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Der Drachentöter

Der Drachentöter

Titel: Der Drachentöter
Autoren: Keith Laumer
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symbolisches Verprügeln der Diplomaten (mit echten Latten), ein Bad in einem Teich, der dem Zähneklappern nach zu schließen reichlich kühl war, und anschließend ein paar Laufrunden im Hof, bei denen die triefenden Botschaftsangehörigen von einheimischen Würdenträgern mit Ruten angetrieben wurden. Retief, der diese Tätigkeiten von den Zuschauerrängen aus beobachtete, gewann zehn Credits, da er die schlechte Form seines Missionschefs richtig eingeschätzt hatte.
    Unter dem Dröhnen von schweren Gongs trieben die Würdenträger von Rockamorra die schnaufenden Terraner zusammen. Es wurde eine lange Rede verlesen; dann trat ein Eingeborener mit einem langen Schwert auf rotem Samtkissen vor.
    Ein Rockamorraner in Rostrot und Zartviolett hob das Schwert. Der Botschafter trat einen Schritt zurück und sagte: »Hören Sie, mein Bester …« und wurde wieder in die vordere Reihe gedrängelt. Der Mann mit dem Schwert streifte dem dicken Diplomaten feierlich ein perlenbesticktes Wehrgehenk über und befestigte die Schwertscheide daran.
    Das Volk wurde still und sah den terranischen Gesandten erwartungsvoll an.
    »Magnan, Sie sind mein Protokollbeamter. Was muß ich jetzt tun?« flüsterte der Botschafter.
    »Nun, ich würde vorschlagen, daß sich Eure Exzellenz – äh – irgendwie verbeugen. Dann verschwinden wir, bevor sie sich noch ein paar Martern ausdenken.«
    »Also gut, Leute«, wisperte Pinchbottle heiser. »Alle zusammen. Eins – zwei …« Magnan quiekte, als das riesige Schwert des Botschafters ihm gegen das Schienbein schlug. Dann marschierten sie im Gänsemarsch ab. Das Schwert des Botschafters schleifte im Staub. Das freudige Gemurmel des Volkes schwoll zu einem Erlösungsschrei an; eifrige Hände klopften den Terranern auf die Schultern, man bot ihnen schwefelhaltige Rauchstäbchen und Fläschchen mit einer dubiosen Flüssigkeit an.
    Retief schob sich durch die Menge und fing den Botschafter ab, der sich eben aus dem Staub machen wollte.
    »Ah, Retief!« sagte Pinchbottle düster. »Sie sind der Zeremonie ausgewichen. Es reichte wohl nicht, daß Sie während der Anreise in Ihrer Kabine schmollten – nun boykottieren Sie auch noch eine offizielle Feier!
    Wir sprechen uns in meinem Büro, sobald ich diese hübsche Waffe in einen Tresor geschlossen habe.«
    »Genau darüber möchte ich mich mit Ihnen unterhalten, Herr Botschafter. Sie können diese hübsche Waffe nicht in den Schrank schließen – sie ist zum Benutzen gedacht.«
    »Was?« Pinchbottle lächelte überlegen. »Ich werde sie als Symbol an die Wand hängen …«
    »Später vielleicht, Sir«, unterbrach ihn Retief.
    »Heute müssen Sie damit kämpfen.«
    »K-ämpfen?«
    »Ich glaube, Sie haben den Sinn der Zeremonie mißverstanden. Die Rockamorraner haben keine Ahnung von Diplomatie. Sie dachten, daß Sie hergekommen sind, um ihnen zu helfen.«
    »Und tun wir das nicht?« empörte sich Pinchbottle. »Wenn Sie jetzt bitte zur Seite gehen würden …«
    »Und die Leute erwarten nun, daß Sie Ihr Versprechen halten.«
    »Welches Versprechen?«
    »Darum ging es doch in der Zeremonie: die Rockamorraner sind in Schwierigkeiten, und Sie haben versprochen, ihnen zu helfen.«
    »Natürlich.« Pinchbottle nickte eifrig. »Ich habe bereits eine Landvermessung geplant …«
    »Das wird nichts nützen. Hier in der Gegend läuft ein dreißig Meter langer Dinosaurier namens Crunderthush frei herum.«
    »Dinosaurier?« Pinchbottles Stimme wurde um eine Oktave höher.
    Retief nickte. »Und Sie haben eben geschworen, ihn noch vor morgen abend zu töten.«
     
    *
     
    »Hören Sie, Retief«, sagte Botschaftssekretär Whaffle anklagend, »wie kommt es, daß Sie die Zeremonie verstanden haben? Sie wurde doch im hiesigen Dialekt abgehalten.«
    »Ich habe sie nicht verstanden – die Leute redeten zu schnell. Aber auf dem Herweg eignete ich mir ein paar Redewendungen per Fernstudium an, und dann hatte ich ein nettes Gespräch mit meinem Gondelführer …«
    »Ich gab Ihnen den Auftrag, für Quartiere und Diener zu sorgen, und was haben Sie getan? Sich mit einem Eingeborenen niederer Kaste unterhalten!«
    »Ganz ohne Worte ging es nicht, sonst hätte ich keine Quartiere bekommen. Die Eingeborenen verstehen die Zeichensprache nicht.«
    »Keine Unverschämtheiten, Mister Retief! Sie können sich als entlassen betrachten.«
    Eine Gruppe von Offizieren kam heran, gefolgt von einer Kolonne aus Speerträgern, deren grünlich schillernde Brustpanzer drohend wirkten.
    »Äh
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