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Der Computer und die Unsterblichen

Der Computer und die Unsterblichen

Titel: Der Computer und die Unsterblichen
Autoren: Alfred Bester
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bist du?«
    »Hast du schon mal von George Guess gehört?«
    »Du?«
    »Mein Vorfahre. Das war der Name, den die Bleichgesichter ihm gaben. Sein richtiger Name war Sequoia.«
    »Nach dem Baum benannt?«
    »Der Baum wurde nach ihm benannt.«
    Ich pfiff. »So berühmt war er? Wodurch?«
    »Er war der erste große indianische Gelehrte. Unter anderem erfand er das Cherokee-Alphabet.«
    »Und du bist hier Arzt?«
    »Physiker, aber das läuft heutzutage auf das gleiche hinaus. Ich lehre hier, aber meine eigentliche Arbeit ist am JPL, dem Jet Propulsion Laboratory.«
    »Und was für eine Arbeit ist das?«
    »Ich bin Mitarbeiter am Pluto-Projekt.«
    Ich pfiff wieder. Kein Wunder, daß es ja, Doktor, nein, Doktor, gewiß, Doktor hieß. Das Pluto-Projekt war eines der spektakulärsten NASA-Unternehmungen der Geschichte, finanziert vom Industriefonds in dem freundlichen Bemühen, das Sonnensystem zu einem besseren Ort für Investoren und Spekulanten zu machen.
    »He, Bar«, sagte ich, »noch zwei Doppelte. Hast du einen Vornamen, Guess?«
    »Ich bin S. Guess.«
    »Saul? Sol? Stan? Salvarsan?«
    Er lachte. »Du bist in Ordnung, Prince. Warum zum Teufel hat dein Freund sich in diese alberne Keilerei eingemischt?«
    »Tut er immer; er lernt nicht dazu. Warum zum Teufel willst du mir deinen Vornamen nicht sagen?«
    Er seufzte. »Also, wenn es sein muß. Meine Mutter nannte mich Sequoia.«
    »Kein Wunder, daß du den Namen versteckst. Warum hat sie dir so einen üblen Streich gespielt?«
    »Sie ist romantisch. Der Name soll mich erinnern, daß ich der zwanzigste bin, der in direkter Linie von dem mächtigen Häuptling abstammt.« Er winkte dem Barmann. »He, noch zwei. Auf meine Rechnung.«
    Der Barmann erhob Einwände gegen exzessiven Alkoholgenuß und schlug vor, daß wir auf etwas Respektables wie Meskalin oder Hasch umsteigen sollten, also taten wir ihm den Gefallen. Ein Typ wie Kolumbus schoß neben uns aus dem Boden: »Freunde, habt ihr jemals überlegt, was ohne die erforderlichen Mittel aus der Wissenschaft würde? Stärkt die Forschungsstiftung der Industrie, indem ihr die von uns empfohlenen Produkte kauft: Bonzo, Smäcker, Biosolan, Schlecknogg ...«
    Wir ignorierten es, denn in diesem Augenblick kam Fee 5 ins Lokal. Sie war diesmal auf intellektuell zurechtgemacht: Hornbrille ohne Gläser, splitternackt und mit selbstentworfener Malerei aus der Sprühdose bedeckt.
    »Was verkauft dieses Ding?« fragte Guess.
    »Nein, sie ist echt.«
    »Gas«, sagte Fee zum Barmann, worauf sie zu uns kam.
    »Dies ist Doktor Sequoia Guess«, sagte ich. »Du kannst ihn Häuptling nennen. Häuptling, die ist Fee 5, Graumans Chinesisches Theater.«
    »Klingt ein bißchen komisch«, meinte er, zu mir gewandt. »Was für ein Name ist Fee?«
    »Abkürzung für feminin.«
    Der Häuptling schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es wird Zeit, daß ich zum JPL zurückgehe. In den Maschinen dort ist wenigstens Vernunft.«
    »Nein, nein. Es ist durchaus vernünftig. Als sie geboren wurde, fiel ihrer dummen Mutter kein Name ein, also wurde sie zunächst als feminin in die amtliche Liste eingetragen. Das gefiel der Mutter, und sie ließ es bei Fee. Sie nennt sich übrigens Fee 5.«
    »Wozu die Fünf?«
    »Weil ich in der fünften Reihe in Graumans Chinesischem Theater geboren wurde«, erklärte Fee geduldig. »He, wo bleibt mein Gas?«
    »Wie alt ist diese Squaw?« wollte Sequoia wissen.
    »Vierzehn.«
    »Ziemlich wach für ihr Alter. Fehlt nur noch, daß sie auch zählen kann.«
    »Oh, kann sie, kann sie. Sie kann alles. Sie kann die Sendeimpulse der Abhörwanzen auffangen. Dieses Balg hat sein Ohr an jedem Gehirn auf der Erde.«
    »Wie?«
    »Weiß ich nicht. Sie weiß es auch nicht.«
    »Welches ist die Fraunhofer-Wellenlänge von Kalzium?« fragte der Häuptling.
    Sie legte den Kopf auf die Seite. »Nun?« fragte er nach einer Pause.
    »Ich muß jemanden finden, der darüber redet. Das kann eine Weile dauern.«
    »Was hörst du, wenn du horchst?«
    »Es ist wie der Wind in tausend Drähten. Ah! Da ist es. 3968 Ångström, im extremen Violett.«
    »Dieses Kind ist ein Schatz.«
    »Du solltest ihr nicht schmeicheln. Sie ist schon so eitel genug.«
    »Ich kann sie am JPL gebrauchen. Sie würde eine ideale Assistentin abgeben.«
    »Sie sind nicht verwanzt«, sagte Fee zu ihm, »und Sie werden nicht überwacht. Wußten Sie das?«
    »Ja, ich weiß«, erwiderte der Häuptling. »Bei euch wird es anders sein.«
    »Nein«, sagte ich. »Fee und ich sind nicht
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