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Der digitale Daemon

Der digitale Daemon

Titel: Der digitale Daemon
Autoren: Ralph Haupter
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Netz?! – Axel E. Fischer
    Das Internet, an dessen Anfang die Nutzung des Computers als Kommunikationsgerät und die Idee einer Verbindung zwischen Akteuren bzw. der Verknüpfung/Vernetzung von interaktiven Online-Gemeinschaften von Menschen standen, ist eine sehr junge Erscheinung. Seine Geburtsstunde als akademisches und militärisches Projekt liegt im Jahr 1969, als erstmals zwischen vier Großrechnern von US-Universitäten Nachrichten ausgetauscht wurden. Mit der Verabschiedung der Agenda zur Entwicklung der Informationsinfrastruktur in den USA Anfang der 90er Jahre (Department of Commerce 1993) kam es zur Einrichtung und Verbreitung unseres heutigen, weltweit und kommerziell ausgerichteten Internets.
    Mit seiner raschen Verbreitung beeinflusst und prägt das Internet zunehmend unser Leben. War meine Jugend noch internetfrei, nutzt die heutige Jugend das Internet zur Nachrichtenübermittlung, zum Download von Musik und Filmen oder zur Recherche. Kaufte ich damals noch Kleidung im Laden oder im Kaufhaus am Ort, nutzen heute viele Menschen neu entstandene digitale Angebote bzw. Marktplätze im Internet und entnehmen neueste Nachrichten rund um die Uhr ihrem Smartphone statt morgens der Tageszeitung.
    Es hat sich vieles verändert, vor allem im letzten Jahrzehnt, und wir alle entdecken fast ständig Neues und Schönes, erfreuen uns an Vereinfachungen und Bereicherungen unseres täglichen Lebens durch das Internet. Das betrifft insbesondere die kulturelle Vielfalt unserer bunten Welt, in die wir jederzeit mit nur einem Mausklick eintauchen können.
    Nicht nur die jüngsten Ereignisse in Nordafrika und im Nahen Osten (»Arabischer Frühling«) weisen auf über das Netz induzierte kulturelle Veränderungen hin. Offensichtlich sind auch Spannungsverhältnisse zwischen dem heutigen Regulierungsrahmen des Internets und geltenden staatlichen Ordnungen. Diese beschränken sich nicht nur etwa auf Ordnungen und Kulturen totalitärer Staaten, sondern betreffen ebenso die demokratisch legitimierten Ordnungen in freiheitlichen Staaten, etwa die Mitteleuropas.
    Noch fehlen uns Erfahrungen im gesellschaftlichen Umgang mit dem Netz und vielfach auch die Sensibilität für die Bedeutung und Tragweite von Entwicklungen in diesem Bereich. Dennoch müssen wir Antworten finden auf Fragen wie: Welche Chancen der Vernetzung gibt es, und wie können wir diese nutzen? Wie können wir die kulturelle Vielfalt auf der Welt erhalten bzw. fördern? Welcher Schranken bedarf private Freiheit im Netz?
Ein weltumspannendes kommerzielles Netzwerk
    Als der damalige amerikanische Vizepräsident Al Gore am 15. September 1993 die »National Information Infrastructure Agenda for Action« verkündete, erklärte er Kommunikationsnetzwerke nicht nur selbst zu einer Multi-Milliarden-Dollar-Industrie, sondern zu einer Grundlageninfrastruktur für Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft und Kultur. Ziel sei die Gestaltung der Märkte der Zukunft durch die Festlegung von deren Gestaltungsprinzipien hin zu einem geöffneten Markt für Information (vgl. Al Gore 1993). Neben einem möglichst ungehinderten Zugang für alle zu Informationen und Diensten waren Bestandteile dieser Agenda damals unter anderem der Schutz geistiger Eigentumsrechte wie insbesondere auch der Schutz bzw. die Sicherung von Wettbewerb auf den entstehenden Märkten (vgl. Department of Commerce 1993).
    War der Vorläufer des heutigen Internets, das Arpanet, als dezentrales Netzwerk möglichst ausfallsicher konzipiert, wurde diese Dezentralität auf der politischen Ebene des kommerziellen Internets ab Anfang der 90er Jahre nicht eingehalten. Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) ist heute die hierarchisch höchste Organisation im Internet, die wenigstens indirekt dem Einfluss des US-Wirtschaftsministeriums untersteht.
    Um diesen bestimmenden US-Einfluss einzugrenzen, wurde zwar das vorwiegend europäische Open Root Server Network aufgebaut, das jedoch mit dem Jahresende 2008 aufgrund nachlassenden Interesses wieder abgeschaltet wurde (vgl. Wikipedia, Art. »Internet«; Heise Online 2008).
Das Internet verändert Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft
    Heute sind die bedeutendsten Internetunternehmen nahezu ausschließlich US-amerikanische Konzerne mit monopolartiger Überlegenheit: Ebay, Google, Facebook, Amazon … Der Anteil europäischer Internetunternehmen am Weltmarkt sinkt kontinuierlich. Angesichts chinesischer Dominanz spielt Europa bei der Hardwareproduktion ohnehin
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