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Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Titel: Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
Autoren: Jeff Bridges
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wo alles gut ist. Dorothy legt die ganze Reise zurück, findet den Zauberer und macht die Entdeckung, dass ihr Zuhause immer daheim in Kansas war.
    JEFF:   Was sagt sie noch mal am Ende? Irgendwas wie, dass man nach der Erfüllung seines Herzenswunsches nicht weiter als im eigenen Hinterhof suchen sollte. Und der Zauberer entpuppt sich doch letztlich als Scharlatan, oder?
    BERNIE:   Als Scharlatan, aber auch als Verlockung, denn die Vorstellung, die Dorothy durch das ganze Land Oz lockt, ist die gleiche, die auch uns in alle möglichen Richtungen zerrt. Wir bilden uns ein, wir suchten etwas jenseits des Regenbogens, bis wir schließlich erkennen, dass es einfach immer nur um unser Hier und Jetzt geht.
    JEFF:   Wir glauben vielleicht, dieses andere Ufer sei etwas, das wir erst noch erringen müssen: Ruhm, Erfolg oder Erleuchtung. Doch das hindert uns an der Erkenntnis, dass wir schon angekommen sind. Der Dude, denke ich, ist ein Beispiel für jemanden, der gerade nicht das Gefühl hat, er müsse etwas erreichen. Er liebt es, White Russians schlürfend in der Wanne zu liegen und dabei seine Walgesänge zu hören. Er lässt es einfach ruhig angehen, nimmt’s, wie es kommt. Darin liegt eigentlich was ziemlich Generöses, oder? Die Leute reden davon, dass sie Suchende sind, auf der Suche nach Sinn, nach Glück, was auch immer … Ich sehe mich selbst eher als Findenden, weil ich all diese Dinge um mich herum vorfinde.
    Und das war auch früher schon so, viel früher. Als ich noch ein Kind war, hatte meine Mom so eine Übung, die sie Zeit nannte. Dabei verbrachte sie täglich mit jedem ihrer drei Kinder jeweils eine Stunde. War dann meine Stunde dran, meinte sie immer: »Was willst du heute machen, Jeff?«
    Und ich sagte vielleicht: »Ich möchte, dass wir uns schminken. Ich schminke dich als Clown, und ich bin das Monster, ja?«
    »Okay.«
    Oder auch: »Spielen wir doch Mann im Weltall. Du bist der Weltalltyp, das Raumschiff ist unterm Tisch, und ich bin der Außerirdische, der versucht, dich zu kriegen. Und kann Tommy dazukommen und mit uns mitspielen?«
    »Okay, du kannst Tommy einladen.«
    Im Haus klingelte dann das Telefon. »Das Telefon klingelt, Dorothy.«
    »Sag ihnen, dass ich gerade meine Zeit mit Jeff habe. Ich rufe zurück.«
    Wenn wir unsere Zeit miteinander hatten, war sie völlig auf mich konzentriert, und das praktizierte sie tagtäglich mit jedem ihrer Kinder. Nie hatte ich den Eindruck, dass sie sich dazu verpflichtet fühlte: Für sie war es ein Spaß, sie liebte es. Später, als wir Teenager wurden, sagte ich vielleicht: »Reib mir den Rücken, Mom«, und sie massierte mich eine Stunde lang. Noch als ich erwachsen wurde, rief ich sie manchmal an und fragte: »Wie wär’s mit ein bisschen Zeit, Mom?« Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte etwas so Nährendes. Nie musste ich mich um etwas – wie die Zeit mit meiner Mutter – bemühen, weil es sie einfach immer gab.
    Ich sah auch, wie großzügig sich meine beiden Eltern gegenüber anderen Menschen verhielten. Mit meinem Vater arbeitete ich in Abenteuer unter Wasser und mehreren Spielfilmen zusammen. Wobei ich ihn als Kind zuweilen ein bisschen peinlich fand. Ich erinnere mich an eine Gelegenheit beim Dreh einer seiner TV-Serien, als ein Regisseur einen Kamera- oder Produktionsassistenten runterputzte, sich fürchterlich aufregte und es an Respekt fehlen ließ. Mein Vater trat zu dem Regisseur und sagte vor allen Leuten zu ihm: »Sie finden mich in meinem Wohnwagen, sobald Sie bereit sind, sich bei diesem Jungen, den Sie beleidigt haben, zu entschuldigen. Kommen Sie einfach rein und lassen Sie es mich wissen.« Es war mir so peinlich! Aber er hatte noch echtes Ehrgefühl und Gerechtigkeitsempfinden und handelte entsprechend, gnadenlos.
    Als Erwachsener konnte ich später erleben, welche Freude ihm seine Arbeit machte. Er liebte einfach alles an ihr, und seine Begeisterung war ansteckend. Wann immer er eine Kulisse betrat, dachten die Leute so was wie: Der Kerl findet wirklich toll, was er da macht. Ich glaube, mir macht das alles irgendwie auch Spaß . Und alle wurden locker und unbeschwert, was für die Entstehung von Neuem ja sehr hilfreich ist. Einfach weil man – auch wenn man es mit nicht so heiteren Themen, sondern finsteren, traurigen, was auch immer, zu tun hat – bei einer heiteren, großzügigen, liebevollen Herangehensweise irgendwie freier wirkt. Dies war die Großzügigkeit, in der ich aufwuchs und die mir zu erkennen half,
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