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Der Drache aus dem blauen Ei

Der Drache aus dem blauen Ei

Titel: Der Drache aus dem blauen Ei
Autoren: Ravensburger
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noch der Drache. Doch kaum sah er die Milch, da stieß er einen Juchzer aus – und sprang.
    „Plitsch!“, machte es, als die Flüssigkeit über den Rand spritzte. Da saß ein kleiner, sehr glücklicher Drache mitten in der Tasse, bis zum Kinn in der Milch. Offenbar war er auch ein sehr durstiger Drache. Denn er gluckerte gierig die ganze Milch in sich hinein.
    „Das ist wirklich mehr als erstaunlich“, wunderte sich Herr Meisenbeißer. Eine Weile beobachteten sie alle drei den Kleinen. Er schmatzte und verschluckte sich. Ab und zu spitzte er die Lippen und spuckte einen kleinen Milchstrahl in die Luft.
    Herr Meisenbeißer legte Anja und Yasemin die Hände auf die Schultern und drehte sie zu sich um. Seine blauen Augen hinter der Brille blickten ernst drein.
    „Ihr wisst doch, was passiert, wenn jemand von diesem kleinen Wundertier erfährt?“
    „Dann wird es sofort in eine Forschungsstation gesteckt“, erwiderte Yasemin prompt.
    „Wir sagen niemandem etwas von ihm!“, erklärte Anja. „Der Drache soll bei uns bleiben, bis er zurück zu seiner Familie kann. Wir können doch gut für ihn sorgen und alles über ihn lernen. Wir wissen immerhin schon, dass er Milch mag.“
    Herr Meisenbeißer rückte nachdenklich seine Brille zurecht. „Ja, das halte ich für eine gute Idee. Wenn er etwas größer ist, sehen wir weiter. Wir müssen sehr gut auf ihn aufpassen. Vor allem darf er nicht weglaufen!“
    Yasemin und Anja nickten. Dann schauten sich alle drei nach der Tasse um.
    „Oh nein!“, rief Yasemin.
    Anja lief vor Schreck ein kalter Schauer über den Rücken. Die Tasse war leer. Nur auf der Anrichte und auf den Küchenfliesen waren ein paar winzige Fußspuren aus Milch zu sehen. Wie hatte er nur so leise und schnell entwischen können?
    Im selben Augenblick brach im Wohnzimmer ein ohrenbetäubender Lärm aus. Die Wellensittiche zeterten, die Papageien stießen schrille Schreie aus. Mogli bellte, als wäre eine ganze Einbrecherbande eingestiegen.
    Herr Meisenbeißer, Yasemin und Anja stießen im Türrahmen zusammen, als sie alle auf einmal ins Wohnzimmer rennen wollten. Nacheinander stürzten sie hinaus.
    „Kugelblitz und Kiesewetter!“, rief Herr Meisenbeißer entsetzt. „In Deckung, Kinder!“
    Anja hörte das aufgeregte Flattern von Wellensittichflügeln und das „Flap-Flap-Flap“ der größeren Vögel. Vorsichtshalber warf sie sich auf den Teppich. Keine Sekunde zu früh. Denn dicht über ihrem Kopf rauschte der grüne Papagei durch die Luft. An seinen Beinen hielt sich der kleine Drache fest und lachte diebisch.
    „Er hat die Sittiche freigelassen und benutzt den Papagei als Drachenflieger!“, kreischte Yasemin. Sie hatte sich genau neben Anja fallen lassen.
    Der verschreckte Papagei flog kreuz und quer durchs Zimmer. Er versuchte den Drachen loszuwerden, aber es gelang ihm nicht. „Schneller!“, quietschte der Drache nur. Der Lampenschirm der Deckenleuchte fiel scheppernd zu Boden. Der Vogel streifte einen Bücherstapel ganz oben auf dem Regal. Er kippte – und mit einem dumpfen „Bumm-Bumm-Bumm“ fielen die schweren Bücher aufs Parkett. Mogli kläffte aus voller Hundekehle. Dabei tanzte er aufgeregt zwischen den verstreuten Büchern hin und her. Dem Drachen gefiel der Flug mit dem Papagei. Anja konnte sehen, dass er sogar mit seinen winzigen Flügeln flatterte, als würde er selbst fliegen.
    Als der Papagei schließlich dicht an Herrn Meisenbeißers Kopf vorbeischwirrte, streckte der die Hände nach dem Drachen aus. Doch kurz bevor er den Winzling zu fassen bekam, ließ dieser einfach die Papageienbeine los. Er sauste durch die Luft und landete direkt auf Moglis Rücken!

    Der arme Dackel wusste gar nicht, wie ihm geschah. Mit einem erstaunten Jaulen schoss er davon. Dem Drachen blieb gar nichts anderes übrig, er musste sich am Hundehalsband festhalten. Das passte Mogli allerdings überhaupt nicht. Kläffend drehte er sich um sich selbst und versuchte den Drachen abzuschütteln. Doch der saß wie ein kleiner Cowboy auf einem Rodeo-Pferd und krallte sich fest. Mogli machte noch einen Bocksprung, dann sauste er einfach durch die Tür in den Flur. Im Nu war er bei der Treppe, die zum ersten Stockwerk führte.
    „Huch!“, entfuhr es dem Drachen.
    Anja hoffte, er würde nun abspringen. Aber offenbar traute er sich nicht mehr.
    „Hulfe!“, hallte es kläglich im Flur. Mogli gab Gas und rannte nach oben. Bei jeder Treppenstufe wurde der Drache ordentlich durchgeschüttelt.
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