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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal
Autoren: John T. Lescroart
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›brauchen‹.«
    Pause. »In Ordnung. Tut mir leid. Nein, wir haben alles unter Kontrolle.«
    »Was ist passiert?«
    »Ein männlicher Weißer, Mitte Zwanzig, heißt vermutlich Cochran, Edward. Einmal in den Kopf geschossen …«
    »Frag, wo es ist«, sagte Hardy. »Was? Einen Moment«, sagte Abe ins Funkgerät. »Frag, wo es ist«, wiederholte Hardy. »Ich kenne einen Ed Cochran. Hoffentlich ist er es nicht.«

    Der Neuling, Giometti, kam vom Zaun am Kanal zurück.
    »Bist du in Ordnung?« fragte Griffin.
    Der Junge versuchte, tapfer auszusehen, sogar zu lächeln, aber es funktionierte nicht. Er sah selbst in dem unnatürlichen, grellen Licht der Lampen, die für die Leute von der Spurensicherung, der medizinischen Abteilung und für die Fotografen aufgestellt worden waren, aschfahl aus. Seine Unterlippe hing lose herunter, als ob er geschlagen worden und die Lippe angeschwollen wäre. In seinen Augen war immer noch dieser wäßrige Blick, den einige Menschen bekommen, nachdem sie sich übergeben haben.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    Griffin wandte sich wieder der Leiche zu. »Passiert jedem. Du gewöhnst dich dran.«
    Nein, dachte er, das war nicht wahr. Man gewöhnte sich nie daran. Man veränderte sich nur so, daß man nicht mehr so reagierte wie am Anfang. Dein Magen will sich immer noch in dir umdrehen, du hast immer noch das Gefühl des Schwindels, der Benommenheit und des klaffenden Abgrunds, als ob du zusammenbrichst. Aber wenn du weiter beim Morddezernat arbeiten willst, mußt du dieses Gefühl verdrängen.
    Vielleicht beobachtest du Kleinigkeiten genauer, so daß du das Gesamtbild, von dem dir schlecht wird, nicht siehst. Oder du leugnest alles und machst dir einfach nichts mehr aus dem Blut – wie es die Polizisten im Fernsehen so gut können. Oder du schaust einfach hin, sagst ›in Ordnung‹, konzentrierst dich auf deine Arbeit und spülst es später mit Alkohol runter. Griffin wußte Bescheid. Doch er legte seine Hand auf die Schulter seines neuen Partners und wiederholte: »Du gewöhnst dich dran.«
    Die Leiche lag auf der Seite, war inzwischen mit einem Tuch zugedeckt. Giometti kniete neben ihr nieder.
    »Du solltest ihn dir aber nicht noch einmal anschauen«, sagte Griffin.
    »Ich glaube, das wäre besser.«
    »Er hat sich nicht verändert. Komm, steh auf. Nimm die Fotos, wenn du dich daran gewöhnen willst.«
    Giometti holte Luft, überlegte kurz und richtete sich auf, ohne das Tuch anzuheben. »Warum hat er das getan?«
    »Was?« fragte Griffin.
    »Sich so umbringen, hier draußen. Wo nichts ist.«
    Sie befanden sich auf einem relativ großen Parkplatz zwischen zwei Bürogebäuden am China Basin. In der Mitte des Parkplatzes stand ein Wagen, der auf Edward Cochran zugelassen war. Wahrscheinlich war das der Name des Toten. Der Wagen sollte vom Abschleppdienst zum städtischen Parkplatz rübergebracht werden. Griffin und Giometti hatten ihn sich angeschaut und nichts Ungewöhnliches festgestellt, außer der Entfernung zwischen Wagen und Leiche.
    »Warum glaubst du, daß er sich umgebracht hat?« Griffin war nicht umsonst der Dienstältere hier. Der Junge brauchte ein paar Lektionen.
    Giometti zuckte mit den Schultern. »Das ist doch offensichtlich, meinst du nicht? Der Zettel …?«
    »Der Zettel?« schnaubte Griffin. Er wußte nicht, was es war, aber diesen Zettel ein Selbstmordbekenntnis zu nennen, war wirklich ein bißchen weit hergeholt. Ein abgerissenes Stück Papier auf dem Vordersitz des Wagens, mit den Worten: Es tut mir leid, ich muß … Das war alles. Aber er hatte keine Lust, seinen Partner anzumeckern, diesen Jungen, deshalb sagte er ruhig und gelassen: »Nichts ist offensichtlich, Vince. So ist unsere Aufgabe, klar? Nimm, was offensichtlich ist, und finde die Wahrheit heraus, die dahintersteckt. Die besten Morde der Welt sehen wie etwas anderes aus. Wenn das nicht so wäre, würde uns niemand brauchen.«
    Giometti seufzte. Er schaute auf seine Uhr. »Carl, es ist halb zwölf. Der Kerl hat eine Pistole neben seinem Kopf. Es gibt ein Bekenntnis. Ich denke, hier ist wenig, was uns vermuten lassen könnte …«
    »Doch, wir können vermuten, daß du es dir mit deiner Frau gemütlich machen und mit deinem noch ungeborenen Kind spielen willst.« Ein Wagen fuhr auf den Parkplatz, dann noch einer. Wahrscheinlich Fotografen. Wenn das zutraf, war es Zeit zu gehen, aber er wollte erst noch seinen Standpunkt klarmachen.
    »Hol bitte die Pistole, Vince, ja?«
    Giometti ging die wenigen Schritte
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