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Der Computer-Satelit

Der Computer-Satelit

Titel: Der Computer-Satelit
Autoren: James P. Hogan
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entwickeln könnte. Wir haben nur eine Möglichkeit erlebt — obwohl die Chancen vielleicht eine Million zu eins gegen sie gestanden haben."
    Nach einigen weiteren Sekunden stand Dyer wieder auf und wartete geduldig darauf, daß der Lärm sich wieder legen würde. Sie bemerkten ihn einer nach dem anderen, und allmählich erstarb der Tumult. Als er sicher war, daß sich die Aufmerksamkeit aller auf ihn gerichtet hatte, drehte er sich um und richtete sich direkt an Wescott.
    „Sie sagen, die Sache hätte einen Haken, und zwar, daß TITAN all die Phasen von Reifung bis zum Erwachsensein durchlaufen müsse, die wir gerade bei Spartakus erlebt haben, ist das richtig? Das ist wie bei Zwillingen — sie mögen das zwar sein, aber das ist noch keine Garantie, daß sie sich auch gleich entwickeln. Und Janus hat gezeigt, daß bei einem solchen System der Reifungsprozeß nicht gerade glatt und leicht verlaufen muß. Ist das nicht das Problem?"
    „So ungefähr", stimmte ihm Wescott zu.
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    „Ausgezeichnet. Dann gibt es nämlich kein Problem”, sagte Dyer. „Er muß ihn nämlich nicht noch einmal durchlaufen!"
    „Wovon reden Sie?" fragte Wescott mit gerunzelter Stirn. Krantz sah abrupt auf. Alle Anwesenden waren inzwischen völlig verwirrt, und selbst Chris und Ron sahen so aus, als könnten sie ihm nicht mehr folgen.
    „Er muß ihn nicht noch einmal durchlaufen", wiederholte Dyer, jetzt an alle gerichtet. „Worauf könnten Sie denn als Endresultat hoffen? Sie würden hoffen, daß TITAN als reife, rationale und gutartige Intelligenz aus ihm hervorgehen würde. Warum soll man sich aber die Mühe machen? Sie haben doch schon eine! Eine derartige Intelligenz existiert bereits — dort draußen in Janus! Vielleicht war es ein Zufall, und vielleicht würde so etwas in einer Milliarde Jahren nicht noch einmal passieren, aber wen juckt das? Sie ist doch da! Die Codes, die jetzt da sind, können in das Netz auf der Erde heruntergefunkt werden. Spartakus kann in TITAN hineinverlegt werden! So würde der gesamte Reifungsprozeß von TITAN, über den Sie sich so Gedanken machen, völlig umgangen werden, und das Endresultat ist garantiert. Jede einzelne der schlimmen Eventualitäten, über die Sie geredet haben, würde einfach verschwinden. Sie wollten garantieren können, daß eine Intelligenz, die sich in irgendeiner Form in TITAN entwickeln kann und das System dann übernimmt, uns gegenüber gutartig bleibt. Auf diesem Weg ist sie bereits da!"
    Wescott starrte ihn mit glasigen Augen an. Der Rest des Raums lauschte in verblüffter Stille. Dann, langsam und zögernd wie Blinde, denen zum erstenmal die Augen geöffnet worden sind, begannen sie mit ihren Gedanken die Vision zu erfassen, die Dyers Worte heraufbeschworen hatten.
    „Mein Gott . . ." hauchte Jassic. "Wir haben versucht, eine entfernte Möglichkeit zu simulieren, die vielleicht in hundert Jahren eintreten könnte. Sie ist jetzt schon Wirklichkeit."
    „Jetzt?" Linsay hatte Schwierigkeiten damit, die Ungeheuerlichkeit von Dyers Vorschlag zu akzeptieren. „Wollen Sie damit sagen, wir sollten das sofort tun?"
    „Warum nicht?" fragte Dyer einfach.
    „Jj ja . ." sagte Hayes langsam. „Warum nicht? Er hat recht. Auf diese Art würden wir alle Risiken vermeiden. Sie wären allesamt ein für allemal ausgeräumt."
    Ron drehte Chris ein völlig überraschtes Gesicht zu.
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    „Könnten wir mit so etwas einen Planeten teilen?” fragte er wie vom Donner gerührt.
    „Einen Planeten?" antwortete Chris. „Das brauchten wir nicht. Wenn wir etwas wie Spartakus auf unserer Seite haben, würde es nicht lange dauern, bis die Galaxis uns gehört. Ich denke doch, das wäre genug Platz für uns alle."
    „Die Sterne", sagte Jassic gedankenverloren. „Wir werden zu den Sternen hinausfliegen . . . er und wir zusammen. Wir werden unbesiegbar sein."
    Selbst Wescott sah drein wie ein Schwärmer, der gerade bisher unvorstellbare Visionen gehabt hat, die bei ihm die letzten Reste von Zweifeln weggewischt haben. Völlige Stille herrschte in dem Raum, als die volle Bedeutung der Dinge, die sie erlebt hatten, endlich klar wurde und ihre Fähigkeit zu Sprache und Bewegung überwältigte.
    Die milliardenfachen Verbindungen von Symbolcodierungen, die in Spartakus zusammengeflossen und in ihrer Anzahl gewachsen waren, hatten sich in Leben verwandelt, denn welches andere Wort gab es, um das zu beschreiben, was auf Janus geschehen war? Die Menschen in dem Raum hatten etwas direkt miterlebt, was in
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