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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schutzanzügen zu Boden und rührten sich nicht mehr. Nur einen Sekundenbruchteil später explodierte eine zweite Lasersalve auf der anderen Seite des Wracks. Ein Feuerwerk grellgrüner Lichtblitze antwortete darauf. Charity schaute nach oben, während sie rannte, und erblickte einen pfeilförmigen Viper-Jäger, der mit flammenden Triebwerken über den Platz heranjagte. Die Laserschüsse prallten wirkungslos von seiner Panzerung ab, und dem Jäger blieb noch Zeit für eine dritte Energiesalve, ehe er über das Wrack hinwegjagte und in eine weit geschwungene Kehre einschwenkte, um zu einem neuerlichen Anflug anzusetzen. Er führte die Flugbewegung nicht zu Ende. Charity sah weder einen Blitz noch irgendeine andere sichtbare Spur einer Waffe, aber die Viper schien plötzlich von Thors Hammer getroffen und wie ein lebensgroßes Modell aus dünnem Stanniol zusammengeknüllt zu werden. Die Pilotenkanzel zerbarst. Trümmerstücke flogen in sämtlichen Richtungen davon. Dann stürzte die Maschine wie ein Stein zu Boden und explodierte. Doch das Opfer des Piloten war nicht umsonst gewesen, denn Charity und Gurk hatten das Gebäude nun erreicht. Das ausgebrannte Foyer des Verwaltungsturms bot allerdings keine wirkliche Sicherheit. Sämtliche Scheiben der riesigen Glasfront waren zerborsten, und schon der erste Angriff hatte einen Großteil der Zwischenwände zerschmettert. Das Gebäude bot zwar keinen echten Schutz, aber sie hatten wenigstens nicht mehr das Gefühl, hilflos und ausgeliefert zu sein. Außerdem hatten sie hier drinnen vielleicht doch eine Chance. »Wir müssen uns verstecken«, sagte Charity hastig. »Haben die Kerle irgendeine Möglichkeit, dich aufzuspüren?« »Mich?« Gurk gab sich redliche Mühe, ein überraschtes Gesicht zu machen. »Wie kommst du darauf, daß sie –« Charity ergriff ihn mit beiden Händen am Schlafittchen und riß ihn so hoch von den Füßen, daß sich sein Gesicht unmittelbar vor dem ihren befand, und schüttelte ihn wild. »Dafür ist jetzt keine Zeit!« sagte sie wütend. »Du kannst meine Frage beantworten, oder ich nehme den Kerlen da draußen die Arbeit ab und drehe dir höchstpersönlich den Hals um!« Gurk ächzte. »Schon gut, schon gut!« keuchte er. »Laß mich runter!« Charity tat ihm den Gefallen, ließ Gurk aber nicht vollkommen los. »Also?« »Ich glaube nicht«, antwortete Gurk. »Aber es könnte schon sein… ja. Verdammt.« Wieder explodierte draußen irgend etwas am Himmel. Die Druckwelle fetzte auch die letzten Glasscherben aus dem Rahmen und ließ Charity und Gurk taumeln, riß sie aber nicht von den Füßen. Charity hielt Gurk weiterhin mit einer Hand am Kragen fest, hob aber die andere schützend vor das Gesicht und blinzelte in die grelle Helligkeit hinaus. Der Kampf tobte noch immer mit verbissener Wut, und Charity erblickte nach wie vor ein halbes Dutzend riesenhafter schwarzer Gestalten, die in ihre Richtung rannten. Ihre Konturen schienen in der gleißenden Helligkeit zu verschmelzen. Die Hitze dort draußen mußte unvorstellbar sein. Jeder menschliche Angreifer wäre inmitten dieser höllischen Temperaturen längst gestorben – Körperschild hin oder her. »Weiter!« befahl Charity. Sie bewegten sich tiefer in den zerstörten Raum hinein. Zusammen mit dem Großteil der Stromversorgung war auch die gesamte Beleuchtung ausgefallen, so daß sie sich in fast vollkommener Dunkelheit bewegten. Aber das war eher ein Hindernis als ein Vorteil. Nach allem, was Charity bisher erlebt hatte, glaubte sie nicht, daß etwas so Banales wie Dunkelheit die Männer in den schwarzen Kampfanzügen aufhalten würde. »Wohin?« brüllte Gurk, stolperte im Dunkeln über ein Hindernis und fiel der Länge nach zu Boden. Charity verlangsamte nicht einen Sekundenbruchteil das Tempo. Sie wußte, daß Gurk sich mindestens genauso schnell bewegen konnte wie sie, wenn nicht schneller. Statt sich auch nur einmal zu dem Außerirdischen herumzudrehen, deutete sie blind nach vorne. »Nach oben, Gurk! Schnell!« Ein grellgrüner Blitz erhellte für Bruchteile von Sekunden den Raum. Kaum einen Meter neben Gurk begannen die Bodenfliesen zu kochen. Der Zwerg kreischte vor Angst, warf sich herum und entging nur um Haaresbreite einem zweiten, genauer gezielten Schuß. Diesmal flammte ein Teil seines Gewands auf, erlosch aber sofort wieder. Charity fluchte, blieb diesmal stehen und zögerte unentschlossen. Wenn sie noch einen Beweis für ihre Theorie gebraucht
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