Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
und daraufhin beruhigte sich Leery wieder und fing auch wieder an, fröhlich zu schielen, als er sich die Beträge vorstellte, die er bis jetzt eingenommen hatte.
    Dann begannen die Cops, über den Rausgeschossenen Sittencop zu reden.
    »Irgendwie hab ich immer schon Angst vor ihm gehabt«, bekannte Dilford.
    »Irgendwie hab ich schon mal gedacht, daß er aussieht wie ich«, bekannte Hans.
    »Solche Augen wie der muß ich gehabt haben, als wir diese Pfoten in den Petunien fanden«, bekannte Jane Wayne.
    »Ich dachte immer, er war vielleicht gar nicht real«, bekannte der Schreckliche Tscheche.
    »Ich hab dauernd gedacht, er war 'n echter Satan«, bekannte Runzel-Ronald.
    »Wenn der 'n Satan war, war er nie hier gewesen«, sagte Cecil Higgins und schaute auf den Grund seines Glases. »Diese Kneipe hat für ne Hölle gar nicht genug Niveau. Höchstens für 'n Fegefeuer.«
    »Na gut, jedenfalls kommt er einem jetzt nicht mehr wie 'n Gespenst vor«, sagte Mario Villalobos, und er spürte plötzlich den überwältigenden Wunsch zu überleben. »Wenn er nächstens wieder reinkommt, sollte ihm mal einer 'n Drink spendieren und mit ihm reden.«
    Und bei diesen Worten steckte Mario Villalobos sein Wechselgeld ein und stand auf. Alle sahen aus wie vom Schlag getroffen. Mario Villalobos hatte seinen Drink überhaupt nicht angerührt!
    »Wülste etwa schon gehen, Mario?« schrie Leery.
    »Ja, bis später mal«, sagte Mario Villalobos.
    »Das ist doch 'n echter Alptraum!« schrie Leery.
    »Hab ich irgendwas Falsches gesagt?« überlegte Dilford und erinnerte sich an die Madonna der Farbigen.
    »Ich hab ne Verabredung«, erklärte Mario Villalobos.
    Als er aus der Tür ging, hörte er Leery schreien: »Das ist deine Schuld, Hans! Du und dein Scheißköter! Der verjagt mir noch alle Gäste!«
    *
    Später am Abend machte Lupe Luna die Haustür auf und schnappte vor Schreck nach Luft, als sie das zerschlagene und verschwollene Gesicht des Detectives sah.
    »Verlang bitte keine Erklärungen«, sagte er. »War bloß 'n kleiner Dienstunfall.«
    »Vielleicht solltest du dir ne andere Art Arbeit suchen«, sagte Lupe Luna und führte ihn in ein sehr weibliches und gemütliches Dreischlafzimmerhaus in South Pasadena.
    »Kann ich nicht. Ich kann nichts anderes, und ich kann mir auch nichts Besseres vorstellen.«
    »Als du angerufen hast, kam's mir vor, als hättest du meine Gedanken gelesen«, sagte sie. »Als meine Tochter wegfuhr, weil sie das Wochenende bei ihrem Vater verbringen will, hatte ich schon überlegt, dich anzurufen.«
    »Hast du 'n Plattenspieler?« fragte Mario Villalobos.
    »Ja, sicher. Wieso?«
    Mario Villalobos machte die Tragetüte auf, die er mitgebracht hatte. Darin waren ein Strauß weißer Nelken, eine Flasche Californian Zinfandel, einer der teuersten Rotweine weit und breit, und ein Plattenalbum, das er von zu Hause mitgebracht hatte.
    »N paar schöne altmodische Oldies«, sagte er und legte eine Platte auf den Teller.
    Lupe Luna nahm das Album in die Hand und sagte: »Oh, Mario! ›Stardust‹? So was hörst du gern?«
    »Ich komm gerade von 'ner Bande, die meinte, sie müßt unbedingt beichten«, sagte er. »Ich kann ja genausogut auch mal beichten. Ja, so was hör ich gern. Ich stamm nun mal aus 'ner anderen Zeit, und zur Zeit geht's mit mir schauerlich schnell den Bach runter. Deinen neuen modischen Haarschnitt find ich ganz toll. Haut mich echt um, Mädchen.«
    »Du siehst aus, als hätten sie dich schon genug umgehauen«, sagte sie, als der Hoagy-Carmichael-Klassiker die Lautsprecher fast zum Schmelzen brachte.
    »Möchtest du tanzen?« fragte Mario Villalobos.
    »Oh, Mario«, sagte sie und schüttelte fassungslos den Kopf.
    Aber sie schmiegte sich in seine Arme und legte ihren Kopf an seine Brust, und dann tanzten sie durch das Wohnzimmer des kleinen Hauses. Sie sagte: »Du bist der merkwürdigste Mann, den ich seit langem kennengelernt habe.«
    »Ich würd so gern mal 'n bißchen Stardust finden. Bloß ein einziges Mal. Könnt allerdings sein, daß ich mich dran gewöhne.«
    »Wieso denn?« fragte sie.
    »Ich war so gern mal 'n Elektron, das verrückt spielt. Bloß für 'n einzigen Moment.«
    »Wovon redest du eigentlich?«
    »Ich weiß es selbst nicht«, sagte er. »Vielleicht über den Anregungszustand Delta-Delta-Stern.«
    Sie bewegten sich kaum noch und wiegten sich nur noch ganz leicht hin und her, als sie ihn küßte, mit halb geschlossenen Augen, total verknallt, dahingeschmolzen vor lauter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher