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Der Cop und die Lady

Der Cop und die Lady

Titel: Der Cop und die Lady
Autoren: Suzanne Sanders
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    dramatisch. So wie etwas, von dem man meint, es könne einem niemals selbst widerfahren. Aber man hält es ja auch nicht für möglich, dass auf einen geschossen wird.
    „Exakt. Zumindest im Moment scheinen Sie an irgendeiner Form von Amnesie zu leiden. Aber das ist kein Grund zur Aufregung. So etwas ist in den meisten Fällen vorübergehend. Woran erinnern Sie sich?”
    „Daran, wie ich eben aufgewacht bin - oder nein, warten Sie, ich erinnere mich, vorher schon einmal aufgewacht zu sein. Ich lag auf dem Boden. Ich denke, es war, bevor man mich ins Krankenhaus brachte.” Sie sprach langsam. „Ja, und irgend jemand hat gelacht.”
    Novalis räusperte sich. „Das war ich, tut mir leid.” Er beugte sich vor: „Ich war als erster am Tatort, nachdem der Notruf bei der Polizei eingegangen war.”
    „Und Sie haben über mich gelacht?” fragte sie entrüstet.
    „Nein, nicht über Sie persönlich.” Ihre Frage war ihm unangenehm. „Es war nur
    … weil … Sie haben etwas gesagt, worüber man einfach lachen musste.”
    „Was denn?” fragte sie. Und plötzlich erinnerte sie sich. Sie hatte einen Scherz über ihre Unterwäsche gemacht. Himmel, sie musste wirklich unter Schock gestanden haben. „Ich erinnere mich nicht”, sagte sie hastig, während sie sah, wie sich Novalis mit einem Grinsen zurücklehnte. Fast wäre ihr angesichts dieses Grinsens der Mund offenstehen geblieben; es war ein kleines Wunder, denn es veränderte sein ernstes Gesicht ganz und gar und ließ ihn beinahe zu dem kleinen Jungen werden, der er einmal gewesen war. Eine dunkle Augenbraue hob sich amüsiert, und in seinen strahlend blauen Augen tanzten kleine belustigte Fünkchen. Sie ertappte sich dabei, wie sie zurücklächelte, als würden sie ein Geheimnis miteinander teilen, von dem nur sie beide wüssten.
    In diesem Moment fiel Nina noch etwas anderes ein. Das Gefühl von Stärke und Geborgenheit, das sie bei ihrem ersten Erwachen verspürt hatte, und die Hand, die ihr Gesicht berührt hatte, während eine Stimme versuchte, sie zu trösten. Eine unerwartet vertraute Stimme. Eine Stimme, die sie zu kennen glaubte, und die doch Detective Lieutenant Novalis gehörte, den sie noch niemals in ihrem Leben gesehen hatte. Als ihr nächster Blick ihn streifte, lächelte er nicht mehr. Jetzt war sein Gesicht verschlossen.
    „Also erinnern Sie sich daran, dass man Sie hierher gebracht hat?” fragte der Arzt. „Können Sie sich vielleicht auch erinnern, was Sie …äh … heute zu Abend gegessen haben?”
    Nina schüttelte den Kopf.
    „Dass Sie gestern zur Arbeit gegangen sind?”
    Ihr blieb nichts anderes, als unbehaglich wieder den Kopf zu schütteln. Arbeit?
    Sie hatte ja nicht einmal eine Ahnung, wie sie überhaupt lebte.
    „Wie alt bin ich?” fragte sie.
    „Siebenundzwanzig laut Führerschein. Warten Sie … was ist mit Ihrer Familie?
    Fallen Ihnen da irgendwelche Namen oder Gesichter ein?”
    „Nein.” Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Mit einemmal fühlte sie sich schrecklich allein. Aber sie musste doch irgendeine Art von Familie haben.
    Vielleicht würde ihr ja ihre Handtasche Aufschluss geben. Ihr Blick irrte zu ihrem linken Ringfinger. Kein Ring. Verheiratet war sie also offensichtlich nicht. Ihre Hand erschien ihr fremd, wie etwas, das nicht zu ihr ge hörte. Sie musterte einen Moment gedankenverloren die langen schlanken Finger mit den ziemlich kurz geschnittenen, mit farblosem Nagellack lackierten Nägeln. Sie bewegte sie und spürte das feste Fleisch eines straffen Schenkels. Ihre Neugier war erwacht. Sie warf einen Blick auf ihre Beine, deren Umrisse sich unter der Bettdecke deutlich abzeichneten. Plötzlich fühlte sie sich vollkommen überwältigt von der Tatsache, dass sie kein Bild von sich hatte. Dieser Gedanke erschreckte sie zutiefst. In Panik warf sie die Decke zurück und sprang aus dem Bett. Zu schnell. Noch bevor ihre nackten Füße den Boden berührten, begann sich in ihrem Kopf alles zudrehen.
    Sie spürte, wie sich ein starker Arm um ihre Schultern legte. „Immer langsam”, murmelte Novalis an ihrem Ohr. Er musste hinzugesprungen sein, bevor der Arzt oder die Krankenschwester reagieren konnten.
    „Danke.” Sie schnappte nach Luft.
    „Machen Sie keine schnelle Bewegung”, riet ihr Novalis. „Sie hatten einen bösen Schock und haben zusätzlich auch noch Schmerzmittel bekommen. Das schwächt.” Sein Arm lag noch auf ihren Schultern, während er sie mit der anderen Hand am Ellbogen
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