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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aufbaute. Gurk riß mit einer hastigen Bewegung die Hand zurück, um sich nicht an dem elektronischen Schutzschild zu verbrennen, zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf. »Warum benutzt du dieses Spielzeug nicht wenigstens, wenn du es schon mit dir herumschleppst?« »Stehst du eigentlich auf Schmerzen?« fragte Charity freundlich. Gurk grinste, war aber trotzdem klug genug, um noch einen weiteren Schritt zurückzuweichen. »Du hast dich in all den Jahren wirklich kein bißchen verändert«, sagte er grinsend. Charity sparte es sich auf, darauf zu antworten. Gurk hatte sich ebenfalls nicht verändert – dumme Bemerkungen in den unpassendsten Augenblicken waren schon immer seine Spezialität gewesen. Stöhnend richtete Charity sich gänzlich auf, fuhr sich mit dem Handrücken über das Gesicht und hob den Blick in den Himmel. Diesmal sah sie genau, was geschah. Unmittelbar über ihr schien eine dünne, leuchtende Linie zu entstehen, als hätte jemand ein Skalpell genommen und den Himmel damit aufgeschnitten, und dann faltete sich das Firmament auseinander und spie ein Dutzend Schiffe aus. 
    Der Anblick war so bizarr, daß Charity sekundenlang einfach dastand und das unfaßbare Geschehen beobachtete. Es war unmöglich, das, was sie sah, mit Worten zu beschreiben. Der Himmel über der Basis schien mit einem Mal größer geworden zu sein, und im Inneren dieser zusätzlichen Dimension war nicht mehr der Sternenhimmel über der Erde zu sehen, sondern eine rote, sturmgepeitschte Wüste voller bizarrer Felsstrukturen und grotesker Gebäude. Der unheimliche Anblick war nur für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen, dann schnappten die Dimensionen der Wirklichkeit mit einem Ruck wieder zusammen. Die fremden Schiffe blieben am Himmel. Schon bevor sie sich wieder in Bewegung setzte, begriff Charity, daß die Angreifer ihre Taktik geändert hatten. Es handelte sich um vier oder fünf Rochenschiffe sowie zwei der plumpen Transporter, mit denen sie ebenfalls schon unangenehme Bekanntschaft gemacht hatten. Aber statt wahllos das Feuer auf die Basis zu eröffnen, wie sie es bisher getan hatten, spritzten die Rochenschiffe in alle Richtungen auseinander und begannen die irdischen Raumjäger zu attackieren. Zwei, drei Vipern explodierten, bevor die Piloten überhaupt begriffen, daß sie es plötzlich nicht mehr mit wehrlosen Zielscheiben zu tun hatten, und dann brach über dem Landfeld ein verbissener Luftkampf los. Charity blieb keine Zeit, diese Schlacht zu beobachten. Die beiden Transporter begannen sich träge auf der Stelle zu drehen und verloren gleichzeitig schnell an Höhe, steuerten dabei aber auch sichtbar auf Gurk und sie zu. Vielleicht wieder ein Zufall, vielleicht aber auch nicht. »Oh, Scheiße!« stieß Gurk voller Inbrunst hervor. Er griff unter sein Gewand, zog etwas sehr Kleines, Silbernes darunter hervor, mit dem er auf einen der beiden Transporter zielte, und sagte laut: »Peng!« Charity zweifelte eine halbe Sekunde lang an Gurks Verstand. Die andere Hälfte der Sekunde brauchte sie, um sich flach auf den Boden zu werfen und die Hände über das Gesicht zu reißen, als das Landungsschiff in einer gewaltigen Explosion auseinanderbarst. Flüssiges Feuer und Trümmerstücke regneten auf sie herab. Ohne den Körperschild wäre sie diesmal wahrscheinlich wirklich schwer verletzt worden – oder Schlimmeres. Gurk jedenfalls wurde von der Druckwelle erfaßt und gute zehn Meter davongeschleudert, ehe er sich wild fluchend wieder auf die Beine kämpfte. Das zweite Landungsschiff hatte den Boden mittlerweile fast erreicht. Es schwankte zwar unter der Druckwelle des explodierenden Transporters, war aber nicht nennenswert beschädigt. Die beiden großen Türen an den Seiten begannen sich zu öffnen, noch bevor das Schiff den Boden ganz erreicht hatte. »Gurk!« schrie Charity. »Keine Chance«, antwortete Gurk krächzend. Er rappelte sich hoch, spuckte einen Mund voll Schmutz aus und versetzte seiner sonderbaren Waffe, die ihm aus der Hand gefallen war, einen Tritt. »Die gute Fee hat mir nur einen Wunsch gewährt! Lauf um dein Leben!« Charity sprang mit einem Fluch auf und rannte los. Sie war kein bißchen überrascht, als sie sah, wie die Türen des Landungsschiffes endgültig aufflogen und annähernd zwei Dutzend riesige Gestalten in mattschwarzen Kampfanzügen heraussprangen, die sofort das Feuer auf sie eröffneten… Was sie rettete, war das Wrack eines abgestürzten Schiffes, das
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