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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tür, durch die sie das Treppenhaus betreten hatten, von einer Explosion auf die Stufen hinausgeschleudert wurde und drei schwarzgekleidete Riesen durch die rauchende, schwelende Öffnung drängten. Charity fluchte, gab einen ungezielten Schuß in die Tiefe ab und riß Gurk nahezu von den Füßen, als einer der Verfolger eine bizarre, übergroße Waffe hob und zurückschoß. Charity hörte nichts, und sie sah auch nichts, aber hundert Meter über ihnen explodierte das Dach wie unter einem Faustschlag, und ein Teil des Treppengeländers neben ihnen war plötzlich einfach verschwunden. Charity verzichtete darauf, noch einmal auf ihre Verfolger zu schießen, warf aber einen neuerlichen Blick in die Tiefe. Zwei der schwarzen Giganten stürmten mit erschreckendem Tempo die Treppe hinauf. Der dritte – derjenige, der auf sie geschossen hatte – schwang sich ohne zu zögern über das Geländer, stürzte drei, vier Meter in die Tiefe und zündete dann einen Rückentornister, der ihn regelrecht in die Höhe katapultierte. Es ging so schnell, daß Charity nicht einmal mehr die Zeit fand, ihre Waffe zu heben. Der Fremde jagte zu ihnen hinauf, landete mit einem federnden Satz unmittelbar vor Charity und schlug nach ihrem Gesicht. Charity hatte den Angriff erwartet, duckte sich unter dem Hieb weg und schmetterte dem Fremden die Handkante gegen die Kehle. Sie hatte nicht damit gerechnet, ihn wirklich auszuschalten, aber der Mann nahm den Hieb hin, ohne im geringsten zu reagieren. Eine Sekunde später explodierte seine Faust mit solch grausamer Wucht in Charitys Leib, daß sie sich krümmte und nach Luft schnappend auf die Knie fiel. Alles drehte sich um sie. Sie kippte weiter nach vorn, fing ihren Sturz mit einer Hand ab und sah wie durch einen dichten Nebel, wie sich der Angreifer an ihr vorbei bewegte und seine übergroße Waffe auf Gurk richtete. Charity reagierte, ohne nachzudenken. Sie hatte ihre Waffe fallen lassen, als der Fremde sie niederschlug, doch der Laser lag nur wenige Zentimeter neben ihrer rechten Hand. Sie ergriff ihn, ließ sich zur Seite und auf den Rücken fallen und schoß fast ohne zu zielen. Der grelle Lichtblitz hämmerte in den Rückentornister des Riesen, verwandelte ihn in glühenden Schrott und durchbohrte auch noch die Schulter des Fremden. Einen Menschen hätte der sonnenheiße Strahl auf der Stelle getötet. Der Fremde dagegen taumelte nur, prallte mit der verletzten Schulter gegen die Wand und ließ seine Waffe fallen. Aber er war keineswegs ausgeschaltet. Noch während sich Charity herumwälzte und auf die Füße zu kommen versuchte, richtete der Riese sich bereits wieder auf. Das schwarze Material seines Anzugs zog sich um das brandgeschwärzte Einschußloch zusammen und verschloß die Beschädigung wie eine unheimliche, lebende Haut, die mit hunderttausendfacher Geschwindigkeit heilte. Charity versuchte aufzuspringen und ihre Waffe zu einem zweiten Schuß auszurichten, doch der Fremde war schneller. Sein Fuß kam in einer blitzschnellen Kreisbewegung hoch, stieß zielsicher nach Charitys Hand und prellte ihr die Waffe aus den Fingern. Aus der Bewegung heraus beugte der Angreifer sich vor, riß Charity ohne die geringste Mühe auf die Füße und wirbelte sie herum, vermutlich, um sie gegen die Wand oder über das Treppengeländer zu schleudern. Er führte die Bewegung nie zu Ende. Was Charity schon zweimal mit den unheimlichen Fremden erlebt hatte, wiederholte sich: Der Riese erstarrte mitten in der Bewegung, genau in dem Moment, als er ihr ins Gesicht blickte. Charity konnte die Augen des Fremden hinter dem kaum fingerbreiten, verspiegelten Visier nicht erkennen, aber sie spürte regelrecht den Schock, der durch seine Gestalt lief, als er ihr ins Gesicht schaute. Für einen winzigen Moment erstarrte der Riese, schien einfach nicht zu wissen, was er tun sollte. Charity wartete nicht ab, wie er sich entschied, sondern griff ihrerseits zu, führte die begonnene Kreisbewegung zu Ende und stieß den Fremden mit aller Kraft von sich. Der schwarze Riese taumelte, kämpfte einen Moment lang mit wild rudernden Armen um sein Gleichgewicht und kippte dann haltlos nach hinten. Sein zerstörter Rückentornister gab einen Funkenschauer von sich, vermochte seinen Sturz aber nicht mehr zu bremsen. Auch Charity war wieder auf Hände und Knie hinabgefallen. Sie sah dem stürzenden Körper nach; aber nur für eine Sekunde oder weniger. Unmittelbar neben ihr spritzte glühendes Metall
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