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Der Computer-Satelit

Der Computer-Satelit

Titel: Der Computer-Satelit
Autoren: James P. Hogan
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und trank weiter aus seiner Tasse. Sein Publikum, das ihn gebannt beobachtet hatte, begann wieder zum Leben zu erwachen. Ein leises Murmeln erhob sich überall, das von vereinzelten Überraschungsrufen unterbrochen wurde. Dyer sah kurz zu Laura, und sie beantwortete seinen Blick mit einem schnellen, beruhigenden Lächeln. Sie war dagewesen, hatte es gesehen und war voll und ganz seiner Meinung. Die meisten anderen Personen im Raum begannen, einen überzeugteren Eindruck zu machen, und einige nickten langsam. Auch sie schlossen sich seiner Meinung an.
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    Doch dann erhob plötzlich Frank Wescott das Wort. "Die Sache hat einen Haken. Wir haben noch immer nichts bewiesen." Er hatte seine Fingerspitzen zusammengelegt und vor sein Gesicht gehoben. Sein Blick war auf einen Punkt vor ihm gerichtet. Wieder senkte sich Stille über den Raum, und alle Blicke richteten sich auf ihn. Sie warteten verwirrt, bis auf Dyer, der dies anscheinend erwartet hatte.
    „Die Sache hat einen Haken", sagte Wescott noch einmal. "Die Zeit! Die Sache ist nur deshalb gut ausgegangen, weil die Ereignisse zufällig in dieser Reihenfolge geschehen sind." Niemand sagte ein Wort. Wescott sah Dyer an und breitete flehentlich. seine Hände aus. „Verstehen Sie das denn nicht? . . . Denken Sie doch einmal daran, in welcher Folge das alles passiert ist. Spartakus hat gekämpft — wie Sie vorher sagten, gnadenlos. Er hat ganz Janus übernommen — den einzigen Planeten, von dem er etwas wußte. Er war drauf und dran, die wenigen Überlebenden auszurotten, die es dort noch gab. Er ist allerdings dann nicht mehr dazu gekommen, sie völlig zu vernichten, weil er vorher erwachsen geworden ist — aber ganz knapp! Ich weiß, daß Sie ihn hätten abschalten können, aber nur deshalb, weil es durch eine Eine-Million-zu-Eins-Chance einen Weg zu ihm hinein gegeben hat. Ich sage nur, daß wir keinerlei Garantie dafür haben, daß die Reihenfolge der Ereignisse beim nächstenmal die gleiche sein wird. Das ist der Haken."
    Wescott drehte seinen Kopf von einer Seite zur anderen, um den ganzen Raum mit seinem Blick zu erfassen. "Unser erklärtes Ziel war es herauszubekommen, ob wir es zulassen können, daß TITAN sich weiterentwickelt, oder nicht. Nach dem, was wir erlebt haben, kann es aber darüber keine Frage geben. Das Risiko wäre Wahnsinn."
    „Aber wir haben doch gesehen, wie es ausgegangen ist", erinnerte ihn Krantz. "Und das war unter extrem provokativen Bedingungen, wie sie auf der Erde nicht herrschen würden. Ich bin nicht sicher, ob ich das Problem erkennen kann."
    „Das Problem ist, daß TITAN die gleiche Entwicklung durchlaufen könnte, aber in einer etwas anderen zeitlichen Abfolge", antwortete Wescott. „Nehmen Sie einmal an, die schlimmsten Eventualitäten bewahrheiten sich, und diese Annahme ist doch ständig verlangt worden, und die Ereignisse auf der Erde geschehen in der gleichen Reihenfolge, aber nicht ganz. Nehmen Sie einmal an, TITAN erreicht den Punkt, an dem er in der Lage ist, seine Konkurrenz auszulöschen, und er tut das auch, und erst danach wird er erwachsen!"
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    „Mein Gott!” flüsterte Krantz.
    „Ganz genau!" rief Wescott. „Selbst wenn es dazu kommen sollte, daß er sich hinterher überlegt, daß er vielleicht ein wenig voreilig gewesen ist und das wirklich nicht hätte tun sollen, dann würde das eigentlich keinen Unterschied mehr machen, oder? Verstehen Sie, worauf ich hinauswill — das Risiko ist immer noch ganz genauso groß wie es vorher war. Wir können es einfach nicht eingehen!"
    Wieder erhob sich im Raum eine Kakophonie von Stimmen. Krantz sah wieder niedergeschmettert aus, und Linsays Gesicht hatte sich tiefrot gefärbt. Chris und Ron glotzten sich sprachlos mit verwirrten und bestürzten Gesichtern an.
    „Das ist genau der Punkt", rief Wescott mit lauter Stimme über den Lärm hinweg. „Das einzige, was wir bewiesen haben, ist, daß ein derartiges System in der Lage ist, uns auszulöschen. Wir haben nicht bewiesen, daß es das nie schaffen könnte!"
    „Er hat recht", stöhnte Hayes. „TITAN könnte umgekehrt vorgehen."
    „Zu viele variable Faktoren", murmelte Jassic. „Es gibt einfach zu viele variable Faktoren. Bei einem zweiten Durchgang würde es nie wieder genauso kommen."
    „Die Codes, die sich in Spartakus zusammengefügt haben, sind einzigartig", sagte Krantz. „Es könnte vielleicht in einer Milliarde Jahre nicht wieder so passieren. Er hat recht. Das sagt uns nichts darüber, wie TITAN sich
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