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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel
Autoren: Wilton Barnhardt
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seßast.. (ehrwürdig, erhaben, kaiserlich) abgeleitete Name wurde auch den zur öffentlichen Verehrung aufgestellten idealisierten Standbildern der Kaiser gegeben. Der Kopf eines Standbilds des Augustus wurde in einer Türöffnung des Palastes zu Meroë gefunden. Ob die Meroïter ihn dort eingemauert hatten, um Augustus zu ehren – wie das vorliegende Dokument nahelegt – oder, nach dem Überfall auf die ägyptischen Grenzorte, der dann die Zerstörung von Napata durch die Römer nach sich zog, zur Schande des Augustus und der Römer, ist schwer zu sagen.
     
    9 »Am nächsten Tag erschien Kandake im Glanz der Krone«, liest man in dem Bericht des Pseudo-Kallisthenes über den Versuch Alexanders des Großen, sich inkognito über Meroë und die Königin des Landes zu informieren – »von übermenschlicher Größe und fast göttlichem Aussehen« – ».. d..e.v
    ..e..vd.. e.va. t.v .avt..  µ.t..a ...µp..da –, so daß es Alexander vorkam, als wäre sie seine Mutter Olympias.« Wäre aber an die sechshundert Jahre vor dem unsterblichen alexandrinischen Romanhelden der sterbliche makedonische Alexander nilaufwärts bis nach Nubien gezogen, er hätte dort noch keine Mutter an der Macht gefunden. Denn zu seiner Zeit scheint das äthiopische Reich noch von einem Priesterkollegium beherrscht worden zu sein. »In Meroë hatten in alter Zeit den höchsten Rang die Priester, die selbst dem König Befehle zu geben pflegten, ja diesem manchmal durch einen Boten befahlen zu sterben, um dann an seiner Statt einen anderen zu ernennen«, berichtet Strabon in seiner Geographie (17,2,3). »Aber später durchbrach einer der Könige diesen Brauch, indem er mit Bewaffneten auf den Tempel marschierte, wo der goldene Schrein ist, und alle Priester niedermetzelte.« Den Griechen war (wie man bei Diodorus Siculus liest) dieser König, der sich von den Priestern emanzipierte, unter dem Namen Ergamenes bekannt: Er war ein Zeitgenosse des Ptolemaios Philadelphos (der Ägypten von 286 bis 247 v. Chr. regierte). Die erste meroïtische Alleinherrscherin scheint (in der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr.) jene mächtige und kriegerische Königin gewesen zu sein, »welche in Naga erscheint mit ihrem reichen Schmuck und ihren fast einen Zoll langen spitzen Nägeln«, wie der preußische Ägyptologe Richard Lepsius von den »Pyramiden von Meroë, den 22. April 1844« nach Berlin schrieb.
     
    10 Welches Jahrhundert den Meroïtern als das der Katastrophen in Erinnerung war, ist aus den uns vorliegenden, leider sehr lückenhaften Zeugnissen ihrer Geschichte nicht zu ermitteln. Daß sie selbst die Ereignisse einer – zu der Zeit, da Matthias bei ihnen weilte – noch keine hundert Jahre zurückliegenden Vergangenheit nur sehr selektiv bewahrten, kann man als erwiesen ansehen dadurch, daß der äthiopische Überfall auf Syene, Elephantine und Philae, über den Strabon (17, l, 54) berichtet, nach seinem Zeugnis von der seinerzeit regierenden Kandake befohlen wurde, die Strabon als .vd.... t.. ?.v. pep...µ.v. t.v .te.ov t.v .f.a.µ.v beschreibt – als ein einäugiges Mannweib.
     
    11 Obwohl man sich im Laufe der letzten Jahrhunderte daran gewöhnt hat, bei einem »weißen Sklaven« eine contradictio in adiecto zu sehen, hat natürlich das Verhältnis zwischen Herren und leibeigenen Knechten keine Regeln, die den daran Beteiligten irgendeine Hautfarbe zwingend vorschrieben. In der Tat geht ja die heute in allen europäischen Sprachen gebräuchliche Bezeichnung für den leibeigenen Knecht auf das mittelgriechische Wort s.?.ß.. zurück, den Volksnamen der Slaven – weil auf den Sklavenmärkten im mittelalterlichen Orient vor allem Angehörige der slavischen Völker verkauft wurden. Sklaven dieser Herkunft waren noch im 19. Jahrhundert in Äthiopien keine Seltenheit.
     
    12 Von dieser Königin ist uns aus anderen Quellen nichts bekannt. Sie trug aber offenbar als siebente jenen Namen, den man als den der Königin entziffert hat, deren reicher Schmuck und lange Fingernägel 1844 Richard Lepsius beeindruckten.
     
    13 Auf der Insel Meroë gab es, wie man bei Strabon liest, zahlreiche Bergwerke, in denen Kupfer, Eisen, Gold und verschiedene (wenn nicht sogar, wie Dio dorus Siculus sagt: alle) Arten von Edelsteinen gefunden wurden. 1834 fand in der Pyramide einer Königin von Meroë der i talienische Arzt Giuseppe Ferli ni eine Kammer, in der unter einem Ruhebett ein ganz mit kostbar em Goldschmuck gefülltes Bronze gefäß stand. Den
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