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Der Computer und die Unsterblichen

Der Computer und die Unsterblichen

Titel: Der Computer und die Unsterblichen
Autoren: Alfred Bester
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Katastrophe, die sie drei Tage aufgehalten hatte, und benahm sich, als ob alles meine Schuld gewesen wäre, wie wenn ich mit Zündhölzern gespielt hätte. Das ist die Geschichte meines Todes und des Wunders, das mich rettete. Das mich zu einem Molekularen Menschen machte.
    Nun ist es ziemlich schwierig, einen Vulkanausbruch zu arrangieren, wenn man jemandem zur Unsterblichkeit verhelfen will, und noch schwieriger ist eine wunderbare Rettung aus der Katastrophe zu inszenieren. Ich bin ziemlich gut, wenn es darum geht, einen grausam umzubringen, aber wenn dann die Rettung fällig wird, habe ich einen Mißerfolg nach dem anderen, so sorgfältig ich mich auch vorbereite. Bei Sequoia gelang es mir, aber ich muß ehrlich sein und zugeben, daß das Wunder ein Zufall war.
    Jacy ist immer geschmerzt, wenn ich es ein Wunder nenne. »Nein«, sagte er kürzlich, als ich meine Theorie wiederholte, »Wunder sind wesentliche Bestandteile der göttlichen Offenbarung, Taten, die den göttlichen Charakter und die göttliche Bestimmung enthüllen.«
    »Ja, ich weiß, Jacy, aber von welcher Art könnte die göttliche Bestimmung sein, jemanden wie mich ewig am Leben zu erhalten? Ich bin ein Produkt des rationalistischen neunzehnten Jahrhunderts. Was würdest du zu einem seltenen Zusammentreffen von geringer Wahrscheinlichkeit und Biochemie sagen?«
    »Du redest wie Spinoza, Guig.«
    »Nun, das nenne ich ein Kompliment. Hast du ihn je kennengelernt, Jace?«
    »In Amsterdam kaufte ich ihm mal eine Brille ab.«
    »Was für einer war er?«
    »Er war der erste, der sich weigerte, einen von den Menschen nach ihrem eigenen Bild und zum Dienst an ihren eigenen Interessen geformten Gott zu verehren. Dazu gehörte im siebzehnten Jahrhundert Mut.«
    In diesem Moment kam meine Dienerin mit Erfrischungen herein; Cognac für mich, Aperitif für Jacy, der seit seinen Jerusalemer Tagen ein Wermutbruder war. Als sie hinausging, hatte die Kleine die Frechheit, Jacy zuzuzwinkern und mit beinahe anzüglicher Betonung »Hallo« zu sagen. Dann war sie draußen. Jacy starrte mich an.
    »Die wartet immer mit Überraschungen auf«, sagte ich. »Sie versucht, mich aus der Fassung zu bringen.«
    »Weiß sie von der Gruppe?«
    »Noch nicht.«
    »Wer ist dieses Kind?« fragte Jacy.
    »Ich habe sie aufgenommen und kann sie nun nicht mehr loswerden.«
    »Aber Guig ...«
    »Möchtest du die ganze Geschichte hören?«
    »Natürlich.«
    »Also du weißt, daß ich nebenbei dieses Magazin herausgebe, Kassetten voller Comics und Werbung und diesem Scheiß. Nun, ob du es glaubst oder nicht, eines Tages kriegte ich einen Brief. Einen Brief, heutzutage! Ich war völlig von den Socken, also beantwortete ich ihn. Moment, ich werde die ganze Korrespondenz aus meinen Unterlagen ziehen.«
    Ich drückte Programmnummer und Anforderungsknopf, und die Ausdruckstation des Computers ratterte los wie ein Maschinengewehr. Als sie fertig war, riß ich den Ausdruck von der Rolle und gab ihn Jacy.
     
    An den Magazindirektor: Ich will einen Artikel über die Geschichte von kleinen Gruppen wie Indianern und Sibiriern schreiben, die 1492 in Booten von Rußland kommen und Amerika entdecken. Kolumbus war ein Lügner.
    Fee 5, Graumans Chinesisches Theater
    Mexiforn, USA
     
    Sehr geehrter Mr. Grauman:
    Verbindlichen Dank für Ihren interessanten Vorschlag. Leider läßt sich das Thema nicht mit der Verlagspolitik unseres Magazins »Boing« vereinbaren, das ausschließlich Comics, Werbung, Sex und Sadismus gewidmet ist. Mit freundlichen Grüßen
    Der Herausgeber
     
    An den Herausgeber. Ihre Antwort hat nichts zu sagen. Indianer und Eskimos werden in USA seit 1492 unterdrückt. Ihr raubt ihnen schon 320 Jahre die Menschenrechte. Macht sie zu Bürgern 2. Klasse. General Custer kriegte, was er verdient hatte.
    Fee 5, Chines., Mexiforn
     
    Sehr geehrter Mr. Chines:
    Zieht man 1492 von 2080 ab, so verbleiben 588 Jahre. Was ist mit Ihren anderen 268 Jahren, oder sollen die Teil Ihres Artikels werden? Mit freundlichen Grüßen
    Der Herausgeber
     
    An Herausgeber. Zahlen sind unwichtig. Wenn Sie nichts tun, um Unrecht an Indianern und Minderheiten gutzumachen, beweist das, daß kein sinnvoller Dialog möglich, und unsere MSS wird Ihnen entgegentreten.
    Fee 5, Chines.
     
    Sehr geehrter Mr. Chines:
    Was ist MSS? Ist es die Abkürzung für »Manuskripte«? Wir müssen Sie warnen, daß »Boing« keine Haftung für unverlangt eingesandte Beiträge übernimmt. Mit freundlichen Grüßen
    Der
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