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Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Titel: Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
Autoren: Jeff Bridges
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Fahrzeuge und Antriebsmethoden für den nächsten Teil unserer Reise. Dazu gehören auch Menschen. Denn Menschen, die einen großen Einfluss auf unserer Leben haben, sind in gewisser Weise ebenfalls Fahrzeuge, die uns ans andere Ufer bringen. Sobald wir ein neues Ziel anpeilen, suchen wir uns auch häufig neue Begleiter.
    JEFF:   Verschiedene Leute haben zu verschiedenen Zeiten meines Lebens einen starken spirituellen Einfluss auf mich gehabt. Von Anfang an ließ meine Mutter das Daily Word herumgehen, das war in meiner Jugend so etwas wie meine spirituelle Grundausbildung. Es kommt von der Unity Church, die auf dem Christentum basiert, aber ansonsten sehr offen ist. Ich denke, dass es bei Unity eine Menge zen-buddhistische Tendenzen gibt. Sie ließ das Heft herumgehen, sodass alle Kinder es lasen.
    Mit achtzehn war ich zehn Wochen lang in einem Boot Camp der U. S. Coast Guard Reserve, dem Ausbildungslager des Reservekorps der US-Küstenwache. Es war das erste Mal, dass ich so lange von zu Hause weg war. Im Boot Camp rauben sie dir deine Identität, sie demütigen und erniedrigen dich, geben dir eine Nummer. Eines Tages verkündet der Kompaniechef: »Okay, ihr Arschlöcher, morgen ist Sonntag. Alle von euch Arschlöchern, die in die Kirche wollen, hier antreten. All ihr anderen Arschlöcher da antreten, ihr werdet den ganzen Tag auf dem Appellplatz rumrennen.« Natürlich sind alle in die Kirche marschiert. Der Pfarrer war ein Kerl namens Don Harris und erzählte uns Folgendes: »Wenn ihr hier in dieser Kirche seid, dann seid ihr nicht beim Militär. Ihr seid im Haus Gottes.«
    Man stelle sich das mal vor. Da stehen wir, lassen uns im Boot Camp in den Hintern treten, uns runterputzen und unsere Seelen brechen, und er erzählt uns, dass wir im Haus Gottes sind, wo unsere Identität und Individualität nicht mehr zertreten, sondern gefeiert wird. Dieser kleine, aber entscheidende Hinweis war wichtig für mich. Er half mir, kurz innezuhalten und mich neu auszurichten. Don brachte mir das Christentum näher, wenn auch wahrscheinlich nicht in der uns allen bekannten, althergebrachten Version. Er empfahl mir Bücher wie Kazantzakis’ Die letzte Versuchung oder Askese.
    Er lud mich ein, bei den Gottesdiensten zu singen und Gitarre zu spielen. Er war nicht gerade der Typ, der sich immer an die Regeln hielt. Einmal, als unsere Kompanie frei hatte, gab er mir Zivilklamotten, was man eigentlich nicht durfte, meinte, er wolle mir etwas zeigen, und nahm mich mit nach San Francisco in den Avalon Ballroom, um Janis Joplin und Jefferson Airplane zu hören. Das war lange, bevor sie berühmt wurden.
    Don war also sehr wichtig für mich. Und tatsächlich hat er Sue und mich zehn Jahre später getraut.
    Zwei andere Typen, die für mich wichtig wurden, waren Burgess Meredith und John Lilly. In den frühen Siebzigern machte mich Burgess, nachdem wir zusammen einen Film gedreht hatten, mit John bekannt. John Lilly ist vielleicht am berühmtesten für seine Arbeit mit Delphinen und artübergreifender Kommunikation sowie für seine Experimente mit LSD. Als Wissenschaftler, der die Natur des Bewusstseins erforschte, erfand John den Floating Tank, ein lichtloses, schalldichtes Becken, das Wasser enthält, in dem etwa 50 Kilogramm Salz gelöst sind. Ihn interessierte, wie unser Bewusstsein reagiert, wenn unsere Sinne keinen Input mehr von außen erhalten.
    Er fragte Sue und mich, ob wir ihm helfen und seine Versuchskaninchen sein könnten. In einem Jumpsuit, in dem ich wie ein Astronaut aussah, führte John mich zum Becken, forderte mich auf, hineinzusteigen, mich ins Wasser zu legen und dann insgesamt dreimal wieder herauszusteigen, um mich quasi darauf zu programmieren, dass ich, wenn ich es wollte, jederzeit wieder herauskonnte. Dann lehnte ich mich in dem 37 Grad warmen Wasser zurück und schwebte – das Gesicht über, die Ohren unter der Wasseroberfläche. Ich hörte mein Herz schlagen – und sonst nichts. Und sofort setzte die Denkmaschine ein: John ist schon ein schräger Vogel – hat er vielleicht Brüste? Und was ist überhaupt in diesem Wasser? PANIK! Dann fing ich mich wieder – mein Verstand zog einfach nur sein Ding durch – und begann, mich zu entspannen.
    Irgendwie glaube ich, dass ich damals wahrscheinlich zum ersten Mal meditierte. Ich fragte mich, woran ich denken könnte, und merkte dann, dass ich ja einfach alles, was passierte, beobachten konnte. Ich registrierte meinen Atem. Ich spürte, welche Mengen an
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