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Der Cop und die Lady

Der Cop und die Lady

Titel: Der Cop und die Lady
Autoren: Suzanne Sanders
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festhielt, um sie zu stützen. Seine Lederjacke stand offen, und er war ihr so nah, dass sie den harten Schlag seines Herzens ebenso spüren konnte wie die Wärme, die er ausstrahlte. Während sie sich langsam entspannte, wünschte sie sich, dass er den anderen Arm auch noch um sie legen möge, um sie noch näher an sich heranzuziehen …
    Als Nina bewusst wurde, was sie eben gedacht hatte, war sie peinlich berührt.
    Sie machte sich steif und versuchte, sich aus seinem Griff herauszuwinden.
    Wahrscheinlich ist der Schock noch immer nicht abgeklungen, versuchte sie sich ihre Reaktion zu erklären. Ebenso wie die Verbindung zwischen ihnen natürlich nichts als pure Einbildung war. Dieser Mann war ein Fremder, der seinen Job machte. Nichts als seinen Job. Plötzlich verspürte Nina an ihrem Po und im Rücken einen kühlen Luftzug. Als sie an sich heruntersah, registrierte sie betreten, dass sie nur einen Krankenhauskittel trug. Das Nachthemd stand am Rücken offen, und sie war darunter nackt.
    Hastig fasste sie nach hinten und hielt das Hemd mit beiden Händen zu. Novalis bemerkte, wie unangenehm ihr die Angelegenheit war, er ging wortlos zum Schrank und holte einen Bademantel heraus, den er ihr um die Schultern legte.
    Der Blick, den sie ihm dabei zuwarf, war vorwurfsvoll, weil er sich ihr in diesem Zustand überhaupt genähert hatte, doch er hielt ihm unbeeindruckt stand. Das einzige, was sie entdecken konnte, war ein winziges Zucken seines Augenlids, fast so, als zwinkere er ihr in geheimem Einverständnis zu. Sie spürte, wie sie rot wurde.
    „Gibt es hier irgendwo einen Spiegel?” fragte sie mit soviel Würde, wie sie aufbringen konnte.
    Novalis geleitete Nina ins Bad. „Kommen Sie allein zurecht?” fragte er, und als sie nickte, knipste er das Licht an und machte die Tür von außen zu. Allein in dem winzigen Raum wandte sich Nina zum Spiegel.
    Das Gesicht, das ihr entgegenblickte, war blass und wirkte angestrengt, unter den großen grünlichbraunen Augen lagen tiefe Schatten. Nachdenklich berührte sie mit den Fingerspitzen die Wangen. Ihre Haut war weich und geschmeidig. Sie lächelte versuchsweise, wobei sich ein paar kleine Fältchen in den Augenwinkeln bildeten. Ihre Zähne wären weiß und ebenmäßig. Ihre Gesichtszüge, obgleich nicht von klassischer Schönheit, waren interessant: hohe ausgeprägte Wangenknochen, ein energisches Kinn und ein großzügiger Mund. Nicht schlecht, entschied sie.
    Ihre Stirn zierte ein Verband, der an das Stirnband eines Piraten erinnerte.
    Darunter quoll dichtes rotbraunes Haar hervor und fiel in einer vollen Lockenpracht auf ihre Schultern herab. Ein Rotfuchs bin ich also … na, hoffentlich ist es wenigstens echt. In den Ohren trug sie kle ine Silberkreolen. Sie war groß und schien gut gebaut.
    Nina musterte noch für einen Moment ihr Spiegelbild, dann streifte sie sich den Bademantel von den Schultern und ließ ihn zu Boden fallen. Dann schlüpfte sie aus dem Krankenhauskittel. Sie unterzog ihren nackten Körper einer ausführlichen Betrachtung: die vollen festen Brüste mit den dunklen Knospen, die sich jetzt wegen des plötzlichen Kälteschocks aufgestellt hatten, die sanften Rundunge n ihres Bauchs und ihrer Hüften, die fast schon verblasste Narbe auf dem Knie. Woher sie diese Narbe wohl hatte? War sie als Kind mit dem Fahrrad gestürzt, oder war sie vielleicht in ihren ersten zu hohen Pumps gestolpert und hingefallen? Sie suchte nach einer Antwort. Nichts. Während sie mit der Fingerspitze leicht über die Narbe strich, fragte sie sich, wie viele sonstige Geheimnisse dieser Körper wohl noch bergen mochte. Mein Körper, erinnerte sie sich.
    Habe ich einen Liebhaber? Als sie an den draußen wartenden Detective Lieutenant Novalis dachte, stockte ihr für einen Moment der Atem. „Sei vorsichtig”, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu. Dann nahm sie ihr Nachthemd vom Boden auf und streifte es sich wieder über. Nachdem sie sich auch den Bademantel übergeworfen hatte, blickte sie auf ihre nackten Füße. Ihre Zehennägel waren in einem tiefen Burgunderrot lackiert - ein winziger Farbtupfer in dem sterilen Raum. Diese Zehennägel heiterten sie etwas auf.
    Als sie aus dem Bad ins Zimmer zurückkehrte, fand sie den Arzt und den Detective in ein Gespräch verwickelt. Sie blickten ihr hoffnungsvoll entgegen.
    „Nun?” fragte der Arzt. „Manchmal weckt ja der Spiegel die Erinnerung …”
    „Nein, nichts. Tut mir leid.”
    „Leute mit Amnesie leiden oft nur unter
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