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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern
Autoren: Joseph Wambaugh
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an: 'n simples, mieses, nachvollziehbares Erpresserspielchen mit 'n paar unanständigen Fotos.
    Sie heuerten Ihren alten Kumpel Lester Beemer an, um diesen Schweden, Jan Larsson, richtig aufzuheizen.« Dann zeigte der Detective auf seine Formel: EP + ND = RS.
    Der Detective sagte: »Erpressung mit Pornofotos plus Nationaler Druck gleich Russischer Sieg. Eine wirklich einfallsreiche Formel. Damals dachten Sie nicht im entferntesten an Mord und Totschlag. Der einflußreichste Mann im Komitee sollte bloß 'n bißchen motiviert werden, für diesen russischen Chemiker Reklame zu machen. Bis dahin ne nette, saubere Sache, wie sie in der schwedischen Geschichte gang und gäbe ist. Ich wette, der alte Lester Beemer hat sich kringelig gelacht, als er dem Schweden mit diesen miesen kleinen Tonbändern oder Fotos ein für allemal klargemacht hat, daß als Siegerpferd diesmal doch wohl besser Roslow durchs Ziel gehen sollte. Das muß unheimlich komisch gewesen sein. Der miese kleine Schnüffler aus Pasadena spielt den großen russischen Agenten, der seinem sowjetischen Landsmann die ganz große Chance seines Lebens verschafft.«
    Der Detective drückte auf den Knopf, und die Tafeln bewegten sich in ihren Laufschienen, bis die nächste in Reichweite war. »Nun sagt sich der arme, alte Lester Beemer, daß bei Ihrem Spielchen eigentlich auch zwei setzen und gewinnen können. Er guckt sich die lausigen tausend oder auch zweitausend an, die Sie ihm gezahlt haben, und überschlägt mal kurz, was 'n Nobelpreis wert sein könnte, nämlich nicht bloß die zweihundert Riesen Preisgeld, sondern auch die Verdienstmöglichkeiten, die 'n ehrgeiziger Nobelpreisträger später hat. Nachdem er also Jan Larsson soweit hat, daß er mitmacht, erzählt er Ihnen, daß Sie jetzt 'n Partner haben. Daß der Präsident der Universität und das Nobelkomitee alles über Ihre Erpressungsgeschichte erfahren würden, es sei denn, er wäre Ihr Fifty-fifty-Partner von dem Tag an, an dem Sie in Stockholm in diese Konzerthalle schreiten und den Superhauptgewinn in Empfang nehmen.
    Wie standen Sie jetzt da? Wegen dieser simplen, billigen Pornoerpressung sahen Sie sich der Gefahr ausgesetzt, Ihre Chance nicht nur jetzt zu verlieren, sondern für immer. Von 'ner möglichen Strafverfolgung ganz zu schweigen.«
    Der Detective zeigte auf die Formel HG = U.
    »Hauptgewinn gleich Unsterblichkeit«, sagte er. »Aber Sie würden nie unsterblich werden, wenn er Sie bei diesen Leuten verpfeifen würde. Und daß das jetzt 'n Motiv ist, um zu morden, das hab ich inzwischen begriffen. Sogar ich wäre wahrscheinlich dazu imstande, für die Unsterblichkeit zu morden, Professor.«
    Der Detective merkte, wie sich seine Adrenalinausschüttung steigerte und sein Puls sehr viel schneller wurde, als die schemenhafte Gestalt für einen Moment aufstand, sich dann aber gleich wieder hinsetzte. Der Detective schob das Jackett vorsichtig zur Seite, um jederzeit die Kanone ziehen zu können, bevor er fortfuhr.
    »Ihr alter Caltech- und Naturwissenschaftsfan hatte ja nur einen kleinen Einblick in die Dinge bekommen. Und doch konnte das in diesem Fall sehr, sehr gefährlich werden. Wahrscheinlich haben Sie sich mit ihm bloß deshalb in diesem miesen Motel verabredet, weil es ausgesprochen glaubwürdig war, dort einen Mann wie Lester Beemer mit 'nem stehengebliebenen Herzschrittmacher zu finden. Haben Sie ihm vielleicht gesagt, daß Sie sich dort treffen wollten, weil Sie auch mal scharf wären auf eine von seinen Nutten? Wie auch immer, jedenfalls verlegten Sie den Treffpunkt dann kurzfristig nach hier, spät in der Nacht, in den kleinen Raum mit dem Kernresonanzspektrometer. Sie mußten nicht mal den kleinen Finger rühren, um ihn zu ermorden, sondern später bloß seine Leiche in das Motel schaffen, wo sie dann gefunden wurde.
    Aber seine Freundin kreuzte in dem Motel auf und fand den alten Lester, der scheinbar gerade an 'ner Herzattacke gestorben war. Missy Moonbeam war 'n intelligentes Mädchen. Sie beschloß, sie würde von nun an Ihr Partner werden. Sie rief Sie an und sagte, wer sie war. Sie waren zu Tode erschrocken, als Sie feststellten, daß Lester Beemer die Nutte in diese ganze miese Schiebung eingeweiht hatte.
    Die ganze Sache hätte allerdings immer noch klappen können, wenn da nicht eine blöde Kleinigkeit gewesen wäre: die widerliche, unanständige Habgier. In demselben Moment, in dem sie die Leiche fand, beging sie ne sehr unanständige kleine Leichenfledderei. Sie hatten
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