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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel
Autoren: Wilton Barnhardt
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mit ihrem offenen Haar trocknete.
     
    14 Diese historisch belegte Procia mag Anlass zu der im 2. und 3. Jahrhundert beliebten Legende von der zum Christentum bekehrten Gattin des Pontius Pilatus gleichen Namens gegeben haben, die, wie man bei Matthäus 27,19 liest, als ihr Gemahl auf dem Richtstuhl saß, zu ihm schickte und ihm sagen ließ: »Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; ich habe heute viel erlitten im Traume seinetwegen.« In einem apokryphen griechischen Bericht betet der dort als christlicher Märtyrer endende Pilatus: »Rechne mich nicht zu den bösen Hebräern. Rechne mir nichts Böses an, au ch deiner Dienerin, meinem Wei be, Procia nicht … welche du prophezeien ließest, daß du gekreuzigt werden musstest .«
     
    15 Lukas 9, 46: »Es kam auch ein Gedanke unter sie, welcher unter ihnen der Größte sei.«
     
    16 .µa..vt..v, das »Unverwelkliche«, also unvergängliche Buch. In der gleichen Bedeutung ist das Adjektiv im 1. Petrusbrief 5,4 gebraucht: »So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unverwelkliche Krone der Ehren empfangen.«
     
    17 Auch in der hebräischen Sprache ist die Erde weiblich. Die Vorstellung der »Mutter Erde« begegnet in der Bibel häufig, so bei Hiob 1, 21: »Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich auch wieder hinfahren.«
     
    18 Daniel Stylites und andere ägyptische Einsiedler ließen in ihren Wunden Maden gedeihen, um sich einen Vorgeschmack der eigenen Verwesung zu geben, zur Abtötung des Fleisches also im genauen Wortsinn. Legenden von heiligen Einsiedlerinnen wie der heiligen Maria Magdalena, Maria von Ägypten (»die man die Sünderin heißt, lebte siebenundvierzig Jahre in der Wüste ein hartes Leben«), Pelagia (die »wohnte in einer kleinen Zelle und diente Gott in großer Enthaltsamkeit«) und Thais (eine reuige Buhlerin, die sich in eine kleine Zelle einmauern ließ, dort ihre Sünden zu büßen), erfreuten sich in der alten Kirche (und auch später noch) großer Beliebtheit.
    Die Legenden der Märtyrerinnen Katharina, Agnes, Agathe und anderer schildern diese unter der Folter nicht weniger standhaft als ihre männlichen Glaubens-und Leidensgenossen. Da Frauen jedoch keine Kirchenämter bekleiden durften, konnten sie der Kirche ihren Wert anders als durch Märtyrertu genden und asketische Weltverneinung nicht beweisen.
     
    Anmerkungen zu Sechs
     
    1 Matthäus und Matthias, deren Namen sich nur so geringfügig voneinander unterscheiden, wurden schon früh in der Kirchengeschichte häufig miteinander verwechselt und verquickt. Von Hieronymus abgesehen, der wissen will, daß er nach Persien ging, sagen die ältesten Kirchengeschichtsschreiber übereinstimmend, daß Matthäus zuerst Ägypten evangelisierte und dann nilaufwärts die Frohe Botschaft den wilden Völkern Äthiopiens brachte. Die griechischen Matthäus-und Andreasakten (ein Werk des 5. Jahrhunderts) sind fast identisch mit den (mutmaßlich gleichzeitig verbreiteten) syrischen Matthias-und Andreasak ten . Die sehr beliebte angelsächsische Andreaslegende (wo die Apostel sich als Seefahrer und Wundertäter bewähren und Menschenfresser bekehren) basiert auf diesen apokryphen Akten.
     
    2 Kusch (oder Chus) wird im 1. Buch Mose 10,6 als Stammvater der nachsintflutlichen Bewohner des gleichnamigen Landes genannt. (Denn Sem, Ham und Japhet waren die Söhne Noahs; Chus aber einer der Söhne Hams. Es heißt nämlich: »Die Kinder von Ham sind diese: Chus, Mizraim, Put und Kanaan.«) Kusch war jedoch nicht nur der hebräische, sondern auch der ägyptische Name jenes Landes südlich des ersten Katarakts, das die Griechen Äthiopien nannten und das man auf neueren Landkarten als Nubien bezeichnet findet. Aus diesem Lande kamen die Fürsten der XXV. Dynastie, die Ägypten zwar nicht lange (von 751-656 v. Chr.), aber im ganzen ruhmreich regierten. Auch nach ihrer Vertreibung aus Ägypten bewahrten sich die Äthiopier oder Kuschiten die Unabhängigkeit ihres eigenen Staates, dessen Hauptstadt anfänglich Napata, später das weiter südlich gelegene Meroë war.
     
    3 Die misstrauische Wachsamkeit, mit der die Äthiopier (oder Kuschiten) ihre Unabhängigkeit behüteten, hat schon Herodot gerühmt. Als Kambyses, der ihr Land, von dem ihm allerlei Wunderdinge berichtet worden waren, gern erobert hätte, Kundschafter mit Geschenken zu ihnen schickte, die dem König von Äthiopien sagen mussten, wieviel dem von Persien an seiner Freundschaft gelegen sei, erwiderte der
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