zeit wird, die Dinge in die Hand zu nehmen? Hier herumzusitzen und ein Gesicht zu machen wie ein verirrter Welpe bringt dich auch nicht weiter.«
    »Ich war zweimal in Martindale, und beide Male hieß es, Abbey wolle mich nicht sehen. Was soll ich denn noch tun?«
    »Vielleicht sollte ich selbst hinfahren.« Sie hatte es einige Male vorgehabt, aber Jack hatte sie jedes Mal zurückgehalten.
    »Abbey weiß, wo sie uns findet, Mutter, wenn sie uns sehen möchte.«
    Sybil, die kein Argument gegen diesen Einwand fand, zog geräuschvoll die Luft ein, machte eine ärgerliche Handbewegung und kehrte ins Haus zurück. Jack hatte natürlich Recht. Hätte Abbey den Wunsch verspürt, sie zu besuchen, hätte sie das längst getan. Es kränkte Sybil, dass sie sich nicht blicken ließ. Sie hatte das Mädchen wirklich gern, und über die Fehlgeburt musste sie inzwischen doch hinweg sein. Warum also meldete sie sich nicht?
     
    Als die Kutsche am Sonntagnachmittag vor dem Farmhaus der Hawkers hielt, zitterten Abbeys Hände vor Nervosität. Ihr kam es so vor, als wäre sie Jahre und nicht nur ein paar Wochen weg gewesen.
    Alfie sprang vom Kutschbock und öffnete den Wagenschlag. Die junge Herrin von Martindale Hall hatte sich in kurzer Zeit seinen Respekt, ja sogar seine Bewunderung erworben.
    Abbey hatte schon zwei Wochen im Herrenhaus gewohnt, als sie das erste Mal das Haus verließ und einen Spaziergang zu den Ställen hinunter machte. Das erste Mal seit jener verhängnisvollen Nacht. Sie blinzelte in die Sonne, ihre Wärme fühlte sich wunderbar an auf ihrer Haut. Der Kummer, der sie so lange niedergedrückt hatte, schien sich endlich abzuschwächen. Ihr war nicht mehr ganz so schwer ums Herz.
    Alfie mistete eine der Boxen aus. Als er aufblickte und Abbey an Horatios Stand sah, war sein erster Gedanke, dass sie gekommen war, um ihm mitzuteilen, womit er und die anderen Dienstboten schon lange gerechnet hatten: Ihre Dienste würden nicht mehr benötigt werden, da das Gut verkauft werden sollte. Mehr noch als um seine eigene Zukunft sorgte sich Alfie um die der Pferde, vor allem um Horatio.
    Er ging zu ihr. »Reiten Sie gern, Miss?«
    »O ja, aber mit so einem temperamentvollen Tier wie Horatio bin ich überfordert. Das habe ich ja bewiesen«, fügte sie verlegen hinzu, während sie das seidig schimmernde Fell des Hengstes bewunderte. Sie fragte sich heute noch, wie sie es geschafft hatte, zwei Koppelzäune mit ihm zu überspringen, ohne abgeworfen zu
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