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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern
Autoren: Joseph Wambaugh
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abzuzweigen.
    Wegen des Zeitunterschieds war es vier Uhr früh, als der Anruf kam. Ignacio Mendoza nahm ihn entgegen, hörte eine Weile zu und verkündete: »Die Schweden müssen Ihnen geglaubt haben, Mario. Der Russe hat nicht gewonnen!«
    Daraufhin brach die versammelte Truppe in ein Gebrüll aus, das Erinnerungen an jenen anderen Jubel früher im Jahr weckte, der losgebrochen war, als die Los Angeles Lakers die Meisterschaft im Profibasketball geholt hatten.
    Ein Schnapslieferant fand das alles sehr verwirrend, als er frühmorgens neue Ware brachte und das menschliche Treib- und Strandgut entdeckte.
    »N Grund zum Feiern?« sagte er fassungslos. »Weil ein Russe keinen Nobelpreis gewonnen hat? Kein Wunder, daß unsere Entspannungspolitik am Arsch ist!«
    Mario Villalobos sah sich die grinsenden Gesichter der Besoffenen ringsum mit einiger Zufriedenheit an. Er versetzte sie alle in einen wahren Begeisterungstaumel, als er nochmals eine Lokalrunde schmiß, weil er endgültig einen Fall vom Hals hatte, bei dem die Beweise nicht ausreichten und den man deshalb offiziell und für alle Ewigkeit als ungelöstes Tötungsverbrechen zu den Akten legen würde.
    Als Leery Hans und Ludwig, die bis dahin am Ende der Theke gesessen hatten, neues Bier bringen wollte, entdeckte er, daß Ludwig sich auf seinen neuen Pooltisch geschlichen und schlafen gelegt hatte.
    Der Kneipier wollte gerade was sagen, als Ludwig im Schlaf zu knurren begann. Tief aus einem Traum, einer Hundephantasie heraus fing Ludwig an zu stöhnen.
    Leery starrte ihn voller Entsetzen an, wie er da in voller Lebensgröße auf dem neuen Pooltisch lag, genau unter der Hängelampe. Da gab's überhaupt kein Vertun.
    »GOTTVERDAMMICH, HANS!« kreischte Leery. »LUDWIG SPRITZT AUF DEN NEUEN POOLTISCH!«
    Mario Villalobos trank seinen Wodka nicht aus. Er trank überhaupt nicht mehr so viel. Er ging hinaus aus der Düsternis in das kalte blaue Mondlicht, das schwarze Schatten warf, in den frischen Smog auf dem Sunset Boulevard. Er sog die ungesunden Schwaden tief ein und schaute auf zu den frostklaren Sternen. Die aussahen wie herumwirbelnde Elektronen am düsteren Himmel von Los Angeles.
    Das letzte, was er aus dem Haus des Jammers hörte, war das Geschrei von Leery: »Achtung, Ludwig! Achtung!«
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