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Der digitale Daemon

Der digitale Daemon

Titel: Der digitale Daemon
Autoren: Ralph Haupter
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keine Rolle mehr.
    Zunehmend sichtbar und spürbar werden kulturelle und soziale Veränderungen aufgrund der Verbreitung des Internets. Englisch ist die üblicherweise verwendete Sprache, die zunehmend andere Sprachen zumindest in Europa verdrängt. Vereinfachte Kommunikation, schnellerer Zugang zu Informationen und neue Dienstleistungen kennzeichnen die eine Seite unserer derzeitigen Entwicklung in Richtung digitales Zeitalter.
    Wie jedes Ding haben auch die vielfältigen Neuerungen in diesem Zusammenhang zwei Seiten: einfacherer Zugang zu digitalisierten Musikwerken erfreut jeden Einzelnen. Wenn damit jedoch im Rahmen einer Kostenlos-Kultur, z. B. durch illegale Kopien, die Entlohnung von Kreativen in unserem Land nicht mehr in rechtlich vorgesehenem und gesellschaftlich erwünschtem Umfang sichergestellt ist, so müssen wir uns der Gefahr einer drohenden kulturellen Verarmung stellen.
Welche weitere Entwicklung nimmt das Internet?
    Die weitere Entwicklung des Internets und seiner Bestandteile unterliegt vielfältigster Unwägbarkeiten. Dies wird bereits beim Blick auf soziale Netzwerke wie zum Beispiel Facebook offensichtlich. Sind sie bei Jugendlichen wirklich so beliebt? Wie viele der »Freunde« dort kennen sich wirklich? Was wird sich aus den sozialen Netzwerken entwickeln? Welchen Einfluss hat eine zunehmende digitale Kommunikation auf unsere sozialen Fähigkeiten?
    Nicht nur der turbulente Börsengang von Facebook zeigt deutlich das Ausmaß an Unsicherheit hinsichtlich weiterer Entwicklungen. Wer will verlässlich vorhersagen, wie die digitale Gesellschaft in einer Welt von morgen aussehen wird bzw. welche Regeln wir dafür brauchen werden?
    Es finden derzeit viele Diskussionen rund um die Zukunft des Internets statt. Öffentlichkeitswirksam geführt und von zentraler Bedeutung ist die grundlegende Diskussion um die »Freiheit des Netzes«, wobei mit Blick auf die weitere Entwicklung zwei gegensätzliche Positionen auszumachen sind:
    - Auf der einen Seite die Forderung nach einem anonymisierten freien Datenfluss nach den derzeit gültigen Regeln, das heißt weitgehend ohne einzelstaatliche Regulierung. Dies führt tendenziell zu einem global eher anarchischen System unter privatwirtschaftlicher Führung, in dem sich letztlich der (wirtschaftlich) Stärkere durchsetzen wird (vgl. Fischer/Bickel 2011). Hatte die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika bereits 2002 beim UN-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft dafür plädiert, das Internet von staatlichen Kontroll-, Überwachungs- und Regulierungsmechanismen freizuhalten, betonte der amerikanische Präsident Barack Obama 2011 die Chancen des Internets und der weltweiten Vernetzung und deren Potenzial für größeren Wohlstand und mehr Sicherheit. Ziel sei ein weltweites Netz, das offen, sicher, zuverlässig und konvergent ist (Obama 2011). Die Vision ist tendenziell »Eine Welt« mit Staaten, die am gemeinsamen Internet mitwirken. Favorisiert werden zur Regulierung interneteigene Problemlösungen statt demokratisch legitimierter staatlicher Eingriffe: privat statt Staat.
    - Auf der anderen Seite wird die Forderung nach staatlicher Kontrolle des Datenverkehrs und der daran Beteiligten erhoben. Dies führt tendenziell zu einem föderal strukturierten Internet, in dem letztlich die einzelnen Staaten über das Angebot entscheiden. Hier findet sich derzeit zum Beispiel China, das sein eigenes Internet entwickelt.
Europa zwischen Nordamerika und Asien
    Das 19. Jahrhundert wird gerne als Zeitalter des europäischen, insbesondere britischen Imperialismus bezeichnet.
    Nach den beiden Weltkriegen verlagerten sich die Schwerpunkte in Richtung Nordamerika. Seither zeichnen und bestimmen die Vereinigten Staaten das Bild der Welt: Das 20. Jahrhundert gehörte den USA. Doch wem wird das 21. Jahrhundert gehören, und welche Rolle wird Europa darin spielen?
    Das 21. Jahrhundert sieht derzeit ein aufstrebendes Asien zunehmend in das Zentrum der Welt rücken. Insbesondere beim atemberaubend anmutenden Aufstieg der Milliardenvölker der Chinesen und Inder handelt es sich um eine asiatische Wiedergeburt, um die Rückkehr zu den Machtverhältnissen, wie sie bereits im 18. Jahrhundert bestanden (vgl. Schöttli 2012).
    Europa steht vor der Herausforderung, sich in dieser veränderten Welt zwischen den pulsierenden Polen Nordamerikas und Asiens neu zu positionieren. Nicht nur wirtschaftlich, sondern insbesondere auch kulturell müssen wir Europäer die Frage beantworten, ob
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