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Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Titel: Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
Autoren: Jeff Bridges
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dass das, was mich wirklich beglückt, direkt vor meiner Nase liegt.
    BERNIE:   Bei alledem habe ich allerdings nie einen Menschen getroffen, der ehrlich die ganze Zeit von sich behaupten kann: Das ist es. Dieses Ufer, an dem ich gerade stehe, das ist mein Platz; alles was ich brauche, hab ich hier . Ein solcher Mensch befände sich ganz in der Gegenwart, im Hier und Jetzt, aber mir ist noch nie jemand begegnet, der ständig so ist. Sosehr wir uns auch bemühen, immer wieder gibt es Situationen, denen wir entkommen, die wir hinter uns lassen wollen.
    Aber wenn du wirklich woanders hinwillst, dann lass mich nur so viel sagen: Tausch wenigstens das Boot und die Ruder aus. Angenommen, ich erreiche die andere Seite, was mache ich? Naja, dank dieses wunderbaren Boots und der beiden Ruder hab ich’s hierher geschafft, also halte ich an ihnen fest und schleppe sie überallhin mit . Ist das nicht seltsam? Dass ich jetzt die Last all dessen, was mich dorthin gebracht hat, mit mir herumschleppe? Besser wäre es doch, ich lege sie ab und bin frei. Die Zeit vergeht, und ich will zum nächsten Ufer aufbrechen. Wahrscheinlich werde ich dazu eine neue Art von Boot und andere Ruder brauchen, weil mein anderes Ufer jetzt vielleicht auf der anderen Seite des Ozeans liegt, was ein ganz anderes Transportmittel erfordert.
    Als ich mit meiner Zen-Ausbildung begann, war Erleuchtung mein anderes Ufer. Ich war mir sicher, sobald ich eine Erleuchtungserfahrung gemacht hätte, würde ich alles klar sehen und wäre glücklich. Und jenes erste Erlebnis zeigte mir in der Tat, dass alles direkt vor meinen Füßen liegt und das Leben, wie ich es hier und in diesem Moment erfahre, wirklich das Wahre ist; dass ich nicht mehr anderweitig suchen muss. Doch diese Erkenntnis, so groß sie auch war, bezog sich gewissermaßen nur auf mich selbst. Sie hätte dort aufhören können – und ich glaube, dass sie für manche Menschen auch an dieser Stelle aufhört –, doch ich arbeitete und übte weiter. Schließlich erkannte ich, dass Übung und Erleuchtung endlos sind und sich Erleuchtungserfahrungen daher immer wieder ereignen. Und weil ich mir in einem solchen Erleuchtungserlebnis der vielfältigen Verbundenheit des Lebens bewusst werde, wird sich dieses Bewusstsein zunehmend vertiefen. Es beginnt damit, dass ich mein Selbst in meinen Körpergrenzen wahrnehme, und dehnt sich aus, bis ich mein Selbst als das Universum begreife.
    Während dieses Begreifen umfassender und tiefer wurde, wechselte mein Ruderboot viele Male. Noch heute meditiere ich jeden Tag, doch ich musste mir auch neue Methoden aneignen, vor allem, als ich mit Leuten zu arbeiten begann, die nie meditiert hatten.
    JEFF:   Als Schauspieler muss man sein Ruderboot ständig loslassen. Du spielst eine Szene zum ersten Mal und denkst: Großartig. Dann meint jemand: »Oh nein, tut mir leid, da war ein Haar im Bildfenster, war irgendwas zwischen Linse und Film, wir können es nicht verwenden.« Und du denkst dir: Scheiße, ich dachte, wir hätten’s im Kasten. Jetzt muss ich das noch mal machen. Pah, Mensch, das war jetzt so gut, schau’n wir mal, ob ich’s noch mal genauso hinkriege . Doch stattdessen musst du das Boot loslassen, die Art, wie du es vorher gespielt hast, vergessen und dich wieder in diesen leeren Raum begeben.    
    Sagen wir, es geht ums Timing. Du denkst vielleicht: An der Stelle hast du doch zweieinhalb Sekunden pausiert, nicht? Das war so super, das war das perfekte Timing . Das nächste Mal aber muss das schon nicht mehr stimmen – weil sich alles verändert.
    BERNIE:   Um ein neues anderes Ufer zu erreichen, müssen wir einen anderen Weg wählen als beim ersten Mal, beispielsweise uns ein anderes Schiff besorgen: Ruderboot, Segeljolle, Luftschiff …
    JEFF:   … U-Boot, oder Hüpfstab …
    BERNIE:   Segelflieger. Wir wählen unsere Transportmittel und deren Antriebsarten, das heißt unsere Praktiken, um an unser jeweiliges Ziel zu gelangen. Doch jetzt gibt es ein Problem. Irgendwas stimmt nicht. Sodass wir das gewählte Transportmittel womöglich an Land bringen und uns sagen müssen: Okay, hier bin ich. Dieses Boot und diese Ruder haben mich in eine missliche Lage gebracht, worauf sollte ich also stattdessen zurückgreifen, um den nächsten Schritt anzugehen? Denn einen nächsten Schritt gibt es immer; es handelt sich um eine kontinuierliche Praxis. Lass dich nicht unterkriegen. Wir sagen, das Leben sei ein Fluss, wir wählen aber auch stets die
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