Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Cop und die Lady

Der Cop und die Lady

Titel: Der Cop und die Lady
Autoren: Suzanne Sanders
Vom Netzwerk:
Wangen hinabrollten.
    Nachdem sie ihnen einige Zeit freien Lauf gelassen hatte, fuhr sie sich engergisch mit dem Handrücken über die Augen und putzte sich mit einem Streifen Toilettenpapier die Nase. Weinen half ihr auch nicht weiter.
    Die Fragen der Ärzte waren ihr endlos erschienen. Was dabei herausgekommen war, war, dass sie sich zwar an Daten wie zum Beispiel den Ausbruch des Ersten Weltkriegs erinnern konnte, aber nicht an ihr Geburtsdatum. Genug der Fragen, entschied Nina nun. Es war höchste Zeit für Antworten.
    Sie öffnete ihre Tasche und holte die Brieftasche heraus. Dem Führerschein entnahm sie, dass sie am 17. Februar geboren war. Dann bin ich also ein Wassermann, ging es ihr durch den Kopf. Und gleich darauf fragte sie sich, wie sie darauf kam. Glaubte sie an Astrologie? Die Brieftasche enthielt neben ihren Papieren achtzig Dollar in bar sowie verschiedene Kreditkarten. Verhungern würde sie also nicht, zumindest nicht in nächster Zeit.
    Als sie in der Handtasche ein rotes Kosmetiktäschchen fand, hob sich Ninas Laune etwas. Sie wusch sich das vom Weinen verquollene Gesicht mit kaltem Wasser, spülte sich den Mund aus und begann Puder und Lippenstift aufzulegen.
    Das Ergebnis stellte sie zufrieden. Nachdem sie sich mit den Fingern das dicke, lockige Haar durchgekämmt hatte, erschien ihr ihre Zukunft schon wieder in einem rosigeren Licht.
    Mike Novalis saß im Krankenzimmer und wartete darauf, dass Nina aus dem Bad käme. Er unterdrückte ein Gähnen. Was er eigentlich noch hier wollte, wusste er nicht so genau. Über den Mordanschlag, der auf sie verübt worden war, konnte sie ihm nichts sagen, soviel war klar. Vielleicht mochte er einfach keine Geschichten mit offenem Ausgang?
    Vorhin hatte er Simms auf dem Revier angerufen und ihm die Daten von Nina Dennison durchgegeben. Nun wartete er auf dessen Rückruf. Vielleicht hatte ja nur jemand mit seinem Revolver herumgespielt, wobei sie die verirrte Kugel zufällig abbekommen hatte. Wer wusste das schon? Es gab hier in der Gegend viele Verrückte, die sich einbildeten, noch immer im Wilden Westen zu leben.
    Vergiss es, sagte er sich. Die Sache machte wirklich wenig Sinn. Er würde noch Simms’ Rückruf abwarten und dann nach Hause gehen, um den verlorenen Schlaf nachzuholen.
    Das Problem war nur, dass er neugierig war. Diese Frau war ein Puzzle, das er aus einem unbekannten Grund liebend gern zusammengesetzt hätte. Auf der Straße liegend hatte sie einen zerbrechlichen und hilflosen Eindruck gemacht was sie allerdings nicht daran gehindert hatte, in halb bewusstlosem Zustand noch eine n Scherz zu machen. Und in den vergangenen Stunden hatte sie bewiesen, dass sie alles andere war als eine fragile Puppe aus Porzellan. Sie war stark und intelligent, temperamentvoll und voller Humor. Das gefiel ihm.
    Ebenso wie ihr Aussehen. Die grüngoldenen Augen, die volle Unterlippe, die langen schlanken Beine. Wie gut sich der weiche Schwung ihrer Hüfte angefühlt hatte. Er hatte all seine Willenskraft aufbringen müssen, um sie nicht an sich zu ziehen.
    Müde fuhr Mike sich mit der Hand übers Gesicht. Er wusste, dass er seine Gedanken nicht in dieser Richtung weiterwandern lassen durfte. Das Problem war nur, dass es nicht allzu oft vorkam, dass einem Mann eine Frau wie Nina Dennison über den Weg lief. Zu schade, wirklich. Aber er hatte sie nun mal im Dienst kennengelernt, und niemand wusste besser als Mike, was das bedeutete. Es rückte sie in unerreichbare Ferne. Beruf und Privatleben durften nicht miteinander verquickt werden. Außerdem hat jemand versucht, sie umzubringen, erinnerte er sich. Was seiner Erfahrung nach bedeutete, dass sie in irgendeine kriminelle Sache verstrickt war.
    Der Piepser in seiner Jackentasche meldete sich. Simms bat um einen Rückruf.
    Mike ging in die Empfangshalle, wo die Münzfernsprecher hingen.
    „Sind Sie’s, Lieutenant?”
    „Ja, Simms, was gibt’s?”
    „Die Dennison scheint clean zu sein. Es gibt kein Strafregister.”
    „Nun, dass es kein Strafregister gibt, heißt noch lange nicht, dass sie clean ist.
    Vielleicht war sie ja auch nur clever genug, sich bisher nicht erwischen zu lassen.”
    „Äh … ja, richtig, Lieutenant. Entschuldigung.”
    „Macht nichts, das sollten Sie in solchen Fällen nur immer im Hinterkopf behalten. Aber Sie haben recht, es gibt keinen Hinweis darauf, dass an der Sache irgend etwas faul ist.” Außer, dass ich so eine leise Ahnung habe, fügte er in Gedanken hinzu. Er seufzte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher