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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel
Autoren: Wilton Barnhardt
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die Leute gekannt hätten, die jenseits der großen Wüste und dort in Gefangenschaft winziger schwarzer Menschen gewesen und zurückgekehrt seien, davon zu erzählen (II, 32) – der Geograph Strabon aber ist bestenfalls willens einzuräumen, daß die Äthiopier im allgemeinen ihres harten Lebens wegen ziemlich kleinwüchsig sind, was Anlass zu der Fabel von den Pygmäen gegeben haben könne: denn kein glaubwürdiger Mann habe bisher berichtet, einen solchen Pygmäen gesehen zu haben (17, 2, 1). Weniger ungläubig ist Plinius. Wegen der dortigen Vorherrschaft des beweglichen Elements des Feuers sei es im Grunde kein Wunder, daß die Natur in Äthiopien Ungeheuer hervorbringe, sagt er (VI, XXXV, 187). Und nachdem er einige beschrieben hat, von denen er gelesen, schließt er: quidam et Pygmaeorum gentem prodiderunt inter paludis ex quibus Nilus ori retur – gewisse Autoren berichteten sogar, daß in den Sümpfen, aus denen der Nil entspringe, Pygmäen wirklich vorkämen.
     
    5 Astaboras und Astapus: Unser Reisender hatte beim Zusammenfluss dieser beiden Ströme die Spitze der sogenannten Insel M eroë erreicht; so bezeichne ten die Alten das Land, das der Astaboras, der Astapus und der Astasobas umfließen. Den Astaboras nennen heutige Landkarten Atbara, und der Fluss , in den dieser mündet, führt an dessen Einmündung schon die Bezeichnung »Nil«. Unter den Namen Astapus und Astasobas kannten die Alten den Weißen und den Blauen Nil, die sich im Südwesten der Insel Meroë miteinander vereinigen. Dem aus dieser Vereinigung entstehenden Fluss , den wir schlicht »Nil« nennen, ließen sie – bis zu der Vereinigung desselben mit dem Astaboras (dem Atbara) entweder, wie hier Matthias, den Namen, den sie dem Weißen Nil gaben – Astapus – oder den des Blauen – Astasobas.
     
    6 2. Mose 7, 20-21: Die erste der ägyptischen Plagen: »Und alles Wasser ward in Blut verwandelt.«
     
    7 Als der wundertätige Weise Apollonios von Tyana, ein Zeitgenosse unseres Matthias (vgl. Anm. 8 zum 4. Kapitel des hier erläuterten Dokuments), aus Ägypten nach Äthiopien einreiste, »fand er an der Grenze eine gewisse Menge ungemünzten Goldes und Leinwand und einen Elefanten und unterschiedliche Wurzeln und Myrrhen und Gewürze, die alle da, von niemandem bewacht, an der Grenze lagen«. Das war, erklärt Philostratos, der (um das Jahr 215) auf Wunsch der Kaiserin Julia Domna das Leben dieses heiligen Mannes beschrieb, »ein Marktplatz, auf den die Äthiopier alle Erzeugnisse ihres Landes bringen; und die Ägypter ihrerseits nehmen dieselben weg und bringen auf denselben Platz ihre eigenen Waren gleichen Werts und tauschen so ein, was sie haben, gegen das, was sie nicht haben.« Den Leser, der an dieser Stelle (im 2. Kapitel des 3. Buchs seiner Lebensgeschichte) schon seit einer ganzen Weile in Gesellschaft des Weisen die Welt durchwandert, wundert es nicht, daß Apollonios hier die Gelegenheit nutzt, die anspruchslose Rechtlichkeit der äthiopischen edlen Wilden zu rühmen und die nimmersatte Habgier seiner griechischen Volksgenossen zu tadeln – wie sich das für sensible Reisende in der Dritten Welt noch heute gehört. Allerdings warnt uns der aufgeklärte Edward Gibbon: »Apollonios von Tyana wurde geboren um die gleiche Zeit wie Jesus Christus. Sein Leben wird von seinen fanatischen Anhängern so fabelhaft erzählt, daß wir Mühe haben zu beurteilen, ob er ein Weiser war oder ein Schwindler.« Sicher ist jedenfalls, daß der angeblich von Apollonios an der ägyptisch-äthiopischen Grenze beobachtete »Stumme Handel« (wie die Ethnologen diesen aus vielen Gegenden der Erde bezeugten Tauschhandel zwischen Leuten, die einander nicht über den Weg trauen, nennen) nicht der einzige Geschäftsverkehr der Meroïter mit der Außenwelt war. Zwar weiß man von der Besonderheit der meroïtischen Kultur immer noch recht wenig (so kann man die in einer aus der ägyptischen entwickelten Schrift geschriebenen Inschriften an deren Monumenten nicht lesen, weil die Sprache derselben keine Verwandtschaft mit irgendeiner bekannten zu haben scheint), doch steht außer Zweifel, daß sie gegenüber Einflüssen anderer Kulturen – der ägyptischen natürlich, dann aber auch der griechisch-römischen – höchst aufgeschlossenen war und auch gemünztes Geld nicht verschmähte: Römische Münzen sind bei Grabungen auf dem Gebiet des einstigen meroïtischen Reichs an vielen Orten gefunden worden.
     
    8 Sebastian: Der von dem griechischen Adjektiv
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