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Der Doktor und das liebe Vieh

Der Doktor und das liebe Vieh

Titel: Der Doktor und das liebe Vieh
Autoren: James Herriot
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am Nachmittag, rebellierte etwas in mir. Ich wollte mit dieser übelriechenden Erinnerung nicht zu Bett gehen. Verzweifelt musterte ich die Flaschen auf dem Badezimmerregal. Bei Mrs. Halls rosarotem Badesalz stutzte ich. Ich hatte es noch nie ausprobiert. Ich nahm den Glaskrug und schüttete eine Handvoll ins heiße Wasser: ein benebelnder süßlicher Geruch stieg mir in die Nase. Ich schüttete fast den ganzen Inhalt in die Wanne und ließ mich mit einem triumphierenden Lächeln wieder ins Wasser gleiten. Diese Behandlung vermochte kein Gestank auf der Welt standzuhalten.
    Halb betäubt legte ich mich danach schlafen und sank in einen köstlichen Schlummer. Als das Telefon an meinem Bett klingelte, empfand ich diese lästige Störung mehr noch als sonst als eine persönliche Beleidigung. Verschlafen blinzelte ich nach der Uhr: Viertel nach eins. Ich nahm den Hörer ab, und plötzlich war ich hellwach. Es war Mr. Alderson. Candy kalbte, und irgend etwas stimmte nicht. Ob ich sofort kommen könnte.
    Ich war völlig munter und zugleich beunruhigt. Denn Candy, eine hübsche kleine Jersey-Kuh, war ein Prachtexemplar und Mr. Aldersons ganzer Stolz. Ihre Milch wurde nicht, wie die der andern Kühe, in die großen Molkereikannen gegossen, sondern kam zum Porridge auf den Frühstückstisch, wurde, zu Sahne geschlagen, auf Obsttorten gehäuft oder zu einer goldenen cremigen Butter verarbeitet, von der man träumen konnte. Ich hoffte zu Gott, daß es nichts Kompliziertes war.
    Helens Vater hatte schon alles vorbereitet. Im hell erleuchteten Kuhstall sah ich zwei Eimer mit heißem Wasser dampfen, ein Handtuch hing über der Tür, und Stan und Bert, die beiden Knechte, standen wartend neben ihrem Chef. Candy lag behaglich im tiefen Stroh. Sie schien nicht zu leiden, und an der Vulva war nichts zu sehen, aber ihr besorgter, abwesender Blick verriet, daß irgend etwas mit ihr nicht in Ordnung war.
    Ich schloß die Tür hinter mir. »Haben Sie schon hineingefühlt, Mr. Alderson?«
    »Ja, aber es ist nichts zu fühlen.«
    »Gar nichts?«
    »Nichts. Sie ist nun schon ein paar Stunden dabei, und da sich nichts zeigte, hab ich hineingelangt, aber ich hab keinen Kopf und keine Beine gefühlt – nichts. Und da hab ich Sie angerufen.«
    Merkwürdig, dachte ich. Ich hängte meine Jacke an einen Nagel und knöpfte nachdenklich mein Hemd auf. Als ich es über den Kopf zog, bemerkte ich, daß Mr. Alderson die Nase rümpfte. Die beiden Knechte schnupperten und sahen einander an. Der Duft von Mrs. Halls Badesalz, bis zu diesem Augenblick unter meiner Kleidung gefangen, erfüllte plötzlich den Raum und wetteiferte mit den Stallgerüchen. Keiner sagte etwas. Keiner machte eine anzügliche Bemerkung, die es mir erlaubt hätte, die Sache lachend klarzustellen. Bert und Stan starrten mich nur mit offenem Munde an. Mr. Alderson fixierte mit noch immer zuckenden Nasenflügeln die Wand.
    Ich kniete hinter der Kuh nieder, und im gleichen Augenblick hatte ich meine Verlegenheit vergessen. Die Vagina war leer; ein glatter Gang, der sich schnell zu einer kleinen, gefürchteten Öffnung verengte, gerade weit genug, daß meine Hand hindurchpaßte. Dahinter fühlte ich die Füße und den Kopf des Kälbchens. Mir sank der Mut. Eine Uterustorsion. Das war eine heikle Sache.
    Ich richtete mich auf und wandte mich Mr. Alderson zu. »Die Gebärmutter hat sich verdreht. Das Kalb ist drinnen, aber es kann nicht raus – ich komme kaum mit der Hand durch.«
    »Hab mir schon gedacht, daß es was Absonderliches ist.« Er rieb sein Kinn und sah mich skeptisch an. »Was können wir da tun?«
    »Wir müssen versuchen, die Gebärmutter in die richtige Lage zu bringen. Wir rollen die Kuh hin und her, und ich halte das Kalb dabei fest. Zum Glück sind wir ja genügend Männer.«
    »Und das bringt alles wieder in Ordnung?«
    Ich schluckte. Manchmal half das Rollen, manchmal nicht. Und damals waren wir noch nicht so weit, daß wir Kühe durch Kaiserschnitt entbinden konnten. Falls die Prozedur mißlang, mußte er Candy zum Schlachter bringen.
    »Ja, das bringt alles wieder in Ordnung«, sagte ich.
    Ich postierte Bert an den Vorderbeinen, Stan an den Hinterbeinen und bat Mr. Alderson, den Kopf der Kuh am Boden zu halten. Dann legte ich mich der Länge nach hin, tastete mich mit der Hand vor und ergriff den Fuß des Kalbs.
    »Jetzt rollt sie«, rief ich, und die Männer zogen die Beine im Uhrzeigersinn herum. Ich hielt den kleinen Fuß mit aller Gewalt fest, als die Kuh auf
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